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Cottbus: Ist die Stadt Cottbus seetauglich?

Cottbus | Von | 29. Juli 2016

 

Ströbitzer Badesee: Es gibt noch die Tischtennisplatten und auch den „Kiosk am See“ hält „Elfi“ noch gelegentlich offen

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Sachsendorfer See: Sauberes Wasser, in Schilflücken schmale Zugänge für Nacktbader, drüben breiter Sandstrand

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Madlow: Dicke Rohrkolben sehen die verbliebenen Freunde des Sees als gutes Zeichen. Er hat sich biologisch wieder erholt

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Ausschweifende Ostseepläne, aber kein Cent für vier Seen, die sich die Cottbuser vor gut 40 Jahren schufen / Wie strandhungrig sind Lausitzer?

Cottbus (J.H.). Vor den Toren der Stadt entseht der größte handgemachte See Deutschlands – der Ostsee. Per Gesetz sind die LBMV als Erbe des DDR-Tagebaus und Vattenfall als Letztnutzer etwa je zur Hälfte verpflichtet, das Kohle-Restloch als Landschaft zu hinterlassen – in diesem Falle als in sich selbst funktionierenden See. Das werden sie bis 2025 schaffen, und es gäbe, da wo einst die Merzdorfer Alpen waren, ein Paradies für Vögel, Fische, Pflanzen.
Doch die in Aussicht stehende  Wasserfläche beflügelt die Phantasie – insbesondere die der Verwalter leerer Stadtkassen. Jachten, weiße Segel und buntes Strandgetümmel sehen sie. An Stränden der vier existierenden Cottbuser Seen waren die Visionäre aber offenbar nie. Die vermüllen seit rund 20 Jahren und sind daher eher dünn bevölkert. Wir sahen uns dort um.

„Jede Menge Müll im See. Hier kümmert sich doch keiner“, sagt Fabio und wirft zum ...zigsten Male die Angel mit Made aus. Er wird wieder nur Kraut hochziehen. Dabei hat er hier im Ströbitzer Badesee auch schon Hechte, Aal und Karpfen geangelt...Fotos: J. Heinrich

„Jede Menge Müll im See. Hier kümmert sich doch keiner“, sagt Fabio und wirft zum …zigsten Male die Angel mit Made aus. Er wird wieder nur Kraut hochziehen. Dabei hat er hier im Ströbitzer Badesee auch schon Hechte, Aal und Karpfen geangelt… Fotos: J. Heinrich

Ströbitz. Der See ist einer von vier, die nach Dr. Otto Rindts Konzept doppelter Bodennutzung beim Kiesgewinn für Wohngebiete gleich zu Badeseen profiliert wurden. Dr. Klaus Lange, damals Stadtrat für Jugendfragen und Sport, hat das Badeparadies 1974 feierlich übergeben. 370 Meter lang und 70 Meter breit, blieben zwei Drittel biologische Zone, ein Drittel Badesee. Das Konzept ging auf. Bis auf mutwillige Verschmutzung (sogar Mopedes werden ins Wasser gefahren, was dann wochenlang zu riechen ist) und starke Verkrautung lädt das fischreiche Gewässer gut zum Bade. Es gibt auch Dixie-Klos und Bänke, aber in diesem Jahr erfolgte noch kein einziger Rasenschnitt, und die Uferzonen gleichen, trotz regelmäßigen Bemühens des Bürgervereins, wilden Baggergruben. Nur wenige Badegäste kommen noch her. Trotzdem betreibt „Elfi“ ihren Strandkiosk und hält  das nähere Umfeld sauber.
Sachsendorf. Vor allem FKK-Bader loben das klare Wasser. Auch hier Klos, Bänke, Fahrradständer und Parkplatz – sonst Minimalunterhaltung. Jugendliche feiern hier gern nachts ab, der Südstrand ist manchmal belebt.
Madlow. Der 1972 mit größtem Aufwand in den von Bürgern der Stadt um 1900 geschaffenen Madlower Volkspark eingefügte See mit mehreren Strandbereichen, Bastion, Rettungsstelle und Strandgaststätte erwies sich als überfordert. Er ist schlicht „überbadet“ worden, weil es keinen Wasseraustausch und zu wenig Naturzone gab. Das hat sich jetzt durch einen breiten Schilfgürtel und nur noch geringen Badebetrieb korrigiert. Die Gaststätte schloss um 2000 wegen fehlender Besucher und nächtlichem Vandalismus. Die Natur holt sich das Klinkerbauwerk grad zurück. Landschaftspflege gibt es nicht.
Branitz. Der sehr flache See müsste ausgebaggert werden. Er ist schön umwaldet. Die Branitzer pflegen die Anlage beim Frühjahrsputz. Ein Bistro bietet Speisen und Getränke. Es sollte eigentlich zusammen mit den Anglern den früheren Rettungsschwimmerbungalow beziehen, aber es fehlt an Mitteln dafür.

Fazit: Vier Badeseen liegen malerisch in den Stadträndern, werden aber so ungepflegt von den Bürgern nicht geschätzt. Alle vier haben einst viel gekostet. Die Stadt sieht sich außerstande, den Unterhalt (Reinigung, Rettungsschwimmer usw.) zu finanzieren. Der einstige Bäderbetrieb (in der CMT aufgegangen) stieß die Seen-Immobilien ab,  trennte sich auch von der Schwimmhalle im Bildungszentrum, um der „Lagune“ Publikum zu sichern. Möglich, dass bei einem Ostsee-Betrieb für die vier Seen Badeverbot verhängt wird. Das erklärt ihren systematischen Verfall nach dem Motto: Visionen für Cottbus.
Die Stadt – kreisfrei oder nicht – kann kein Konzept vorweisen, wie ein Ostsee-Projekt (Jachthafen, Strand, Infrastruktur für dann folgende private Hotel- oder Gastroinvestition), falls es durch Fördermittel entstünde, unterhalten werden kann. Völlig zu verwerfen ist die Ansiedlung von seenahem Handel, der die Innenstadt erneut schwächen würde.
Lösung: Alle Unterstützung den Ortsteilinitiativen, die an einem gesunden See (den es mit Sicherheit geben wird) sinnvoll Tourismus anbieten. Und: Endlich wieder Pflege der schönen blauen See-Augen dieser Stadt, die jetzt Angelgewässer sind.

Branitz: Der See ist sehr flach, aber gut zum Baden. Die Branitzer halten das Umfeld selbst sauber

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