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Bergen, das alte Brügge und Grieg

Reisen & Unterwegs | Von | 6. Oktober 2017

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Wer nach Bergen, also Norwegen, fährt, braucht nicht nur kleines Geld, sondern auch etwas großes. Alles ist teuer. Aber Spaß macht Alt-Brügge mit seinen farbigen Holzhäusern allemal

Wir haben das United Kingdom, die britannischen Inseln, mit aller dortigen Gelassenheit, der Brexit-Ungewissheit und den vielen lokalen Besonderheiten verlassen. Die Nordsee, jener Wassertrichter des nördlichen Atlantik auf Europa zu, gehört, besonders am Ärmelkanal, zu den am dichtesten befahrenen Gewässern. Sie gilt als launisch und irgendwie ist sie das fast auch immer. Unsere „Hanseatic“, aktuell in diesen frühen Oktobertagen schon wieder südwärts zu Iberischen Halbinsel unterwegs, zieht ruhig Seemeile um Seemeile gen Nordost. Rund 140 Passagiere an Bord entspannen oder lauschen den Vorträgen der vier Wissenschaftler, die auf zu erwartende Kultur und Landschaft einstimmen. Nächstes Ziel ist Bergen mit dem legendären Brügge, der hölzernen Hanse-Altstadt.
Der Naturhafen gehört zu den belebtesten Norwegens; von hier schwärmen die Hurtigruten-Postschiffe aus, aber auch ein hochhausähnlicher Cruiser versperrt uns gleich die Sicht. Die Stadt, 280 000 Einwohner, in diesem September Dorado der Radsportler, unter denen der Slowake Sagan mit seinem dritten Straßen-WM-Titel in Folge Furore machte, ist ein Magnet für Touristen. Vor allem das malerische Brügge gleich in Hafennähe begeistert. Noch 62 Holzhäuser sind vorhanden, überwiegend nach Bränden und Verfall in Zeiten der Nichtschätzung, neu aufgebaut. Neu und schief, dann das charakterisiert sie. Hier war vor fast 800 Jahren eine Hanse-Niederlassung, die zu Lübeck gehörte. Zeitweise war Bergen zu einem Viertel von deutschen

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Die neu aufgebaute alte Fantoft-Stabkirche – wie aus einem norwegischen Märchen

Händlern und Handwerkern besiedelt. Alle Sympathien hatten sich unsere Vorväter spätestens im II. Weltkrieg verscherzt, aber heute sind wir zum Glück wieder gern gesehen. Auch auf dem Fischmarkt, wo – keinesfalls Fisch – die Salami vom Wal, 10 Euro das Stück, ein Verkaufsschlager ist. Die geschäftstüchtigen Händler nehmen gern Euro, obwohl Norwegen, auch wegen des Rechtes zum Walfang vor seinen Küsten, nicht der EU angehört. Seinen Reichtum holt das Land mit dem Erdöl aus der Nordsee; wohl auch seinen Stolz.

Einen Vorgeschmack auf die herrliche Landschaft bekamen wir schon von See aus. Einen weiteren verschafft uns ein Ausflug zu Edvard Grieg (1843-1907). Den versäumt kaum jemand, der nach Brügge kommt. 20 Minuten Busfahrt und ein kleiner Fußmarsch sind nötig, um zur abgelegenen Troldhaugen-Villa zu gelangen, einem zweigeschossigen Holzhaus in herrlicher Lage. Der Komponist der kurzen, tiefromantischen Werke verbrachte mit seiner Frau Nina hier die letzten 20 Lebensjahre. Zum Komponieren zog er sich in eine kleine Laube direkt am Seeufer zurück. Sie ist ganz im Original, auch innen, so erhalten, wie er sie 1907 hinterließ. Wer sich neben dem Museum ein kleines Konzert anhört, blickt über den Pianisten und den Flügel durch ein riesiges Fenster hinunter auf den See, die Hütte und den wilden Wald. Im Felsen liegen Edvard Grieg und seine Nina begraben.
Ja, die Norweger haben Sinn für naturnahe, erdeverbundene Bilder. Auch die Fantoft Stabkirche liefert dafür ein Beispiel. Bus 83 fährt in die Richtung. Nach 700 Metern Waldwanderung steht sich wie eine Erscheinung aus einer Märchenwelt auf der Lichtung. Dass sie so neu ist, schmälert nicht ihren Reiz. Solche Stabkirchen, gebaut um stehende Rundbalken, gab es einst viele. Diese wurde 1870 nach hier versetzt. Brandstifter vernichteten sie 1992. Aber der Kopiebau zeigt in allen Details, innen wie außen, die alte Kunst nordischen Kirchenbaus.
Nächste Folge: Die atemberaubenden Fjorde



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