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Guben: 1903: Reichenbach erhält Schule

Bilder aus der alten Neißestadt Guben | Von | 6. Oktober 2012

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Die evangelische Schule in Reichenbach wurde vor 109 Jahren geweiht

Reichenbach erhält 1903 Schule / Mit 35 Schulkindern begann alles / 1968 letzter Unterricht
Eine besonders interessante und ausführliche Zuschrift erhielten wir von Adolf Auga, der Einsicht in eine typische Landschulchronik erhielt. Er schreibt: „Die, in steilen, abgerundeten, nach seinem Schöpfer Ludwig Sütterlin (1865-1917) benannte Schulschrift, die von 1935-1941 die natürliche Schrägschrift verdrängte, abgefasste historische Zeitfolge trägt den Titel ‘Chronik der evangelischen Schule Reichenbach’.
In seinem Hauptwerk ‘Geschichte der Stadt Guben’ schreibt Karl Gander: ‘Die Ratsdörfer Reichenbach und Kaltenborn hatten bis 1816 einen so genannten Wanderlehrer, der ohne Schulhaus zwischen beiden Orten hin und her pendelte und sich von Haus zu Haus eine Stätte suchen musste, wo er die Kinder unterrichtete und abends sein Haupt hinlegen konnte.’ Bis zur staatlichen und pastoralen Weihe einer eigenen Schule mussten die Reichenbacher Schüler die weit entfernte im Zentrum der Stadt gelegene Klosterschule besuchen.

 

 

 

 

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Die Giebelansicht der Reichenbacher Schule | Foto: Sammlung Eberhard Feller

Doch am 23. Oktober 1903 war es dann soweit, als das 237 Seelen zählende Sackgassendorf mit 35 schulpflichtigen Kindern über eine eigene Bildungsstätte verfügte und mit einer Unter-, Mittel- und Oberstufe den Unterricht von 7 bis 9 Uhr und von 9.15 bis 12.15 Uhr erteilte. Da die königliche Schulbehörde eine Gemeinschaftserziehung beiderlei Geschlechts nicht gestattete, wurden die Zöglinge streng getrennt unterwiesen. Zu den Gründen häufigen Schulausfalles zählten Schlechtwetter, ein defekter Ofen, Epidemien, verfrühte Ernte, Lehrerkonferenzen und der obligatorische Jahrmarktbesuch.
Die subjektiven Chronikeintragungen gehen fast identisch mit den patriotischen, aber auch den überbewertenden nationalistischen Ideen unwidersprochen einher. Das persönliche Mittun der Kinder und Eltern reicht vom euphorischen Siegestaumel bis zu den Bittertränen über den Ausgang zweier vom deutschen Zaum gebrochener unseliger Weltkriege.
Nur die lokalen Dorfereignisse als wahre Fundgrube lassen aufhorchen, wie die Begeisterung über den Anschluss an das städtische Stromnetz am 26. Oktober 1919, den russischen Bombenabwurf in der Nacht vom 10. bis 11. August 1941, die negativ verlaufene Kartoffelkäfersuchaktion von Septembermitte 1942 oder die alljährliche 5-Mark-Spende zur Instandhaltung der Lehrervioline (oder doch eher für den Geigenbogen als spürbares ‘Fingerkuppenerziehungsmittel’?).
Die Reichenbacher Schulchronik ist insofern eine höchst interessante Zeitreise, als dass der Leser anhand bestimmter Gepflogenheiten einer ländlichen Einklassenschule vor 1945 einen tiefen Einblick in das deutsche Dreiklassenschulsystem erhält.
Im Dunkeln bleibt, warum die Chronik mit Abschluss des Schuljahres 1942/43 abrupt schließt. Ende der vierziger Jahre nahm der liberal gesinnte und geschätzte Pädagoge Wilhelm Rabe (1896-1980) den Dienst an der Reichenbacher Schule wieder auf, die auch nach der Eröffnung der Damaschke- (1949) und der Diesterwegschule (1965) bei Platzmangel weiterhin als kleiner, schmucker ‘Bildungstempel’ treue Dienste leistete.“
Annette Bäro weiß: Es ist die alte Schule. Ich wohne nur drei Häuser weiter. Ich war der letzte Jahrgang, der dort unterrichtet wurde von 1967/1968. Damals war Frau Heinze unsere Lehrerin. Die alte Dame lebt jetzt noch in Guben. Meine Mutti besuchte diese Schule auch. Ca. 1930 (nur geschätzt). Eberhard Feller hatte einen Opa, der dort Lehrer an dieser Schule war. Dietmar Wagner weiß: „Vor 50 Jahren gab es am 4. Oktober eine Erdgaseruption bei der Suche nach Erdöl und Erdgas nahe Reichenbach. In der Schule wurde damals eine Verpflegungsstelle für die Katastrophenhelfer eingerichtet. Viele Jahre später war es ein Frauenhaus. Heute wird es privat genutzt.“
Vielen Dank allen Anrufern und Schreibern für die Details.



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