Cottbus: Der Turm war schon mal Litfaßsäule
Bilder aus dem alten Cottbus | Von CGA Verlag | 28. Februar 2014Das stattliche Eckhaus war vor und nach dem Krieg ein Bankgebäude
Ein ehrwürdiges Denkmal aus dem Mittelalter als Litfaßsäule für Werbebotschaften zu nutzen, gehört sich nicht. Ob mit Licht oder Pinsel – da gilt der Spruch von den Narrenhänden, schreibt uns ein Leser, der ungenannt bleiben will und uns im Zusammenhang seiner Kritik auf einen Fehler aufmerksam macht. Wir hatten das Jahr 1957 für das Foto angegeben. Unser Leser schaute ganz genau und entdeckte hinter dem Fahnenmast das weiß an das Mauerwerk getüchte Wort „Ja“. Demzufolge muss das Bild 1968 oder später fotografiert worden sein. Die damals Mächtigen missbrauchten das Wahrzeichen der Stadt zur Werbung für eine neue DDR-Verfassung. Das Volk sollte „Ja“ dazu sagen und hat es dann wohl auch zu den üblichen 99 Prozent getan. Das „Ja“ blieb noch zwei Jahrzehnte zu erkennen. Wir danken dem aufmerksamen Leser, der sich offenbar nirgends unbeliebt machen will.
Auch Karl-Heinz Schlodder aus Cottbus hat das „Ja“ und den Zeitfehler festgestellt. Er schreibt außerdem: „Es befand sich in dem Gebäude eine Bank. Die davor fahrende Linie 2 ist unterwegs in Richtung Spremberger Straße mit einem Beiwagen vom Typ ‘Dresden’. Rechts im Bild deutlich zu erkennen das Cafe Seidel mit links davorstehender Wittol-Werbesäule.“
Jürgen Klingmüller aus der Willy-Brandt-Straße schreibt: „Im Bundesarchiv habe ich eine Aufnahme von April 1955 gefunden. Zu dieser Zeit gibt es noch die Beschriftung ‘Deutsche Notenbank.’ Ab 1. Januar 1968 wurde das die ‘Staatsbank der DDR’. Vor 1945 residierte dort die Commerz- und Privatbank.” Auch hier tritt der Datumsfehler auf, denn das „J“ vom Verfassungs-Ja von 1968 ist hier deutlich zu erkennen.
Näheres über das Haus weiß Georg Müller aus Cottbus: „Für das Gebäude gab der Kaufmann Hermann Bockries 1891 das Startzeichen; Maurermeister Ewald Schulz stand dazu schon zwei Jahre in den Startlöchern. Ein Café Ebersbach erfreute alsbald die Kundschaft, bis 1918 die “Commerz- und Diskonto-Bank” den Platz am linken Eingangsbereich der Spremberger Straße in Anspruch nahm. Die Neurenaissance-Fassade wurde neuklassizistisch – also bankgerecht – verändert. Ab 1990 schuf die Deutsche Bank die heutige Fassade.“
Ein Hotel gab es in dem Haus nie, und die FDJ (Variante B) hatte ihren Sitz kurzzeitig gegenüber (heute Jokers Place). Einige Leser hat verwirrt, dass die Staatsbank später beide Gebäude beanspruchte. Aber Wal-traut Messer aus Burg, Am Bahnhof, die heute unsere Gewinnerin ist, wusste sicher: Antwort A stimmt. Glückwunsch!