Bitte aktiviere / Please enable JavaScript![ ? ]
Der Natur eine Brücke bauen - Märkischer Bote Der Natur eine Brücke bauen Der Natur eine Brücke bauenMärkischer Bote
Freitag, 29. März 2024 - 10:24 Uhr | Anmelden
  • Facebook SeiteTwitter Seite

header-logo

 
Overcast
11°C
 
das epaper der lausitzer heimatzeitung
Anzeigen

Der Natur eine Brücke bauen

Region | Von | 20. November 2015

151121natur

Seit Projektbeginn ist Dr. Christian Böhm (l.) in enger Abstimmung mit Landwirt Thomas Domin, der auf einem Teil seines Landes Agroforst betreibt. Im Oktober präsentierten beide erfolgreich das Projekt auf der diesjährigen Expo in Mailand F.: R. Hübner

Kombinierter Wald-Feld-Anbau als Innovationsprojekt auf Expo vorgestellt
Großes Agroforst-Forum für 2016 in der Lausitz geplant / Kooperationspartner gesucht:
Region (ysr). Seit gut 15 Jahren beschäftigt sich der BTU-Lehrstuhl im Fachgebiet für Bodenschutz und Rekultivierung mit dem Thema „Agroforst“, ein gewinnbringendes Konzept, bei dem Forst- und Landwirtschaft miteinander kombiniert werden, ein System, das vor rund 200 Jahren selbstverständlich genutzt wurde, nur leider in Vergessenheit geraten ist. Nun gehen Wissenschaft, Land- und Forstwirte Hand in Hand, um das bis heute in den Subtropen wie Tropen bewährte Konzept in Deutschland zu reetablieren, und das möglichst langfristig vor dem Hintergrund der sich bis heute stark veränderten, modernen Agrartechnik.
Die Innovationsgruppe „AUFWERTEN“ analysiert derzeit die Möglichkeiten dieses Landbausystems. Das Rad wird hierbei nicht neu erfunden. „Aber wir haben verlernt, Gehölze gewinnbringend zu integrieren“, sagt Projektleiter Dr. Christian Böhm. Das entstehende Mikroklima auf dem Feld kann Ernteerträge, unter „normalen Bedingungen“, stabilisieren und steigern. „Je nach Ackerkulturart und Standorteigenschaften können die Erträge nachweislich um bis zu 50 Prozent gesteigert werden.“ Der kombinierte Anbau von Ackerkulturen und Gehölzen hilft auch dabei die Wasserqualität zu bewahren, denn unter den angepflanzten Bäumen gelangen deutlich weniger Nähr- und Schadstoffe in das Grundwasser. Auch Boden- und Winderosion lassen sich so um bis zu 90 Prozent reduzieren. „Das Thema betrifft oft erst die nächste Generation der Landwirte, dennoch sollte es nicht außer Acht gelassen werden. Es geht darum, nachhaltig zu denken und zu wirken“, so der BTU-Fachmann. Weitere Vorteile sind neben einer verbesserten Energiebilanz die Schaffung von Lebensräumen für zahlreiche Pflanzen- wie Tierarten und die Möglichkeit der gezielten, aktiven Einflussnahme  auf die Landschaftsgestaltung.
Derzeit verfolgen deutschlandweit neun Innovationsgruppen das Ziel der nachhaltigen Ressourcen- und Landnutzung. Dabei gehen sie mit Ansätzen wie ökologischem Landbau oder Solarzellen auf Feldern unterschiedliche Wege. Das Projekt-Team „AUFWERTEN“ hat im Wesentlichen zwei Ziele, nämlich das, wie der Name schon sagt, großräumige Aufwerten von Flächen und zeitgleich die Förderung einer regionalen Wertschöpfung. „Es geht nicht nur um die Steigerung der eigenen Wirtschaftlichkeit“, macht der Projektleiter deutlich. Vielmehr geht es auch um die Auseinandersetzung der Agrarbetriebe zum Flächenerhalt. „Bei Agroforst handelt es sich um eigene Wirtschaftssysteme.“ Langfristiges Ziel ist es, Arbeitsplätze zu schaffen, auch Firmenansiedlungen im Bereich holzverarbeitendes Gewerbe sind denkbar. Zudem werden verschiedene Empfehlungen erarbeitet, die die Änderungen bestehender gesetzlicher Richtlinien anregen.
Die Bilanz nach dem ersten Jahr fällt insgesamt positiv aus. Zum Großteil ging es bislang darum, ein Netzwerk aufzubauen, das BMBF-geförderte Projekt bekanntzumachen und Kooperationspartner zu finden.
Die enge Zusammenarbeit von theoretischer Wissenschaft und praxisbezogener Landwirtschaft macht deutlich, dass Überlegungen auf dem Papier sich nicht zwingend mit der natur- und wetterunterworfenen Arbeit decken.  „Wichtig ist zu wissen, dass die Kurzumtriebsplantagen keinen Landverlust bedeuten“, sagt Landwirt Thomas Domin aus Peickwitz, der ebenfalls am Projekt beteiligt ist. Dennoch sind Bäume nicht selten anspruchsvoller als Ackerkulturen. Land mit „nicht fruchtbaren“ Böden „zum Ausprobieren“ zur Verfügung zu stellen, wird nicht funktionieren.
Das nächste große Forum Agroforst ist für Dezember 2016 in der Lausitz geplant. Rund 150 Teilnehmer aus ganz Deutschland werden zu Gast sein. Mehr Infos zum Projekt finden sich unter www.agroforst.info.de



Anzeige

Kommentar schreiben

Kommentar

Sehr interessanter Artikel, leider ist die Internetseite im letzten Satz falsch, folgende Adresse ist die Richtige: Agroforst-Info.de


Das könnte Sie auch interessieren: