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Folge 10: Der DDR-Löwentempel

Reisen & Unterwegs | Von | 10. Juni 2016

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2 223 Kilometer weit folgt Jürgen HEINRICH am Nil und in der
nubischen Wüste den Spuren Pücklers und seiner Machbuba. Er fand im Sudan das Reich der Schwarzen Pharaonen, Tempel, Pyraminden, Bauern und Beduinen
(Folge 10)

 

 

 

 

 

 

 

 

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Der Elefantentempel und die anderen Bauwerke von Musawwarat sind seit 2011 UNESCO-Erbe

Hintze von der Berliner Humboldt-Uni sah in mehr als 800 Relief-Trümmern eine Aufgabe
Von Khartum aus haben wir uns fast bis zum Assuan-Stausee  durchgeschlagen und folgten  dann Pücklers Spur nilaufwärts. Meroë war seine und unsere letzte Station.

„Die Ruinen von Mesaourat sind meiner Überzeugung nach die Überreste eines großen königlichen Lustschlosses mit allem nötigen Zubehör an Wohnungen, Höfen, Ställen usw.“, schreibt Pückler. Er stellt eine „Mischung griechischen oder vielmehr römischen Stils mit dem ganz korrumpierten ägyptischen“ fest.
Musawwarat es-Sufra, so der offizielle heutige Name, ist einer der bedeutendsten Fundplätze des meroitischen Reichs (300 v. Chr. bis 350 n. Chr.) im mittleren Niltal und seit 2011 UNESCO Kulturerbe. Zentrum des einzigartigen Sakralplatzes ist die „Große Anlage“, die Pückler meint. Sie vereint drei Tempel, die teils auf künstlichen Terrassen errichtet und miteinander verbunden sind. Besonders geschätzt werden von der Wissenschaft heute tausende Graffiti antiker Besucher, darunter auch die südlichste weltweit bekannte lateinische Inschrift.
Unser Fürst fand hier Autogramme der Herren Linant und Caillaud und stellt in seinem Sudan-Buch klar: „Ich glaube das Recht zu haben, als der dritte Europäer… einen Ehrenplatz zwischen diesen Herren einzunehmen.“ Er ließ in französischer Sprache einmeißeln: „Im Jahre 1837 unserer christlichen Zeitrechnung hat ein deutscher Reisender diese Ruinen besucht, gesandt durch seinen spiritus familiaris und mit der Absicht, so weit vorzudringen, als es ihm Vergnügen machen wird.“ Eingeklammert ist dazu ein kleiner Seitenhieb aufs preußische Königshaus in Berlin: „Mein Vaterland ist weit davon entfernt mir (Reise-)Aufträge zu geben, lehnte sogar meine desfallsigen Anerbietungen ab.“ Wie wir wissen, reiste Pückler aber durchaus komfortabel ganz und gar auf Kosten Mehemed Alis, damals umtriebiger Gouverneur der osmanischen Provinz Ägypten, dem an einem guten Ruf in Preußen lag, wofür Pückler zu sorgen hatte.
Auf unserer Weiterfahrt brauchen wir exakt 20 Minuten, um zu einem Zwischenziel zu kommen, das Pückler „in vier Stunden scharfen Reitens“ erreicht. Schon 1 000 Schritte vor dem nächsten Tempel stößt er „auf einen auf den Hinterfüßen hockenden Löwen aus rotem Stein, nur wenig vom Sande verschüttet…“
Genau an dieser Stelle geschah etwas bis dahin in Nubien Unübliches. Während Forscher aus Frankreich, England, Deutschland, Japan, den USA und anderen Ländern alles heimtrugen, was ihnen bedeutend erschien, beschloss der Forscher Fritz Hintze, Professor an der Humboldt-Universität Berlin-Ost, die über 800 Blöcke voller Reliefs, die er vorfand, hier vor Ort wieder zusammenzufügen. Eine epochale Leistung! Hintze (1915-1993) hatte 1958 das Institut für Ägyptologie an der Humboldt-Uni begründet, das 1968 in „Institut für Sudanarchäologie und Ägyptologie“ umbenannt wurde.

 

160611wustwAm „Lion Temple“ prangt heute ein Schild, das an deutsche Trennung erinnert. „Was heißt denn V.U.Z.? Noch nie gehört“, sagt unsere vielsprachige promovierte österreichische Ärztin polnischer Herkunft. V.U.Z. Ganz klar: In der atheistischen DDR gab es keine Periode „vor Christi“; da hieß das VOR UNSERER ZEITRECHNUNG.
Das Ergebnis trübt dies in keiner Weise. Der Wächter schließt uns den Tempel auf. Wir bekommen einen guten Raumeindruck. Fehlstellen im Bildwerk sind professionell zurückgesetzt. Die Fachwelt urteilt über diesen Tempel: „Sein reicher Reliefschmuck gehört zu den wichtigsten Zeugnissen frühmeroitischer Kunst und Religion.“ Seit 1995 laufen hier erneut Grabungen, nun unter Leitung einer Wissenschaftlerin von der Humboldt-Universität Berlin.
Unsere Wegbegleiter aus Österreich, der Schweiz und aus dem Rheinland bedrückt angesichts  der neuen Situation im noch untouristischen Sudan vorerst diese wichtige Frage: Gibt es hiervon Ansichtskarten?
Lesen Sie zuletzt:  „…übertrifft alles Gesehene“

 



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