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Mein Sonntag im Revier: Cottbuser Ostsee: Im November 2018 Bereit für die Flutung

Sonntag im Revier | Von | 26. Oktober 2018

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Die Umgestaltung des Tagebaus Cottbus-Nord zum Ostsee liegt voll im Plan. In wenigen Wochen werden die bergmännischen Arbeiten abgeschlossen sein. Jetzt fehlt nur noch der Regen. „Wir alle hoffen auf einen feuchten Winter und ein feuchtes Frühjahr 2019“, erklären Projektleiterin Birgit Schroeckh, Geotechnik-Chef Ingolf Arnold (r.) und Dr. Stephan Fisch Projektleiter Wassermanagement übereinstimmend | Foto: FH

In wenigen Wochen wird planmäßig ein wesentlicher Meilenstein bei der Umgestaltung des Tagebaus Cottbus-Nord in eine sichere Bergbaufolgelandschaft und den künftigen Cottbuser Ostsee erreicht sein. Dann sind die letzten bergmännischen Arbeiten zur Gestaltung des künftigen Cottbuser Ostseebeckens abgeschlossen. Damit endet der am 1. Januar 2016 begonnene, sowohl in technischer als auch finanzieller Hinsicht umfangreichste Teil dieses Großprojektes der Lausitz Energie Bergbau AG (LEAG) zur Umgestaltung des 2015 planmäßig beendeten Tagebaus Cottbus-Nord. Für Gesamtprojektleiterin Birgit Schroeckh ist damit ein wichtiges Etappenziel am künftigen See erreicht. Zufrieden blickt sie auf die letzten knapp drei Jahre zurück und betont, dass bereits zehn Jahre vor dem Projektstart alles gut vorbereitet wurde. „Das gesamte Vorhaben ist dank einer tollen Teamarbeit in allen Punkten absolut planmäßig abgelaufen. Wir konnten pünktlich beginnen, die Baulose termingerecht ausschreiben und die erforderlichen Genehmigungen rechtzeitig einholen – und das bei einem Projekt der Wiedernutzbarmachung, das für uns in dieser Größenordnung absolutes Neuland war“, fasst Birgit Schroeckh die Herausforderungen und zurückliegenden Etappen zusammen. Vor allem die Arbeiten zur geotechnischen Sicherung des Sees beschäftigten das Projektteam bis zuletzt. So sind mit

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So ähnlich werden die Warnschilder aussehen, die am Cottbuser Ostsee auf die Gefahren während der Flutung hinweisen werden

den Rütteldruckverdichtern am Ostufer des Sees derzeit noch die letzten großtechnischen Arbeitsgeräte im Einsatz. Auch sie werden ihre Arbeiten demnächst abschließen. Alle zukünftigen Uferböschungen und Inseln sind dann in jeder Phase des Waseranstiegs und für alle zulässigen Wasserspiegellagen standsicher, und eine sichere Nachnutzung des einstigen Tagebaus als See nach Abschluss der Flutung ist gegeben, versichert Chefgeotechniker Ingolf Arnold. „Mit der erprobten Technologie der Rütteldruck- und Fallplattenverdichtung haben wir alle geschütteten Uferbereiche, in denen die Sande locker gelagert waren, verdichtet. Auch die beiden Inseln im Cottbuser Ostsee wurden jeweils mit einem unterirdisch verfestigten Damm ringförmig umschlossen“, berichtet Ingolf Arnold. Damit könne ausgeschlossen werden, dass die Inseln später in das Seewasser versinken könnten, so Arnold. Seit Mitte der 1990er-Jahre wird diese Verdichtungstechnologie erfolgreich bei der Sicherung ehemaliger Braunkohle- tagebaue im Lausitzer Revier angewendet. Die gewachsenen und damit fest gelagerten Böschungen am Rand des
Tagebaus wurden auf 13 Kilometern abgeflacht. „Ein sehr flach gestaltetes Ufer ermöglicht den Wellen komplett auszulaufen“, erklärt der Chefgeotechniker. Dadurch entstünden keine Schäden am Ufer. Die Tagebauinnenkippe im Zentrum des Sees wurde soweit abgetragen, dass bei einem nach Braunkohlenplan vorgegebenen Mindestwasserstand von +61,8 Meter NHN der Cottbuser Ostsee immer noch eine Wassertiefe von mindestens zwei Metern haben wird. Zu den ehemaligen Tagebaurandböschungen nach Westen und Norden hin wird der See mit 20 bis 30 Metern wesentlich tiefer und somit auch für Taucher interessant sein.

Betreten Verboten!
Trotz der vielen Maßnahmen, die den See und sein Umfeld sichern, besteht während der Zeit der Flutung Lebensgefahr für Personen, wenn sie sich auf dem künftigen Seeboden oder in Ufernähe aufhalten. Deshalb gilt für alle Besucher des Cottbuser Ostsees, aber auch für die Bergleute der LEAG absolutes Betretungsverbot. Das Risiko entsteht mit dem Wasseranstieg in den locker gelagerten Kippensanden im zentralen Bereich des Sees. Ingolf Arnold erklärt, dass beim Befüllen des Sees mit Spreewasser die Sande der Innenkippen allmählich in das Wasser eintauchen und das Wasser dann die Freiräume zwischen den Sandkörnern ausfüllt. „Schon geringste Erschütterungen können dieses Wasser-Sand-Gemisch schlagartig zusammenfallen lassen, wodurch es sich verflüssigt und sehr schnell in die schon zum Teil mit Wasser gefüllten tieferen Randbereiche fließt. Wenn die Rutschungsmassen das Wasser schlagartig verdrängen, kann als Folge eine Schwallwelle, ähnlich einem Tsunami, entstehen“, beschreibt Ingolf Arnold die Kettenreaktion. Mehrere Meter hoch könnte diese Welle am gegenüberliegenden Ufer auflaufen und im Extremfall sich dort aufhaltende Menschen in tiefere Bereiche ziehen. Mit zunehmender Wassermenge im See können die entstehenden Schwallwellen sogar bis auf den abgeflachten Uferbereich auflaufen. „Deshalb ist die Gefahr auch nicht vorbei, wenn sich der Seewasserstand bereits in unmittelbarer Ufernähe befindet“, warnt Arnold.
Das von Fachleuten als Setzungsfließen bezeichnete Phänomen ist heute schon vom Schlichower Damm aus zu sehen. Dort sind bereits mit Wasser aufgefüllte Sandformationen von der Innenkippe in die tieferen Randbereiche geflossen. Bis zum Abschluss der Flutung muss nach Aussagen von Ingolf Arnold mit diesen Prozessen gerechnet werden. Erst, wenn der zentrale Teil des Sees vollkommen vom Wasser überstaut ist, stellt sich unter Wasser ein Kräftegleichgewicht ein. Dann treten keine Rutschungen und Schwallwellen mehr auf und erst dann wird der See für die Nutzung freigegeben, betont Arnold. „Um ganz sicher zu gehen, werden wir vor Nutzungsbeginn die unter Wasser liegenden Bereiche untersuchen und bewerten lassen. Sollten Böschungen noch zu steil sein, werden diese gezielt zum Rutschen angeregt“, so Arnold weiter. Absperrzäune entlang der Gefahrenbereiche sind also von allen sehr ernst zu nehmen. Auch Hinweisschilder entlang des Seeufers werden aufgestellt. Für die bevorstehenden Wintermonate gilt ebenfalls das absolute Betretungsverbot. So dürfen auch Eisflächen nicht betreten werden, denn die beim Setzungsfließen auftretenden Kräfte sind laut Experten so groß, dass auch meterdicke Eisbedeckungen zerstört werden und Schwallwellen entstehen können.

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