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Forst: Hotel mit Schutzengel

Bilder aus dem alten Forst (Lausitz) | Von | 24. November 2012

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Rundfunkwagen stehen vor dem Hotel Textil

 

Hotel mit Schutzengel / Im Saal des Hotel Textil wurde viel gefeiert / Decke stürzte ein
Joachim Rubin schreibt: „Der Fotograf wollte bestimmt nicht die beiden Lieferwagen und den Trabbi fotografieren, sondern das Hotel Textil, das ehemalige Gesundheitsamt, und das Frisörgeschäft PGH-Chic, alles in der heutigen Sorauer Straße wieder und am Eck Bahnhofstraße. Als im Jahr 1940 geborener Forster erinnere ich mich an das Hotel gut. Das Hotel Textil wurde nach 1945 von Familie Heinzelmann betrieben. Dann folgte das Haus des Handwerks, in den 60 Jahren bis nach der Wende wieder HOG-Hotel Textil. Erst in der Zeit von 2008 bis 2010 erfolgte der Abriss. Heute ist dort ein freier Platz mit Durchblick zur Albertstraße. Eine wechselvolle Geschichte. Da ich von 1968 bis 2002 einen Malerbetrieb mit einigen Mitarbeitern hatte, fällt es schwer, Erinnerungen dieser Art in unserer Stadt auszudrü-cken. Vor der Wende und auch noch einige Zeit danach wurde das Hotel Textil sehr viel von der Bevölkerung und den staatlichen Organen genutzt. Ein fast unheilvolles Ereignis passierte im Saal des Hotels. Durch den ‘Zahn der Zeit’ stürzte die eingehangene Saal-Decke (Material Gipsputz) vollkommen ab und zertrümmerte fast die gesamte Saaleinrichtung. Was wäre passiert, wenn der Saal mit Gästen besetzt gewesen wäre? Aber ein Schutzengel war da. Den Zeitpunkt weiß ich nicht so genau. Es muss in den Ende Sechziger-Anfang Siebziger Jahren gewesen sein. Es tut schon weh, wenn heute nichts mehr von vielen Gebäuden steht und nur noch Lücken übrig sind.“
Marlis Machmüller weiß: „Bei diesem Foto handelt es sich um die damalige Cyrankiewiczstraße, die heutige Sorauer Straße. Die abbiegende Hauptstraße geht in die Bahnhofstraße. Die Autos parken vor dem Hotel Textil. Hier war immer auch ein Wahllokal. Wir Schüler der Bahnhofschule waren häufig für die Ausgestaltung der Wahlräume zuständig. So kamen unsere schönsten Zeichnungen einem größeren Publikum vors Auge. Auf der gegenüber liegenden Straßenseite war das Gesundheitsamt. Hier wurden Impfungen vorgenommen, Reihenuntersuchungen und auch die Schwangeren-, sowie Mütter-Beratung fand im Gebäude Platz. Auf Grund der Autos vermute ich, dass dieses Foto aus der zweiten Hälfte der 60er Jahre stammt.“

Joachim Rubin hat ein Foto gesendet das zeigt, wie zu seiner Malermeister-Meisterprüfung 1966 im Saal des Hotel Textil die Tanzwandbemalung aussah

Joachim Rubin hat ein Foto gesendet das zeigt, wie zu seiner Malermeister-Meisterprüfung 1966 im Saal des Hotel Textil die Tanzwandbemalung aussah

Helmut Beyer griff zum Telefon: „In diesem Haus in der Sorauer Ecke Bahnhofstraße habe ich bis 1945 gewohnt. Es ist ein Eckhaus und reicht bis zur Apotheke in der Bahnhofstraße. Der Bau sollte wohl anfangs als Hotel dienen, wurde dann aber als Wohnhaus umkonzipiert. Eine Familie Brauner übernahm das Haus und führt es bis 1948. Danach wurde das Haus von der Stadt übernommen. Die Wohnungsräume waren sehr hoch. Die Parterre-Wohnungen zur Sorauer Straße des Hinterhauses hatten noch bis in die 50er Jahre ein Plumpsklo auf dem Hof. Die Toiletten in den Wohnungen darüber waren sehr primitiv mit Abfallrohren. Im Erdgeschoss Sorauer Straße war schon vor 1945 ein Frisörgeschäft Otto. In DDR-Zeiten wurde es zur PGH. Der Eckladen war nach 1945 nur einige Jahre lang ein Elektrogeschäft. Inhaber war ein Herr Zieran. Nach seiner Geschäftsaufgabe aus Altersgründen wurde dann der PGH-Frisörladen in diese Räume ausgedehnt. Der Eingang wurde an die Ecke verlegt. In den 1960er Jahren wurde eine Parterrewohnung zum Kosmetiksalon ausgebaut, der ebenfalls zur PGH gehörte. Eine Besonderheit gab es, bedingt durch die ursprüngliche Hotelkonzipierung des Hauses, im Eingang Bahnhofstraße 1. Hier gab es zwei Lichtschächte. Einer war der Treppenaufgang, der andere war leer und scheinbar zwecklos. Dieser versorgte dann über Fenster die einzelnen Wohnungen mit Tageslicht, ein Kuriosum. In der Sorauer Straße gab es einen normalen Treppenaufgang. In der Bahnhofstraße war vor 1945 im Keller eine kleine Gastronomie eingerichtet, auch ein Schuster hatte hier seine Werkstatt. Das war so ein verworrener Keller, dass wir Kinder uns nach dem Krieg hier gern versteckt haben. Hier hat sich sonst niemand hinein getraut. Für viele Erlebnisse und Gesprächsstoff sorgte bis 1948 ein typisch russisches Rotlichtmillieu im 3. Stock in der Bahnhofstraße. Die Soldaten gingen hier ein und aus. Aber es gab nie unerfreuliche Auseinandersetzungen mit den Gästen.
Das Haus wurde nach der Wende teilweise umgebaut. Es sollte ein Haus mit altersgerechten Wohnungen werden. Nur sehr wenige Wohnungen sind belegt. Auch ein Aufzug sollte eingebaut werden, das ist aber schon wieder mehrere Jahre her, und es wurde nicht mehr weiter gebaut. Viele Wohnungen befinden sich im Rohbau. Schade, dass sich das Haus heute in so schlechtem Zustand befindet.“
M. Meier hat eine Erklärung für die Lkw’s auf dem Foto: „Bei den Fahrzeugen handelt es sich um Rundfunkübertragungswagen. Radsportler logierten auch im Hotel Textil. Daher nehme ich an, dass die Übertragung einem solchen Ereignis diente. Leider steht das Haus nicht mehr und ist dem Abriss gewichen. andere Gebäude sind noch erhalten geblieben, wie z.B: das Eckhaus in Richtung Bahnhofsstraße. Wie zu erkennen ist, konnte man die Straße damals (möglicherweise ist das Foto in den 70er Jahren aufgenommen worden) noch in beiden Richtungen befahren.“
Christian Melcher erklärt: „Linker Hand stand ein Wohnhaus und daneben war ein Herrenfrisör, dessen Chef gleich-
zeitig der Vorstand des Schwerhörigenverbandes war. Geraderüber ist eine Sonntagsverkaufsstelle genannt „Kollonaden“, daneben war ein großer Fahrradschuppen der Reichsbahn.“
Dietmar Schonnop rief an und sagte, dass er 1958 im Hotel seinen Schulabschluss der Grundschule, 1962 den Abiball, der aber damals nicht so hieß und 1966 seine Hochzeit gefeiert hat.
Reinhard Balde weiß: „Rechts, wo das Schild steht, war nach der Wende kurzzeitig die Gaststätte ‚Al Capone‘ zu finden.“
Thomas Methe schreibt: „Bevor das Hotel Textil so hieß, war es einmal das Hotel und Restaurant Scheffler mit einem Gesellschaftssaal“.



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