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Guben. Bahnhofstraße 1917, heute Berliner Straße

Bilder aus der alten Neißestadt Guben | Von | 31. Dezember 2010

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Eine Handelsstraße ins Stadtzentrum / Bahnhofstraße verband den Bahnhof mit einstigem Zentrum, heute Gubin
„Unser farbenreiches Foto befindet sich – wenn auch oft als Kopie – in vielen Sammlungen unserer Leser. Die Lösung war nicht schwer. Doch die Bahnhofstraße veränderte sich, ihre Bedeutung auch. Werner Koschack blätterte in alten Büchern und fand heraus: „Diese Ansichtskarte zeigt die Bahnhofstraße um 1917. Ich besitze eine Repro-Karte. Wie man sieht, ist sie noch gepflastert und ohne Radfahrwege und Laternen. Wohl erst seit 1869 mit der Einführung der Hausnummern nach Straßen und der Anbringung von Straßenschildern dürfte sie als Bahnhofstraße geführt worden sein. Zur Zeit der Aufnahme war sie damals schon eine wichtige Verkehrsstraße. Vom Bahnhof – damals hatte die Bahn noch eine große Bedeutung gehabt – verlief diese Trasse entlang der Bahnhofstraße und Frankfurter Straße in die damalige Innenstadt, heute Gubin, für Straßenbahn ab 1904, Fuhrwerke, später Busse und Autos. Der Name der Straße änderte sich ab 1933. Dann hieß sie kurze Zeit Kube-Straße, danach Kurmärkische Straße, 1945 bis 1949 Berliner Straße, dann Wilhelm-Pieck-Straße. Ab 1991 Berliner Straße. Auf dem Rätselbild stehen rechts und links die Bürgerhäuser und Villen, erbaut zur Kaiserzeit von 1871 bis 1918. In den Gründerjahren entstanden Fabrikantenvillen, und Handel und Gewerbe bestimmten das Bild der Straße. Erwähnenswert sind die Kugelbäumchen, die von Karl Gander auch Kugelrüstern genannt wurden. 1938/39 wurde die Bahnhofstraße, sie hieß jetzt Kurmärkische Straße, umgestaltet. Die Straße bekam eine Asphalt-Decke, beiderseits wurden Radfahrwege angelegt und eine Straßenbeleuchtung in Form von Laternen wurde installiert. Auch Rotdornbäume wurden neu gepflanzt.
Die Straße mit ihren Wohnhäusern und Villen ist vom 2. Weltkrieg verschont geblieben.
Nach der Wende wurden viele Gebäude saniert. Einige sind richtige Schmuckstücke geworden und zählen zu Gubens Baudenkmälern. Nach 2005 begann die Umgestaltung der Straße. Die unterirdischen Leitungen aller Medien wurden erneuert. Parktaschen und Blumenrabatten wurden angelegt, auch Laternen in altem Stil und Bäumchen gibt es wieder. Die Rotdornbäume und Radfahrwege mussten weichen. Im November 2007 wurde die Straße für den Verkehr freigegeben. Somit ist die Berliner Straße mit dem Neubau des Dreiecks, jetzt Promenade am Dreieck, und die Frankfurter Straße, die ebenfalls 2003/04 umgestaltet wurde, ein würdiges Altstadtzentrum geworden mit dem Herzstück Wilkeplatz und Rathaus. Somit ist eine Verbindung über die Neißebrücke zum Gubiner Stadtzentrum entstanden auf dem Weg zur Eurostadt Guben-Gubin.“
Viele Erinnerungen gab es an Handel, Handwerker und Dienstleister, die in den alten Häusern zu finden waren. So schrieb uns Jutta Pusch: „Ich würde denken, diese Aufnahme ist von dem Haus gemacht, wo die ehemalige Gaststätte Minute drin war und auch die Fleischerei Grahl. Wenn man die Straße runter blickt, schaut man zum Gubener Dreieck. Auf der linken Seite die Häuser gehörten zur damaligen Poliklinik, die noch weiter links im Hintergrund nicht zu sehen ist. Damals war in diesen Häusern die Verwaltung der Poliklinik drin, ein Augenarzt und ein Hautarzt sowie die theoretische Ausbildung zur Krankenschwester. Heute befindet sich dort betreutes Wohnen. Die Häuser sind wieder sehr schön hergerichtet worden. Auf der rechten Seite waren die Häuser alle bewohnt. Im dritten Haus rechts befand sich der Bäcker Stiller. Es gab die Fleischerei Steinke, das Friseurgeschäft Schwedler im vierten Haus rechts. In der zweiten Etage befand sich der Schneidermeister Lehfeld. Das war mein Onkel. Oft musste ich zu diesen Verwandten hingehen und wenn in der Frühe noch das Haus zugeschlossen war, dann habe ich so lange auf der Straße gerufen, bis man mich hörte und rein ließ. Nach der Wende war dann eine Pizzeria im ehemaligen Friseurgeschäft. Danach nutzte das Haus lange Zeit ein Fotograf und später eine Schneiderei. Drei Häuser weiter nach vorn war die ‘Hobby Bar’ zu finden und an der Ecke ein Kurzwarengeschäft. Danach kam die Volkssolidarität, die auch heute noch ihren Sitz dort hat. Es folgt ein Fleischer, später war es ein Menüladen. Heute ist es wieder eine Fleischerei. So könnte man die ganze Straße lang fortfahren. Denn in jedem Haus befand sich ein Geschäft oder Zahnarzt, die deutsche Notenbank, die Polizei, Apotheke, Gemüseladen, Schreibwarengeschäft usw. Jedes Haus hat in dieser Straße eine besondere Geschichte.“
Zum Standort des Fotografen machte sich Andreas Mende Gedanken. Er schildert seine Vermutungen am Telefon: „Der Fotograf könnte seinen Apparat auf dem Balkon des einstigen Hotels am heutigen Kreisel Berliner Straße und Alte Poststraße aufgebaut haben, das wie die meisten Gebäude der Berliner Straße herrlich saniert wurde.
Ich kann mich entsinnen, dass ich als Kind öfters unsere Wäsche in die Wäscherei gebracht habe, die müsste ganz links, nicht mehr auf dem Foto, gewesen sein. Die beste Grütz- und Leberwurst gab’s früher bei Karlchen Steinke, schade, dass es die kleine Fleischerei nicht mehr gibt. Der Meister war am zeitigen Nachmittag sehr oft mit einer Zigarre und Schürze vor seinem Geschäft anzutreffen. Ich glaube, mindestens jeder zweite Gubener grüßte ihn.
Auch an den Mohnstollen aus der Bäckerei Stiller kann ich mich gut erinnern. Das Geschäft befand sich auf der rechten Seite. Ich wunderte mich nur, dass der Bäcker den Stollen oft auf den Kopf stellte und die Unterseite einpuderte, wohl um die etwas dunkel geratene Unterseite zu kaschieren? Er hat trotzdem unglaublich lecker geschmeckt!“



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