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„Die Lausitz“ gibt es noch nicht”

Region, Reisen & Unterwegs | Von | 5. August 2016

Die Einheit dieses Gebildes ist bis heute eine Illusion / Visionäre denken

Region (trz). Ist von der „Lausitz“ die Rede, haben die meisten sofort den Landstrich zwischen Spreewald und Zittauer Gebirge sowie zwischen Schwarzer Elster und Bober vor Augen. Die dort heimischen Menschen bezeichnen sich daher auch als „Lausitzer“. Doch streng genommen existiert die Lausitz als Einheit eigentlich gar nicht. Und auch historisch betrachtet gab es nie eine Periode, in der diese Landschaft als Einheit auftrat.
Vielmehr ist belegt, dass die Bezeichnungen Nieder- und Oberlausitz ihre Berechtigung haben.
Die Mark Lausitz entstand bereits im Jahr 965 als östlicher Vorposten des ostfränkischen Reiches.  Obwohl der Name es vermutet lässt, beschreibt die Mark Lausitz keineswegs das Gebiet der heutigen Lausitz, sondern lediglich deren Nordhälfte, die jetzige Niederlausitz. Zudem reichte dieses Territorium bis an die Tore von Berlin heran. Selbst später entstandene Städte wie Königs Wusterhausen oder Beeskow waren Teil dieses Areals.
Häufiger Zankapfel
Während des Mittelalters blieb die Markgrafschaft ein häufiger Zankapfel zwischen sächsischen, brandenburgischen und polnischen Herrschern. Letztendlich gelangte die Mark Lausitz anno 1367 zum Königreich Böhmen, in dem sie bis zum Dreißigjährigen Krieg (1635) auch verblieb.
Einst Bautzener Land
Die heutige Oberlausitz wurde dagegen bis ins 15. Jahrhundert als „Terra budissinensis“, auf Deutsch, als „Bautzener Land“, bezeichnet. Bautzen bekam seinen Namen übrigens erst im Jahr 1868 (vorher Budissin). Als anno 1346 der Sechsstädtebund gegründet wurde, und zwar zur Abwehr von Raubrittern, bürgerte sich nach und nach der Name „Sechsstädteland“ für dieses Gebiet ein. Tatsächlich begrenzten drei der sechs Orte den Landstrich, nämlich Lauban im Osten, Zittau im Süden und Kamenz im Westen. Bautzen, Görlitz und Löbau lagen dagegen mittendrin.
Einen weiteren Unterschied zwischen beiden Lausitzen bildeten die bereits im 7. Jahrhundert eingewanderten slawischen Siedler. Wurde der Volksstamm im Norden als „Lusizi“ bezeichnet, waren es im Süden die Milzener, die das dato fast menschenleere Land wieder besiedelten.
Anno 1409 tauchte erstmals in der Universität Leipzig der Name „Lusatia“ für das Territorium von Nieder- und Oberlausitz auf. Und 1474 ward durch Ungarnkönig Matthias Corvinius die Bezeichnung „Lusatia superior“, also „Oberlausitz“ geboren.
Während der gemeinsamen Sachsenzeit der beiden Lausitzen, nämlich von 1635 bis 1815, blieben die rechtlichen Verhältnisse der beiden Markgrafschaften weitgehend unberührt. Allerdings fungierten die sächsischen Kurfürsten gleichzeitig als Markgrafen der Ober- und der Niederlausitz.
Lausitzer Teilung
Im Zuge der Freiheitskriege gelangte die Niederlausitz zu Preußen, ebenso die nördliche Oberlausitz, die fortan zu Schlesien zählte. Die übrige Oberlausitz verblieb bei Sachsen.
Versuche der sorbischen Bevölkerung die Lausitzen nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg den Tschechen anzugliedern, scheiterten. Die bei Deutschland verbliebenen Lausitzer Gebiete wurden zunächst auf die Länder Brandenburg und Sachsen, später auf die Bezirke Cottbus, Frankfurt (Oder) und Dresden aufgeteilt. Das östlich der Neiße gelegene Land kam stattdessen zu Polen.
Auch im Zuge der politischen Wende 1989/1990 gelang es weder, die deutsche Oberlausitz komplett einem Bundesland zuzuordnen, noch ein separates Bundesland „Lausitz“ ins Leben zu rufen. Inzwischen beginnen aber immer mehr Nieder- und Oberlausitzer, mit einer Stimme zu sprechen. Sei es in der Politik mit der „Lausitzrunde“, oder auch im Tourismus. Denn der im April 2012 gegründete Tourismusverband „Lausitzer Seenland“ umfasst brandenburgische und sächsische Teile. Nicht zuletzt existiert die Vision, mittelfristig einen Tourismusverband „Lausitz“ ins Leben zu rufen.
Saarland ist kleiner
Und vielleicht klappt es ja mal mit einer gemeinsamen politischen Region. Zum Vergleich: Die komplette deutsche Lausitz umfasst eine Fläche von rund 10 000 Quadratkilometern, auf denen eine Million Menschen leben. Das Saarland dagegen als kleinstes deutsches Flächenland hat nur knapp 2600 Quadrat-kilometer,  mit einer knappen Million Einwohner. Da sollte doch was zu machen sein. Oder etwa nicht?



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Sehr guter und zutreffender Bericht.


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