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Unser Pückler. Unser Pückler?

Region | Von | 31. Oktober 2010

Zum 225. Geburtstag des Schriftstellers und Parkgärtners aus Muskau-Branitz

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Hermann Fürst Pückler Muskau, 80jährig in Branitz Pastell von Frank Merker nach einer Fotografie des Fürsten

Cottbus. Das feurige „Denn er ist unser…“ wie es Goethe dem Dichterfreund Schiller nachrief, um es ins Weltbewusstsein zu pflanzen, können wir Lausitzer in Bezug auf Pückler wohl (noch) nicht behaupten. Zu lange befand sich das Volk auf vorsichtiger Distanz zu dem genialen Erzähler und Gärtner. Zuerst wegen dieser Schrullen des Hochbetagten, der sich da in Branitz als Muselmann verkleidete, wenn er nicht gar noch als Greis durch Europa ritt und neben seinem gestürzten Pferd munter aufstand, während der Gaul kläglich vondannen hinkte. Ganz normal war das nicht.
Noch weniger normal war später die Sicht auf den „üblen Junker“. Als Laienschauspieler in Muskau ein Stück über den Gartenfürsten inszenierten, wetterte die Lausitzer Rundschau eine volle Zeitungsseite lang über diesen Klassenfeind, und auch in Cottbus, wo seit 1946 ein Museum (ein Glücksumstand) das Schloss belegte, blieb es still um „Lou“, wie seine Lucie den Mann liebevoll nannte, der vor allem die Kunst beherrschte, sein Leben lang ein Kind zu bleiben, erfüllt von naiver Neugier und unbekümmertem Schöpfertum.
Noch heute gibt es keine repräsentative Straße in der Stadt, deren erster Ehrenbürger Pückler ist (von einem Weg im Ortsteil Branitz abgesehen), und der Versuch, die Stadt als „Fürstlich-Cottbus“ zu vermarkten, führte fast ins Fiasko. Dabei hat die offizielle Meinung zu Pückler schon vor 30 Jahren umgeschwenkt. Den 200. Geburtstag vor Augen, war zunächst Verlagen klar, dass sich zumindest mit den „Andeutungen über Landschaftsgärtnerei“ und dann weiter im Umfeld des „Verstorbenen“ Divisen machen ließen. So geriet Pückler fast gleichzeitig mit Karl May zum positiven Helden der DDR-Kulturpolitik, und es gab 1985, zum 200. Geburtstag Pückler-Muskaus, in der Kammerbühne einen Festakt zur Pücklerehrung mit hochrangigen Rednern und der Uraufführung der „Parkmusik“ von Bernd Weinreich, dem heutigen Intendanten des Cottbuser Musikherbstes.
Nun endlich erfuhr ein jeder: Pückler ist 1785 in Muskau als Kind einer halbfranzösischen Mutter geboren, die fast selbst noch ein Kind war und mit dem Baby launisch wie mit einer Puppe spielte. Hier begann seine Prägung. Den strengen Vater beerbte er früh, wurde Standesherr und heiratete später die Tochter des preußischen Staatskanzlers.
Sein großer Ruhm begründete sich in den vielen Reisen durch Europa, Asien und Afrika. Er war kein herkömmlicher Tourist, sondern einer, der sich einließ vor Ort, fühlen und verstehen und schließlich vermitteln konnte. Seine Bücher wurden Bestseller, lesbar bis heute. Sein Weltbild formte er in ein dreidimensionales großes Gemälde – seinen Branitzer Park, „eine große Dichtung, mit smaragdenen Lettern in den Sand der Lausitz geschrieben“, wie Biografin Ludmilla Assing schrieb. Mittendrin das Bauwerk seiner Unsterblichkeit, die Pyramide. Niemand würde sich je die Mühe machen, diesen „Haufen Sand“ wegzuschaufeln.
Der Mühe wert aber bleibt, was vom Gartenfürsten schriftlich überliefert ist. Nur wenig davon ist transkripiert, allgemein lesbar. Ein Berg an Geheimnissen lockt – denn er ist ja doch irgendwie unser…



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