Cottbus. Altes Amtsgericht von Maurer Mund
Bilder aus dem alten Cottbus | Von CGA Verlag | 22. Mai 2010
Altes Amtsgericht von Maurer Mund
Im Sommer 1905 zusammen mit dem mittelalterlichen Schloss geschleift
Natürlich war unser Rätselbild der letzten Woche eine harte Nuss. Aber dafür bekamen unsere Leser ein selten, vielleicht noch nie gezeigtes Bild zu sehen. Georg Müller schrieb ganz richtig: Der Gerichtsplatz um die vorige Jahrhundertwende ist zu sehen. Noch steht das zweigeschossige Landgerichtsgebäude von damals mit seinem markanten Krüppelwalm aus anno 1821. Maurermeister Mund hat es zu der Zeit dort gebaut, wo heute die Nr. 2 des Platzes zu finden ist. Nach der Errichtung eines Landgerichtsgebäudes auf dem Schlossberg – das war so um 1875 – wurde hier das Kreisgericht etabliert, nach weiteren fünf Jahren das Amtsgericht, das Königliche, wie die Aufnahme erkennen lässt. 1905 hatte das Bauwerk ausgedient; der einstmalige Landgerichtsplatz bekam seinen neuen Namen und das seit über hundert Jahren bekannte Aussehen.“
Um das gut proportionierte Haus war es schade, aber Bausünden sind, wie wir längst wissen, in allen Gesellschaftsformen und unter allen Oberbürgermeistern begangen worden. Hier pflanzten sich die Kaiserlichen (auch wenn sie das Gericht „Königliches“ nannten) eine Protzburg hin und opferten dafür den vergleichsweise schlichten Mundschen Bau und die wertvollen Reste des mittelalterlichen Cottbuser Schlosses, wie wir es von Hilscher- und Vester-Gemälden kennen.
Die Stadt Cottbus hatte von 1821 bis 1905 gehörig an Bedeutung gewonnen und benötigte gewiss einen größeren Gerichtsbau. Aber dafür wäre an anderer Stelle Platz gewesen. Die Bauherren hielten aber am alten Ort der Macht, eben am Schlossberg, fest und entfernten den Sitz der Herren von Cottbus mit dreistem Selbstbewusstsein.
Bezeichnenderweise bauten sie zuerst ein Gefängnis, den später berüchtigten NKDW- und Stasi-Untersuchungsknast. Der Gefängnisflügel mit vergitterter Blickrichtung zur Spree hin wurde im Januar 1907 fertig, die Einweihung des repräsentativen Amtsgerichts geschah am 21. September des gleichen Jahres. Es ist im Stile der Neorenaissance gehalten und enthält in seinem großen Gerichtssaal immerhin eine holzgetäfelte Decke, deren schwarze und weiße Ornamente an jene des Festsaales des alten, abgerissenen Schlosses erinnert.