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Forst: Ragout fin war hier einmalig

Bilder aus dem alten Forst (Lausitz) | Von | 27. April 2013

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Im Jahr 1983 wurde die Gaststätte „Reichshallen“ abgerissen

Forster Reichshallen-Gaststätte war Feier- und Versammlungsort
Karl-Heinz Benesch griff zum Telefon und erzählte Folgendes zum Rätselfoto: „Es handelt sich um die alte Gaststätte ‚Reichshallen‘ in Forst in der Hammerstraße 12. Diese wurde im Laufe des Jahres 1983 abgerissen, glaube ich. Meine Mutter war die letzte Bewohnerin, mein Vater war Hausmeister. Der Inhaber Herr Klinke ist im Zweiten Weltkrieg gefallen. Danach war die Inhaberin eine Frau Klinke. Diese hatte die Gaststätte nach dem Zweiten Weltkrieg als Suppenküche wiedereröffnet. Über dem Rundbogenfenster sind an der Fassade die Symbole der verschiedenen Handwerke zusehen. Der Saal diente der Tuchmacherinnung, dem Forster Gesangverein und der Feuerwehr als Versammlungsort – alles in den 20er und 30er-Jahren. Wie durch ein Wunder blieb das Haus stehen. Rundherum wurde vieles stark zerstört. Es war eine der ersten Gaststätten, die nach dem Zweiten Weltkrieg wieder durch Frau Handke und Frau Baehr mit einer Art Suppenküche eröffnete. Später sollte das Haus zwangsversteigert werden. Das wurde aber mit den Gläubigern geregelt, so dass das Haus im Besitz der Witwe Klinke verblieb. Zur tragischen Familiengeschichte gehörte auch der Selbstmord des Sohnes Sieghard, der sich wegen nicht erfüllter Liebe erschoss. In meinem Besitz befindet sich noch das Beschwerdebuch. Darin sind aber sehr lustige und positive Nachrichten notiert. Am 15. November 1959 wurden die Räume umgewidmet und eine Niederlassung der Volkssolidarität Niederlassung Forst fand hier seine Räumlichkeiten: Veteranenclub ‚Bertha Hornick‘. Dafür wurde renoviert und einer der ersten Fernseher aufgestellt. Mutter Lieselotte Benesch beschäftigte sich in ihrer Freizeit mit den alten Leuten. Damalige Veteranen konnten Töpferkurse und Sport und Unterhaltung dort erleben. Meine Mutter war die letzte Bewohnerin in diesem Haus. Sie war dort als Hausverwalterin tätig. Sie wohnt jetzt, 88-jährig im Pflegeheim der Volkssolidarität in Forst.“
Dietrich Müller sagt: „Es handelt sich um die Gaststätte Reichshallen. Ich wohnte dort in der Kindheit schräg gegenüber. An der Vorderfront sind noch alte Zunftzeichen der alten Innungen zu erkennen.
Es war ein gut bürgerliches Haus und dort war immer gutes Publikum. Auf dem Bild ist ein Baby zu erkennen. Es handelt sich vermutlich um eine Taufe. Im hinteren Teil des Hauses war ein Saal zu finden. Daneben ist eingezäunt ein bisschen Grün zu sehen, das von der Volkssolidarität angelegt wurde. Dort hatten sie im Sommer Platz zum Sitzen. Die Gaststätte Reichshallen befand sich in der Hammerstraße. Diese Straße gibt es heute in Forst nicht mehr. Die Hammerstraße mündete in den Hammerplatz, der junge Mann am Lichtmast ist schon fast auf dem Hammerplatz. Dieser existiert heute auch nicht mehr. Die großen Gebäude im Hintergrund des Grüns sind Gebäude der Mühlenstraße. Diese gibt es heute noch.“
Karl-Heinz Schöneich hat le-ckere Erinnerungen an das Foto. Er sagt: „ Die Besitzerin der „Reichshallen“ war Hedwig Klinke. Die Häuser im Hintergrund links sind am Markt und rechts in der Mühlenstraße. In den Reichshallen hatte ich 1947 meine Tanzstunden bei der Tanzschule Schmidt. Wir mussten immer um die Säule in der Mitte herumtanzen. Da der Saal zu klein war, wurde der Abschlussball im „Hotel Textil“ durchgeführt. Im Jahr 1957 haben mein Frau und ich in den „Reichshallen“ unsere Hochzeit gefeiert. Einmalig für die damalige Zeit war das Ragout fin, weil es dort in einer Muschelschale serviert wurde und immer sehr gut schmeckte. Als der Markt neu gestaltet wurde, kam es zum Abriss des Gebäudes.“
Gerda Henschel schreibt: „ Zum Zeitpunkt der Aufnahme beherbergte das Gebäude den Klub der Volkssolidarität „Bertha Hornick“. Den Namen trug eine Parteiveteranin, die als Sozialistin und Kommunistin politisch tätig war, eine Haftstraße verbüßen musste und sowohl seit 1924 als auch in der DDR Mitglied der Stadtverordnetenversammlung war. Sie starb 88-jährig im Jahr 1961. Nach ihr und dem Sohn Paul war in der DDR die Frankfurter Straße benannt. Meine Tante und mein Onkel feierten im Saal 1963 ihre Silberhochzeit. Der Platz davor war einer unserer Spielplätze, er lag zwischen der Jäger- und der Hammerstraße. Vor dem Krieg stand dort ebenfalls ein Wohnhaus. Die kleinen Straßen und leeren Plätze ringsum dienten uns Kinder zum Toben, Verstecken, Ballspielen, Kreiseln und Murmeln. Wir kannten das ganze Areal wie unsere Westentasche und verbrachten viel Zeit dort gemeinsam.“
Gisela Frenzel schreibt: „Ältere Leute trafen sich dort Ende der 60er-Jahre zum gemütlichen Beisammensein. Ich erinnere mich noch daran, dass es zu dieser Zeit noch nicht so viele Autos gab und sich Sportfreunde des ADMV bereiterklärt haben, zur Adventszeit die Besucher dieses Treffs nach Guben zum Kaffeenachmittag zu fahren. Auch ich war unter den Autofahrern und erinnere mich gern daran.“



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