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Schwarze Pumpe galt einst als „Sorbengrab“

Senftenberg & Seenland, Spremberg | Von | 20. Mai 2016

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Dr. Edmund Pech vom Sorbischen Institut Bautzen

Lausitzer Wissenschaftler Dr. Edmund Pech stellt seine neuesten Forschungsergebnisse vor:
Senftenberg/Schwarze Pumpe (trz). Als künftiger Motor der DDR-Wirtschaft ist das Gas- und Energiekombinat Schwarze Pumpe während seiner Aufbauzeit bezeichnet worden. Von Mitte der 1950er- bis Mitte der 1960er-Jahre gab es auf der Großbaustelle mitten in der Lausitzer Heide südlich von Spremberg bis zu 15 000 Arbeitskräfte. Diese kamen aus allen Teilen der DDR. Über deren Zusammensetzung sowie den Einfluss auf die bis dato fast rein sorbisch geprägte Umgebung hat der Bautzener Historiker Dr. Edmund Pech vom Sorbischen Institut geforscht.

 
Steigende Kriminalität
Demnach waren unter den Aufbauhelfern bei weitem nicht nur ehrenwerte Leute, so Pech. Er hat herausgefunden, dass auch viele Asoziale und Kriminelle den Weg auf die Großbaustelle in der Hoyerswerdaer Heide fanden. Tatsächlich soll in jener Zeit selbst in den umliegenden Orten die Verbrechensrate merkbar angestiegen sein. „Viele der Arbeiter waren einfach Glücksritter“, berichtet Edmund Pech. Einige verschwanden nach einer gewissen Zeit wieder, andere blieben bis heute.
Die heimischen Bauern, so hat Edmund Pech recherchiert, hatten sich beizeiten über die negativen Aspekte des Kombinatsaufbaus beschwert. In den Schreiben ging es unter anderem um kaputt gefahrene Straßen und Wege, um durch Raupenfahrzeuge zerstörte Felder und nicht zuletzt um die bergbaubedingte Absenkung des Grundwassers. Was die Landwirte damals besonders ärgerte: Sie mussten trotz dieser Ärgernisse dennoch die volle Quote an Erzeugnissen an die Planstellen abliefern.

 
Viele Beschwerden
Nicht zuletzt wurde das Kombinat Schwarze Pumpe als „Grab des Sorbentums“ bezeichnet. Kein Wunder, wurde die einheimische Bevölkerung geradezu von den rein deutschen Arbeitern überrannt. Dieser Prozess hatte aber schon weit vor der Grundsteinlegung am 31. August 1955 begonnen. Lebten am Ende des 19. Jahrhunderts im Nachbardorf Terpe noch 96 Prozent Sorben, waren es 1954 lediglich noch zehn Prozent. In Spreewitz sank der Anteil von 89 auf 32 Prozent. Zwar gab es während der Aufbauzeit von den DDR-Oberen Bestrebungen, ein zweisprachiges Kombinat zu etablieren, doch waren diese Bemühungen alsbald zum Scheitern verurteilt. Kein Wunder, zählten nicht mal zehn Prozent der Arbeiter zu den Sorben. Und noch weniger bekannten sich letztendlich zu ihrer slawischen Herkunft. Innerhalb von nur zwei Generationen wurde die westslawische Sprache abgelegt. „Die Leute wollten der Mehrheit angehören. Und die war deutsch“, bringt Edmund Pech das Dilemma auf den Punkt. Kurzum lässt sich festhalten, dass durch Aufbau und Betrieb des Kombinats die Bevölkerungsstruktur total umgekrempelt wurde.



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