Klempner mit Abitur
Kommentare | Von CGA Verlag | 24. April 2015
Wo immer heute das Handwerk mit Zukunftsfragen befasst ist, geht es um Nachwuchs. Nie war Ausbildung im Handwerk so attraktiv. Aber Meister heben stöhnend die Schultern: Keine geeigneten Bewerber!
Die Pauschal-Ausrede Demografie kommt der Wahrheit nicht nahe. Wir leben in einer Welt, in der – auch im Handwerk – die Technik zeitraubende Handarbeit fast erübrigt. Niemand schraubt mehr an Autos. Hier und in anderen Branchen werden nach Computercheck Baugruppen gewechselt, und der „Teigaffe“, der die Semmeln elastisch zurechtknetete, ist selbst in kleinen Backstuben längst technisch überholt. Für die Handarbeit, die zu tun bleibt, gibt es ausreichend Menschen. Allemal.
Nur: Sie kommen nicht zum Handwerk. Wer Heranwachsende nach Berufswünschen fragt, hört (falls er überhaupt eine Antwort bekommt): „Vielleicht was mit Medien…“ oder „Erst mal Abitur…“
Wer, um Himmels willen, bringt den jungen Menschen diesen Blödsinn bei!? Was soll das Vaterland mit all den „Abiturienten“, die nicht einmal die Allgemeinbildung eines früheren Achtklässlers abrufen?
Das Bildungswesen, sicher nicht nur in Brandenburg, gehört dramatisch reformiert. Das heißt: Es muss auf Leistung und Erfolg ausgerichtet sein. Nicht der Einstieg in eine Schulart zählt, sondern das Profil am Schluss. Wer sich ein schlappes Abi-tur erquält, wird über Jahre dazu geprägt, sich als Klassenletzter, als Versager einzurichten. Er hätte in der richtigen Schulform gut, vielleicht sogar sehr gut sein können. Später ein selbstbewusster Klempner oder Bäcker. Mit 40 auf Porsche, statt auf Hartz IV. Wann endlich stellt jemand die Weichen des Heranwachsens?
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