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„Was muss ich hier wohl noch erleben…!“

Region, Cottbus, Top-Themen | Von | 27. April 2018

Peinlicher Auftakt zu „Stadtgesprächen“ im partiell erregten Cottbus / Blicke sind rückwärtsgewandt

 

DSC 0126 zusammen

Es blieben noch Stühle frei beim handverlesenen Stadtgespräch am letzten Samstag – sowohl in den vorderen beiden Stadtverordneten-Stuhlquartieren, als auch hinten quer bei den Besuchern. Etwa 100 Gäste waren der sehr merkwürdigen Einladung zu einer Sonder-Stadtverordnetensitzung gefolgt, um – wenig Neues zu erfahren

 

Cottbus (hnr.) Etwa 100 Cottbuser waren einer Einladung zu einer Sondersitzung der Stadtverordneten letzten Samstagvormittag ins Stadthaus gefolgt. Die Veranstaltung soll „Cottbuser Gespräche“ einleiten, die ab 15. Mai in sechs Stadtteilen folgen. Die Stadtspitze vermutet eine allgemeine Unzufriedenheit der Einwohnerschaft, die sie offenbar aus Medienberichten und aus einigen Vorfällen auf nächtlichen Straßen schließt. Meinungsverschiedenheiten, die über Stadtgrenzen hinaus gehen, vermutet sie nicht. Daher gab es peinliche Personenkontrollen durch zahlreiche (viel zu viele!) Ordnungskräfte und ein demonstratives Polizeiaufgebot unmittelbar neben dem Einlass. Ausweise waren vorzuzeigen; wer als Cottbuser oder anderwärts erwünscht zu identifizieren war, bekam ein schwarzes, grünes oder orangenes Armband. An den Farben konnten weitere Ordnungskräfte im Foyer, auf den Treppen und direkt vor den Saaltüren sowie innen erkennen, wohin der jeweilige Bürger sich zu bewegen hatte. Das schaurige Spiel kommentierte eine ältere Frau am Einlass: „Was muss ich hier wohl noch erleben!“ Eine ausländische Frau, die ihren festen Wohnsitz in Cottbus hat, reagierte erregt, ehe sie dann doch passieren durfte. Der Korrespondent der BILD hielt sich den Bauch, fragte nach dem Klo und durfte ohne jegliches Dokument passieren – zur Toilette und in den Saal. Man kennt sich.
Für „Fragen und Anregungen Cottbuser Bürger“ waren Formblätter im Foyer ausgelegt. Hier war anzukreuzen, ob jemand anonym oder mit Namensnennung eine Frage stellen möchte. Erwartungsgemäß gab es keine Fragen, die nicht auch schon in Leserbriefen oder Zuschauerpost gestellt wurden oder die ganz persönliche Wünsche enthielten.
Das einleitende Statement des Oberbürgermeisters holte weit rückwärtsgewandt aus. Wenn er wünschte dass „nicht zwischen DIE DA und WIR HIER eingeteilt“ würde, muss er allerdings an künftigen Dialogorten Zäune und Polizei weglassen. Auch die Anti-Wessi-Masche, vom „ewigen Siegerlächeln mancher Leute, die nach 1990 kamen und uns erklären wollten, wie die Welt zu funktionieren hat“, führt nicht mehr zu erwünschter Harmonie. Geradezu absurd ist die These, „aktuelle Empörung speise sich aus Verhältnissen in der DDR.“
Der verkrampfte Maßregelungsversuch an einem sonnigen Sonnabend in einer im Übrigen lebensfroh pulsierenden Stadt mit lebhaftesten Straßenverkehr, vollen Baumärkten, florierendem Markt an der Oberkirche und großer Ausflugslust lag vollkommen neben der Cottbuser Wirklichkeit.
Klarer erkannten die Protestler von „Neue Heimat“ auf dem gegenüberliegenden Parkplatz die Lage. Sie kürzten angesichts überwiegend zufriedener Gesichter ihr Prozedere ab und wünschten ein fröhliches Wochenende. Einige der Stadtverordneten, die diesem Pflichttermin zu folgen hatten, waren verärgert über vertane Zeit. Dabei war eine solche Gesprächsaktion schon viel früher von den LINKEN eingefordert worden. OB und Stadtverordnetenvorsteher agierten hier also nicht, sondern reagierten in Sorge vor neuen Medienschelten. Über Projekte oder gar Visionen, die die Cottbuser zu einem wirklichen Wir-Gefühl vereinen, wurde hier nicht gesprochen. Wie auch – nach Ausweiskontrollen?
(Hierzu Kommentar S. 1)

 

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Während sich im Stadthaus (halblinks hinten) der Oberbürgermeister gerade mit seinem Eröffnungstext warmredete, schwenkten „Neue Heimat“-Gefolgsleute gegenüber die sorbische Fahne und sangen die deutsche Nationalhymne. Der Redner: „Dann allen ein schönes Wochenende.“ Fotos: Hnr.



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