Cottbus: Wo einst die „Bimmelguste“ fuhr
Bilder aus dem alten Cottbus | Von CGA Verlag | 21. Februar 2009Wo einst die „Bimmelguste“ fuhr
Unsere Postmappe war wieder gut gefüllt.
Georg Müller hat uns wieder eine Mail mit seiner Antwort geschickt: „Das verträumt anmutende „Damals war’s“ lässt mit der im Bild vordergründig dargestellten Häuserfront Ecke Waisen-/Bismarckstraße grüßen. Nun sind Nähmaschinen und Küchengeschirr, auch ein Teil der seriösen Erdgeschossfassade, dahin; und mit dem seit Jahresfrist entstandenen Teilabschnitt des sogenannten ‘Inneren Ringes’ kann sich die Waisenstraße über jegliche verwaisten Verkehrsverhältnisse zudem auch nicht mehr beklagen: neue Zeiten, neue Notwendigkeiten – was soll’s!“
Jens Pumpa mailte: „Links geht es in die August-Bebel-Straße. Die Bäume rechts sind leider dem Ausbau der Straße (Westumfahrung) zum Opfer gefallen. Ganz hinten erkennt man sogar das helle Eckgebäude an der Kreuzung Waisenstraße/ Karl-Liebknecht-Straße, in dem sich heute u. a. eine Spielothek befindet.“
Berngard Schulze schrieb uns auf einer Briefkarte: „Meine Familie hat um 1964 in der Waisenstraße Nr. 1 in der oberen Etage gewohnt und unsere drei Kinder können dieses Haus ihr Geburtshaus nennen. Das Eckgeschäft war zur damaligen Zeit ein kleiner ‘Tante-Emma’-Laden.“
Margarete Zeisig hat ganz persönliche Erinnerungen: „Am Eckgeschäft Waisenstraße/August-Bebel-Straße hängen viele Kindheitserinnerungen. Es war ein Lebensmittel- und Gemüsegeschäft und gehörte der Familie Klausch. 1936 führte mein Schulweg dort vorbei, ich bekam von der Großmutter ab und zu 20 Pfennige und holte mir in diesem Geschäft Feigen und Russisch Brot, welches ich mit in die Schule nahm. Es wurde dann mit der Banknachbarin geteilt. Durch die Waisenstraße fuhr die Bimmelguste, ab Spreewaldbahnhof bis Burg, und das zwei- bis dreimal am Tag. Viele Bewohner dieser Straße hatten gegenüber ihre Kleingärten, die dann für die Verkehrsbetriebe abgerissen wurden. Es ist zwar eine wunderschöne Straße und die Häuser strahlen in ihren prächtigen Farben, aber die Spreewaldguste fehlt uns. Wenn ich aus meinem Fenster in der Pappelallee schaue, bin ich immer ein bisschen traurig und denke an meine Kindertage.“
Hannelore Brose hat uns ebenfalls geschrieben: „in der Ausgabe 15 des Märkischen Boten habe ich das Kolonialwarengeschäft Alfred Kluge bzw. später das Lebensmittelgeschäft Richard Nowka in der Cottbuser Waisenstraße erkannt. Meine Mutter, Käthe Schmidtchen, die leider am 31. Dezember 2008 mit 89 Jahren verstorben ist, hat dort in den Kriegsjahren gearbeitet. Ich habe dazu noch die Verdienstbescheinigungen von ihr aus den Jahren 1. Januar 1943 bis 15. Februar 1945 gefunden.
Ich selbst bin 1939 geboren und kann mich noch gut erinnern, dass wir 1945 zu dem ehemaligen Chef meiner Mutter, Alfred Kluge, nach Werben vor dem Einmarsch der Roten Armee flüchteten und dort Unterkunft fanden.“