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Cottbus: Die Glocke im Museum

Bilder aus dem alten Cottbus | Von | 22. Dezember 2012

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Der Rathausturm war 43 Meter hoch

Erinnerungen an den wichtigsten Stadtturm
Es waren zwei Türme, die einst vor allem die Silhouette der Stadt prägten: der von der gewaltigen Oberkirche St. Nikolai und der etwas zierlichere des Rathauses. Beide hatten etwas Geschwisterliches. Zum einen symbolisierten sie die beiden Hauptkräfte der Stadt, weshalb es zwischen ihnen auch guten Blickkontakt gab, und zum anderen waren sie sich äußerlich zumindest am Kopfende ähnlich. Beide trugen eine barocke Haube mit einer offenen Laterne darüber. Leider erging es beiden am Ende des letzten Krieges gleichermaßen schlecht. Immerhin erholte sich der Kirchturm nach reichlich 40 Jahren; dem Rathausturm fehlte die Lobby für einen Wiederaufbau. Leser berichten, dass dem Gebäude der Stadt aus den Parteistuben stärkerer Gegenwind entgegen stürmte, als der Kirche. Der Verdacht, dass dies mit Verschleierung von Mitschuld zu tun hatte, konnte nie entkräftet werden.
Das Rathaus hat das Kriegsende noch erlebt. Wie es genau in Flammen geriet und schließlich einige Jahre später (wann genau?) abgerissen wurde, ist nicht exakt protokolliert worden. Immerhin haben beherzte Bürger einige Details gerettet. Turmuhrmachermeister Schlodder bewahrt noch Zeiger und Ziffernblatt der Uhr, die Glo-cke steht im Museum. Dank einer Leseraktion dieser Zeitung kam sie dorthin. S. Sachse berichtet; „Es gab in den 1980er Jahren die Idee, die Glocke, die im Brand herabfiel und dabei einen Sprung bekam, als Denkmal an den früheren Platz des Rathausturmes zu stellen. Die Initiative dafür wurde staatlich unterbunden mit der Begründung, es würde dann an solch einem Denkmal Demonstrationen gegen die ehemalige Rote Armee geben, die bei der Einnahme von Cottbus nicht nur notwendige Zerstörung hinterlassen habe.“
Über den einst 43 Meter hohen Turm weiß Klaus Schreiber: „Er ist in dieser Form erst mit dem Generalumbau des Rathauses 1849 errichtet worden. Hundert Jahre später gab es das ganze Bauwerk schon nicht mehr, denn es ist 1946 wegen Einsturzgefahr abgerissen worden.“

Horst Hauptmann schreibt: „Bei dem Foto blicken wir auf die Westseite des 1684 bis 1690 erbauten Rathauses mit seinem im Renaissancestil errichteten Rathausturm. Leider ist dieses Gebäude unserer Stadt nicht erhalten geblieben. Im Zuge der Kampfhandlungen im April 1945 wurde es stark beschädigt und brannte aus. Ein Neuaufbau war bedingt durch die Zerstörung nicht möglich. So wurden die festen Mauerreste abgerissen. Bei der Neugestaltung des Altmarktes sollten die Grundrisse des Rathauses am ehemaligen Standort markiert werden. Leider blieb es nur bei dem Plan“.
Alexander Kahl schreibt: „Der damalige Rathausturm war 42-43 Meter hoch. Der große leere heutige Altmarkt dürfte im Vergleich zu anderen Städten sich als unhistorisch und damit unbefriedigend darstellen. Das Rathaus, neben dem alten Gymnasium an der Oberkirche, war Kristallisationspunkt der Bürgerlichen Stadtentwicklung seit dem 13. Jahrhundert und Ort für Gerichtsbarkeit, Verwaltung und überdachter Warenumschlagplatz. Mit seinem Ratskeller, den gotischen, renaissance und barocken Bauelementen überstand es all die Jahrhunderte bis eben 1945.“
Michael Bodo Wunderlich sieht das Fehlen des Rathauses weniger negativ. Er schreibt: „Aber auch ohne das Rathaus ist der Altmarkt auch ein sehr interessanter und schöner Platz geworden. Die Verwaltungsaufgaben einer kleinen Großstadt wären wahrscheinlich in diesem kleinen Haus nicht durchführbar.“
Herbert Ramoth ergänzt: „An dieser Stelle sollte aber unser unumstrittenes Cottbuser Wahrzeichen – der Spremberger Turm – nicht vergessen werden, auch wenn er unter den hier genannten „Höhepunkten“ mit 31 Metern der kleinste ist!“
Klaus Herold weiß zudem: „Das Höhenmaß des Turmes kommt der Antwort “B” am nächsten. Ich habe da unterschiedliche Angaben gelesen, was nicht verwunderlich ist. Es soll zum Beispiel der Blitz in den Turm eingeschlagen und selbigen schwer beschädigt haben (die Haube fiel herunter). Das Rathaus war in alter Zeit eher ein Kaufhaus. Mit der Verwaltung hatte es offenbar wenig zu tun. Fleisch und Brot verkaufte man dort. Auch gab es einen Ratskeller. Insgesamt war das Gebäude in einem schlechten Zustand. Teile davon stürzten auch mal ein, da kein Geld vorhanden war, um es zu sanieren. Und wen wundert es, da ja Cottbus unglaublich geplagt wurde: entweder wütete die Pest, oder es wurde durch Stadtbrände eingeäschert beziehungsweise trieben marodierende Truppen ihr Unwesen.“



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