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„Wir werden keine schrumpfende Stadt sein“

Wirtschaft | Von | 13. Oktober 2017

TinaReiche38

Die Cottbuserin Tina Reiche (40) lenkt künftig die Geschicke der städtischen Wirtschaftsförderung. Von einer schrumpfenden Stadt will sie nichts wissen und schaut positiv in die Zukunft
Foto: EGC

Neue Geschäftsführerin der Cottbuser Wirtschaftsförderung, Tina Reiche, weiß, dass die Region mehr kann / Blick über den Tellerrand ist ihr wichtig.

Cottbus (mk). Der Cottbuser Oberbürgermeister Holger Kelch legt die Messlatte die neue Geschäftsführerin der Wirtschaftsförderung -EGC Entwicklungsgesellschaft mbH- sehr hoch. „Wir erhoffen uns viel von unseren Wirtschaftsförderern“, sagt er kürzlich in der Stadtverordnetenversammlung. Dabei ist ganz klar, dass nicht allein gehofft wird. Es wird erwartet. Bei der Begrüßung der neuen Geschäftsführerin formulierte der Rathaus Chef so: „Ich erwarte von der EGC einen erheblichen Anteil der wirtschaftlichen Belebung der Stadt Cottbus.“ Die 40-jährige Tina Reiche ist die neue Chefin der EGC Entwicklungsgesellschaft mbH. Schon nach den ersten freundlichen Sätzen wird klar, dass sie Menschen mag, dass sie gern in den Dialog tritt, dass sie nicht nur antwortet, sondern auch ihrem Gegenüber bisweilen kritische Fragen stellt. Klar weiß sie, dass der Oberbürgermeister auch gesagt hat, dass niemand Arbeitsplätze backen kann, dennoch verspürt sie natürlich den
Erfolgsdruck.
In Hektik lässt sich die Cottbuserin dennoch nicht versetzen. Druck erzeugt Fehler. Die will sie vermeiden. Zu viele Projekte gleichzeitig anpacken und sich dabei verzetteln, ist nicht ihre Sache. Die neue Aufgabe ist eine Herausforderung für sie, der sie sich bewusst gestellt hat. Strategieentwicklung und überlegtes Handeln statt sinnlosem Aktionismus sind ihr Anspruch. Vor allem und am liebsten umgibt sie sich mit jenen, die etwas bewegen, die gestalten wollen.
Und: Wer nimmt, sollte auch geben – und das unabhängig jeglichem sozialen Standes und seiner Nationalität. Andernfalls kollabiert jede Volkswirtschaft. Dabei schätzt sie Menschen mit Werten wie Disziplin, Fleiß, Gradlinigkeit und Loyalität.
Die Stadt bezeichnet sie als lebenswertes Fleckchen Erde, deren Potenziale auch in wirtschaftlicher Hinsicht definitiv noch nicht ausgeschöpft sind. Eine Stadt mit ganz viel Energie in allen gesellschaftlichen Bereichen, die aufhören muss, ihr Licht unter den Scheffel zu stellen. Energie sei ein Wort, dass so vielfältig genutzt werden könne, um diese Stadt zu beschreiben, findet sie. Die Außenwirkung des Landes Brandenburg ist verheerend. Wir werden zuweilen reduziert auf das Flughafendesaster, Energiekostendilemma und bezeichnet als die saure Gurkentruppe. Hier sei auch das Marketing einer Wirtschaftsfördergesellschaft gefragt, das Gegenteil zu beweisen. Uns zeichnet eine engagierte Zivilgesellschaft, ein kompetentes Unternehmertum und wirtschaftsfreundliches Klima aus. Ungenutztes gesellschaftlich und wirtschaftlich verwertbares Potenzial sieht Tina Reiche. Wobei das nichts typisch Brandenburgisches wäre. Luft nach oben gibt es immer.
Potenzial sieht sie vor allem in der Unterstützung durch den Bund und das Land. Von oben aufoktroyierte strukturpolitische Transformationsprozesse sind ohne die Schaffung verlässlicher finanzieller Rahmenbedingungen nicht möglich und eine nachhaltige kommunale Wirtschaftsförderung schwer umsetzbar. Hier sieht sie sowohl den Bund als auch das Land in der Pflicht.
Die geplante Kreisgebietsreform des Landes ist weder verantwortungsvoll bis zur letzten Konsequenz durchdacht noch nachvollziehbar. Sie lenkt ohnehin nur von den eigentlichen Herausforderungen des Landes, insbesondere der Lausitz, ab.
Ein Dialogprozess auf Landes- und Bundesebene mit allen beteiligten Akteuren muss einsetzen, um endlich wieder auf die Arbeitsebene zurückzukehren und den Strukturwandel der Lausitz gemeinsam zu bewältigen. Mut zur Veränderung und Risikobereitschaft sind nicht nur Anforderungen, die an die Bevölkerung gestellt werden sollten, sondern auch an die Administrative. Die Entwürfe für die geplante Kreisgebietsreform fallen definitiv nicht darunter und tragen nicht dazu bei, einen planbaren wirtschaftsfreundlichen Prozess zu initiieren.
In die Karten schauen lassen will sie sich aber noch nicht. Klar ist die Ansiedlung von produzierendem und verarbeitendem Gewerbe eine wichtige Aufgabe, schließlich sei Cottbus rein aus der Historie heraus ein Industriestandort. Dennoch will sie auch über den Tellerrand schauen und hat da auch schon einige Ideen, die sie entwickeln möchte. Von der Technischen Universität erhofft sie sich viele Impulse, die jedoch auch durch die hiesige Wirtschaft genutzt werden sollten, um die Strukturveränderung zu meistern. Die Schaffung eines bundesweit angepassten Lohnniveaus ist ein Punkt, um die Menschen in der Lausitz zu halten oder in diese zurückkehren zu lassen. Die damalige Mobilitätshilfe des Landes hat nicht unbedingt dazu beigetragen, die Lausitz als starke Region zu etablieren. Der wirtschaftspolitische Zick­zack­kurs der Politik ebenso wenig.
Dass sie in Cottbus bleibt und hier anpacken will, stand für sie schon immer fest. Heimatliebe ist die Begründung für ihr Engagement. Nach dem Studium wurde sie selbstständige Unternehmerin. Sie ist sachkundige Einwohnerin, für die CDU im Ausschuss für Haushalt und Finanzen. Zuletzt war sie Projektleiterin beim Windparkentwickler UKA in Cottbus. Insofern kennt sie vielen Facetten der Wirtschaft und weiß um deren Probleme. Vor der Zukunft hat die zweifache sportlich aktive Mutter keine Bange. „Wir werde keine schrumpfende Stadt sein, wenn wir uns bemühen,“ sagt sie und ergänzt: „Ich denke grundsätzlich positiv und das wird sich auch in meiner Arbeit widerspiegeln.“



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