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Dumm wie drei Meter Feldweg…

Unterhaltung & Freizeit, Feuilleton | Von | 20. April 2018

…aber geliebt (auch) von Wanderern / „Die Auster“ in der Kleinen Komödie

 

Die Auster GP F Sandra Mattner 2

Nicht sehr glückliche Paare: Thomas Hinrich, Suzanne Kockat, Susann Toni Wagner und Thomas Kressmann (v.l.n.r.) in „Die Auster“ in der Regie von Reinhold Koch in der Kleinen Komödie Cottbus
Foto: Sandra Mattner

 

Cottbus. Schlabbrig glitscht hier gar nichts, und man muss Austern nicht mögen, um an diesem Stück Gefallen zu finden. Der etwas „um die Ecke“ geholte Titel mag vielleicht französische Gourmets anlocken, denn geschrieben hat dieses köstliche Boulevard-Stück der französische Schauspieler, Regisseur und Autor Didier Caron. 2008 gefiel es in Lyon, 2013 spielten es die Hamburger im Kleinen Hoftheater. Die lieben Austern. Doch das hartschalige Weichtier muss hier nur als Metapher für den etwas schrullig alternden Bernard herhalten. Er krieche in sich wie eine Auster, klagt seine deutlich jüngere, durchaus attraktive Frau – nur dass innen die Perle fehle.
Sie irrt, wird sich zeigen. Dieser Mann ist eine Perle! Wie er um seine Frau kämpft, wie er leidet! Und welchen Aufwand er wagt, um ihr zu imponieren! Er engagiert sogar eine „Gespielin“ für sich, scheut nicht Kosten und Mühen, um seiner Frau zum imponieren als vielgefragter Typ. Natürlich wäre das gar nicht nötig, aber dann gäbe es diesen Auster-Spaß nicht.
Reinhold Koch hat ihn inszeniert und optimal besetzt. Thomas Hinrich gibt einen verzweifelten Pantoffelhelden, zeigt blankes Entsetzen: Meine Frau betrügt mich! Er steigert sich in die Rolle des Gehörnten, der mit schmerzhafter Lust auf Rache sinnt. Ganz das Gegenteil seine sympathische, kluge Vivian. Als Bernhard ihr vorgockelt, er habe eine Geliebte, ist Susann Toni Wagner souverän; sie stutzt, überlegt, bleibt logisch und fordert: ich will sie sehen! Eine tolle Entdeckung hier in TheaterNative C, diese natürliche, voller Andeutungen agierende S.T. Wagner. Sie wirkt emanzipiert, zugleich aber auch sehr empfindsam, und sie wagt mit wenig Gestik viel laszive Ausstrahlung. Ihr Bernard aber bleibt die verklappte Auster.
Laut, dümmlich und grell erscheint Cindy (Suzanne Kockat in einem Kabinettstück) in der Ehekrise, die „Geliebte“ auf Honorar. Sie kost ihren Auftraggeber durch alle Vogelnamen und ist sogar schlagfertig. Dem Vorwurf dumm zu sein, „wie drei Meter Feldweg“ kontert sie: „Dafür lieben mich die Wanderer.“
Solcherlei ermunternde Wortspiele sind leider selten im Stück, und so entstehen auch Längen in diesem immer gleichen Bühnenbild, das zwei Stuben zeigt, die ein Sofa verbindet. In der linken putzt und wienert unermüdlich der linkische Oliver, ein ahnungsloser Nebenbuhler – sehr schön typisiert von Thomas Kressmann.
Sie ist etwas für Feinschmecker und für Frohnaturen, diese Bühnen-Auster. Die Kleine Komödie in der Petersilienstraße hat einen Volltreffer gelandet. Schon diesen Samstag (21.4., 19.30 Uhr) steht sie wieder im Programm. J.Hnr.



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