Bitte aktiviere / Please enable JavaScript![ ? ]
Reisen mit Jürgen Heinrich: Das Ei auf dem Äquator - Märkischer Bote Reisen mit Jürgen Heinrich: Das Ei auf dem Äquator Reisen mit Jürgen Heinrich: Das Ei auf dem ÄquatorMärkischer Bote
Freitag, 29. März 2024 - 14:18 Uhr | Anmelden
  • Facebook SeiteTwitter Seite

header-logo

 
Overcast
17°C
 
das epaper der lausitzer heimatzeitung
Anzeigen

Reisen mit Jürgen Heinrich: Das Ei auf dem Äquator

Reisen & Unterwegs | Von | 24. Januar 2014

140125reisen

Der Äquator als gelbe Linie ermöglicht den Argentinierinnen, zugleich auf zwei Erdhalbkugeln zu stehen

Wir sind mit Herbert Skurlas Humboldt-Buch im Gepäck in Ecuador, erreichen die Hauptstadt Quito.
Etwas Physik: Auf beiden Halbkugeln zugleich

Wir vertrauen uns Marcelo an, einem echten Indio aus dem Süden des Landes. Er spricht deutsch und verehrt Humboldt. Der, so sagt Nationalheld Simon Bolivar (1783-1830), „hat Amerika mehr Wohltaten erwiesen, als all seine Eroberer.“ Der Befreier („El Libertador“) und unser gerühmter Preuße trafen sich in Paris.
Es ist Sonntag, die Straßen der Metropole Quito sind gähnend leer. Fahrverbot, erfahren wir, und Marcelo ergänzt: „Wir sind hier fast alle katholisch (zu 96 %), jetzt sind die Kirchen voll.“ Er schlägt deshalb vor, den Altstadtbesuch zu verschieben und zunächst den Äquator in Augenschein zu nehmen. Den gibt’s hier tatsächlich als breite gelbe Linie in der Landschaft. Klar, das Land hat ja seinen Namen nach ihm. Am Rande der Stadt türmt sich ein Monument, dem Leipziger Völkerschlachtdenkmal nicht unähnlich, allerdings deutlich kleiner. Obenauf  prangt eine Steinkugel: der Nabel (Mittelpunkt) der Welt. Franzosen haben hier vor Humboldts Ankunft „die Welt vermessen“ und werden bis heute in einer Allee steinerner Büsten geehrt.
Junge Besucher des Monuments scheren sich wenig um bitterernste Granitköpfe – sie finden Spaß daran, breitbeinig zugleich auf beiden Erdhalbkugeln zu stehen. Handykameras haben gut zu tun.
Marcelo führt seinen Äquatortrick vor: Auf einem Nagelkopf steht ein rohes Ei. Klar, geht mit etwas Geduld. Aber nur hier, wo die Schwerkraft ausgewogen wirkt. Jemand schleppt ein Wasserbecken mit Stöpsel an. Das Wasser läuft auf dem Strich ohne Strudel ab; schon zwei Meter nördlich oder südlich dreht es im Uhrzeigersinn oder entgegengesetzt. „Kein Wunder, nur Geophysik“, belehrt uns Marcelo.
Nebenan lockt Völkerkunde. Stämme hier in Wäldern des Amazonas-Quellgebietes fertigen bis heute die faustgroßen Schrumpfköpfe. Gesetze verbieten das, aber der Dschungel hat eigene Regeln: Kräfte Getöteter gehen mit solch makabrem Schmuck auf den Jäger über. Damit die Seele nicht entweicht, wird der Mund verschnürt. Immer wieder werden kopflose Körper gefunden.

 



Anzeige

Kommentar schreiben

Kommentar


Das könnte Sie auch interessieren: