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Cottbus: Neu Holland am Rande der Stadt

Bilder aus dem alten Cottbus | Von | 23. August 2008

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Neu Holland am Rande der Stadt

Diesmal haben sich nur sehr wenige Leser erinnert.
Brigitte Horn erzählte am Telefon: „Auf dem Bild ist die Gaststätte ‘Neu Holland’ zu sehen. Als Kind habe ich dort mit meiner Mutti schöne Stunden verleben können. ‘Neu Holland’ war hinter dem Südfriedhof und da gab es ja das Gartenlokal und wenn man in die Gaststätte ging, war da zunächst die Veranda und dahinter der Saal. Da waren regelmäßig Tanzabende und hier habe ich auch tanzen gelernt. Nach 1945 war es zuerst noch Gaststätte. Später war hier das Büro und ein Materiallager für Landmaschinen und Ersatzteile, so ist es mir noch in Erinnerung geblieben. Die Gaststätte verfiel aber immer mehr und letztlich wurde sie dann abgerissen. Jetzt gibt es da Gärten und es stehen auch Häuser dort.“
Siegfried Glona schrieb: „ Das Garten- und Tanzlokal ‘Neu Holland’ war ein beliebtes Lokal bis kurz nach Kriegsausbruch 1939. Durch das allgemeine Tanzverbot im Krieg verlor das Lokal an Anziehungskraft und es wurde bald geschlossen. Ab 1942/43 wurde in den Räumen ein Lager für zwangsverpflichtete sowjetische junge Frauen eingerichtet.Diese arbeiteten in verschiedenen Betrieben in Cottbus, so auch in der Tuchfabrik W. Wes-terkamp jr. in der Parzellenstraße. Eine Gruppe von ca. acht jungen Frauen traf ich fast täglich auf dem Spreedamm, ihrem Weg zur Arbeit. Sie gingen ohne Bewachung in Lagerkleidung zum Betrieb und zurück. Es bestand zu der Gruppe mit der Zeit ein Blickkontakt. Auch mehrmals konnte ich unter größter Vorsicht ein paar Frühstücksbrote sichtbar auf ihren Weg legen. Ab Sommer 1943 wurde ich zur Wehrmacht eingezogen, die weitere Entwicklung des Lagers ist mir nicht bekannt. Nach dem Krieg wurde das Lokal für einen kurzen Zeitraum wieder geöffnet. Dann wurde es für ein paar Jahre ein Lager für die HO-Industriewaren in Zusammenhang mit ihrem weiteren Lager in der Markgrafenmühle.“
Georg Müller wusste ebenfalls Bescheid: „Heiterkeit hier – Traurigkeit dort, dazwischen die Bautzener – so lässt sich das Damals war’s-Rätsel diesmal umschreiben: Neu Holland im Süden von Cottbus, jahrzehntelang Ort der Gastlichkeit, des Frohsinns; viele ältere Cottbuser schwärmen noch jetzt davon. Nahebei Tennisplätze, die Markgrafenmühle, der Eichenpark und die Spree auf der einen Seite, aber auch der große Friedhof auf der anderen. Neu Holland – möglicherweise einmal Ausdruck der Sehnsucht angestammter Binnenlandbewohner für das Meer – jedenfalls schwebte der Gedanke eines Wasserstraßenzuganges bis zur See mehrmals durch die Cottbuser Chronik. Dieses wurde nichts, und mit Neu Holland war’s Anfang der fünfziger Jahre des vorigen Jahrhunderts auch vorbei. Danach lagerte dort die HO Lebensmittel, später zog hier die Agrotechnik ein. Schließlich wurde das inzwischen marode Bauwerk so um die Jahrtausendwende herum abgerissen. Nun stehen hier seit fast einem Jahrzehnt kleine schmucke Einfamilienhäuser, inmitten wohltuender Naturstille – vielleicht säufzt im Hintergrund insgeheim noch ein Neu Holländer – vielleicht.“



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