Es gibt wohl in unserer Gegend Leute, die bei dem Begriff „Museum“ noch die alten, bis an die Decke über den Vitrinen vollgestopften Stübchen vor Augen haben, in die sie als Kinder getrieben wurden, um auf Anordnung über verstaubte Präparate und Buchdeckel zu staunen.
Das ist längst vorbei. Museen sind heute moderne Kommunikationsplätze. In Weltstädten und an wichtigen Orten werden sie von Wissbegierigen bedrängt. Lange Warteschlangen an den Toren sind keine Seltenheit. Nicht zufällig gibt es seit 36 Jahren den Internationalen Tag der Museen. Morgen, am 12. Mai, steht er im Kalender. Wer ihn in Cottbus würdig begehen will, kann das nach Herzenslust im dkw. – dem Kunstmuseum am Amtsteich tun. Dort gibt es Angebote für die ganze Familie – lustvoll, leidenschaftlich und schlau vorbereitet.
Aber sonst müssen Lausitzer, um eine Ahnung vom modernen Museumsbegriff zu bekommen, weit reisen. Vor allem in Cottbus, einer Stadt die Identitätsgefühl ihrer Bürger dringend braucht, fehlt nach wie vor das klassische – das Stadtmuseum.
Das Defizit, das mit seiner Schließung riskiert wurde, schwillt an. Themen, die zu DDR-Zeit vorsätzlich unbearbeitet blieben, fallen jetzt aus Leichtfertigkeit aus. Was bedeutete die Machtergreifung der Nazis vor 80 Jahren konkret für die Familien? Was passierte wirklich vor 60 Jahren am 17. Juni in Cottbus? Unser Hort der Erinnerung hortet die Dokumente darüber hinter verschlossenen Türen. Da ist der Hort-Begriff falsch verstanden. Die Stadtväter haben die Pflicht, kulturelles Erbe auszustellen und zu vermitteln. Der Staub der Trägheit darf nicht dicker werden auf der Akte Museum.
Jürgen Heinrich