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Folge 11: …übertrifft alles Gesehene!

Reisen & Unterwegs | Von | 17. Juni 2016

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2 223 Kilometer weit folgt Jürgen HEINRICH am Nil und in der nubischen Wüste den Spuren Pücklers und seiner Machbuba. Er fand im Sudan das Reich der Schwarzen Pharaonen, Tempel, Pyraminden, Bauern und Beduinen (Folge 11)

 

 

 

 

 

 

 

 

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Die Triumphatordarstellung auf der Vorderseite des Löwen- tempels von Naga. Auf den Pylonen vermutet Pückler den sie- genden Osiris: „Hier übertrifft die Kollektion an Köpfen, die der Riese gepackt hat, alle Darstellungen, die ich gesehen habe“, notiert er.

Von Khartum aus haben wir uns nordwärts bis zum Assuan-Stausee durchgeschlagen und folgten dann nilaufwärts Pücklers Spur. Die Königstädte von Meroe waren seine und jetzt auch unsere letzte Station.

Es erging den deutschen Wissenschaftlern, die 1995 hier ihre Grabungen begannen und aus Relieftrümmern die Bildprogramme der Tempel zu entziffern suchten, nicht anders als Pückler 160 Jahre früher. Sie waren sprachlos vor Begeisterung. Unser Vorreisender fand die Sprache bald wieder, schildert das eigentlich aus sechs Tempeln bestehende religiöse Zentrum meroitischer Könige vorchristlicher Zeit sehr detailliert. Den kleinsten, heute „Römischer Kiosk“ genannt und recht gut erhalten, nennt er stilistisch „widerlich überladen“, lässt aber gerade hier seinen Namen in Versalien einmeißeln (Foto). Es ist das vierte Pückler-Signum, das wir auf nubischen Stein finden.

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Die Häupter (runder Ausschnitt), die die riesenhafte Göttin zugleich am Schopfe packt, stellen indes Köpfe dreier Reiche dar: der Afrikaner (oben), der Araber (Mitte) und der bärtigen Römer

Der Löwentempel fasziniert ihn: Unter der geflügelten Sonne hält der Triumphator ganze Völkerscharen fest am Schopfe. Das übertrifft für den weitgereisten Kenner „alles Gesehene“. Die Gesichter sind so typisiert, „dass man aus den Zügen ihres Antlitzes noch heute fast mit Bestimmtheit ihr Vaterland erraten kann.“
Die gleißende Sonne brennt, wie seit zwei Jahrtausenden, auf das Gestein und heute auf unsere sorgsam bedeckten Köpfe. Wer sich in die plastischen Bilder vertieft, meint das Geraune von Menschenmassen zu hören. Aber es schaben nur ein paar dürre Ziegen am Gatter einer Umzäunung. Direkt neben dem Ausgrabungsgelände liegt ein uralter, noch gut genutzter Ziehbrunnen, den umherstreifende Nomaden schätzen.

 

 

 

 

 

160618wuste6Mussawarat, wie der moderne Name dieses Tempelbezirks heißt, bietet Archäologen noch für Jahrzehnte spannende Arbeit. Als 2006 ein Tempel in Anwesenheit des Präsidenten der Stiftung Preußischer Kulturbesitz „wieder eingeweiht“ wurde, war das eine Geste guter deutsch-sudanischer Zusammenarbeit. Für Wissenschaftler – auch für uns – hat die muslimische, hier christlich verwobene Geschichte magischen Zauber. So empfand es auch Pückler, der freilich nach solchen Inspektionen seinen Zeltpalast aus feinen Decken zur guten Nacht errichten ließ. Wir halten innerlich die Bilder der nubisch-ägyptischen Götterwelt fest und hüllen uns unter dünnem Igluzeltdach in Schlafsäcke. Auch die letzte Wüstennacht wird kalt. Am Morgen freuen wir uns über jetzt erfrischend kaltes Trinkwasser. Wir steuern auf Omdurman zu. Das ist die Wohngegend der Dreier-Stadt Khartum. Da, wo sich der Blaue und der Weiße Nil vereinen. Da, wo wir aufbrachen.



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