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Altes Cottbus: Ein Blick auf den Altmarkt um 1952

Bilder aus dem alten Cottbus | Von | 21. Januar 2022

Der frühere Altmarkt-Pavillon von Cottbusverkehr.

Altmarkt

Das Altmarkt-Bild entstand 1952.

Nur auf den ersten Blick schien die Aufgabe leicht. Das bestätigt Klaus Jung aus der Hans-Beimler-Straße in Cottbus: „Auf den ersten Blick schien alles klar zu sein. Aber dann kamen Zweifel auf. Im Jahre 1974 wurde erst die Straßenbahn aus der Spremberger Straße verlegt, und die Oberkirche bekam erst im Juni 1988 ihre Turmhaube. Es könnte also 1952 oder 1972 sein. Schließlich habe ich mich für Antwort A) 1952 entschieden, denn: Auf keinem der Dächer ist eine Fernsehantenne zu sehen. Auf dem gesamten Altmarkt steht nur ein einziges Auto. Der Anputz der abgebildeten Menschen entspricht dem Stil der 50er Jahre. Im Jahre 1972 sah das alles schon anders aus. Stimmt’s?“
Stimmt. Und auch Wolfgang Rosenow aus der Jänschwalder Straße sieht das so: „Die Mitte des Altmarktes wäre, weil Parkplatz, 1972 und 1988 mit Trabbis, Wartburgs und anderen modernen PKWs gefüllt. Auch die Bekleidung der Leute deutet auf 1952 hin. Ich bin in jenem Jahr in der Lutherschule eingeschult worden. Das vordergründige flache Gebäude diente den auf die Straßenbahn Wartenden nicht nur als Schutz vor Wetterunbilden, sondern bot auch die Möglichkeit, eine heiße Bockwurst zu verzehren oder die neuesten Presseerzeugnisse zu kaufen. Vorn ist ein Teil des HO-Konfektionshauses zu erkennen. Die Tafel mit den beiden Fahnen zeigt, glaube ich, eine Werbung für einen sowjetischen Mosfilm.“
Der Cottbuser Klaus Reiter überlegt: „1974 war der Altmarkt Parkplatz, und zu 1988 passen die Sachen der Leute nicht. Wir sehen hier die Haltestelle der Straßenbahn, Linie 1, von Sandow zum Bahnhof. Bis 1974 fuhr sie noch durch die Spremberger Straße. Der Pavillon steht hinter dem alten Rathaus, das im Krieg zerstört wurde. Er war ein Servicepunkt, Fahrkartenverkauf (10 Pfennig eine Fahrt), Aufenthaltsraum für das Personal, Warteraum mit Rundbank und Imbiss mit Kaffee, Bockwurst (mit Brötchen 0,85 Pf.) und Zigaretten. Zu dieser Zeit wurde der Altmarkt noch als Wochenmarkt genutzt und man konnte Ware der Bauern kaufen, selbst Lebendgeflügel; es wurde vor Ort geschlachtet. Im Hintergrund ist die Oberkirche zu sehen. Die Turmhaube wurde am 19.6.1988 aufgesetzt. Das war ein großes Ereignis, da sie von einem Spezialkran hochgezogen wurde.“
Auch Reinhard Borrmann aus der Turower Straße in Cottbus weist auf Markantes hin: „Links im Bild ist der HO -’Herrenausstatter’, die Oberkirche ist noch ohne Haube.“ Jürgen Klingmüller aus der Willy-Brandt-Straße schreibt: „Auf den ersten Blick könnte es auch B sein, aber als alter Rätselbildfreund guckt man schon genauer hin. Ab 1970 fehlte der schöne Zweckbau an der zentralen Straßenbahn-Haltestelle. Älteren Cottbusern wird der Kiosk noch gut in Erinnerung sein. Man konnte dort Zeitungen, Bockwurst und Getränke kaufen. Für die Angestellten der Straßenbahn gab es einen Aufenthaltsraum und die Fahrgäste hatten bei schlechtem Wetter ein Dach über dem Kopf. Ein weiteres Detail für 1952 ist das vorletzte Gebäude auf der linken Seite. Der Schriftzug bezeichnet ‘Ansorges Hotel’. Erst später wurde es das Haus des Handwerks.“
G. Peschank mailt ausführlich. Wir zitieren daraus: „Es ist der Cottbuser Altmarkt 1952 ohne die Trümmer des ehemaligen Rathauses. Fast könnte man meinen, wir sind in der Neuzeit – wären da nicht oben links im Bild die Buchstaben HO zu lesen. So sind wir im Jahr 1952, denn zu der Zeit war hier das erste HO-Kaufhaus für Textilien eingezogen. In der Wartehalle konnte man Fahrkarten, Ansichtskarten, Gebäck oder auch Taschenfläschchen kaufen. Besonders gut ging hier die Bockwurst mit Brötchen. Das Leergut entsorgte jeden Nachmittag ein großer kräftiger Mann, der bis zu fünf Stück leere Pappkartons übereinander stapelte und sie bis zu Schiffners Schützenhaus in Sandow balancierte. Cottbuser kannten ihn als ‘Karton-Ede’.“
Rainer Wollmann vom Tannenweg aus Kolkwitz schreibt: „Meine Entscheidung für 1952 ergaben die beiden alten Autos. Das alte Zentrum von Cottbus wurde ab 1969 zu einem sozialistischem Stadtzentrum mit der Stadtpromenade umgebaut. Leider wurde dabei die Straßenbahn von der Spremberger Straße in die Stadtpromenade verlegt. Dadurch ist die ehemalige Einkaufsmeile Sprem abgewertet worden. Viele Großstädte, wie etwa Erfurt, ließen ihre Bahn in alten, gewachsenen Stadtzentren.“
Jens Pumpa aus der Rostocker Straße in Cottbus weiß: „Die Oberkirche brannte im April 1945 aus. Ein Jahr später stürzten Teile des Gemäuers ein. In den folgenden Jahrzehnten wurde die Kirche schrittweise instandgesetzt. Vom Turm der Oberkirche blieb allerdings nur der Stumpf. Die krönende Haube fehlte, wurde erst 1988 aufgesetzt.
Auf dem Altmarkt ist hier die zentrale Straßenbahn-Haltestelle zu sehen. Diese gab es bereits 1951. Der Pavillon wurde erst in den 1970er Jahren abgerissen. Am 1.Juli 1974 stellte man den Straßenbahnverkehr durch die Spremberger Straße ein.“
Sebastian Sachs hat seinen Hochzeitsanzug im HO-Herrenausstatter vorn links gekauft. „Auch nach 1990 gab es hier bei ‘stottrop’ gute Konfektion“, erwähnt er.

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Der Cottbuser Jens Pumpa schickte uns dieses Bild, das im März 1988 entstand. Etwa dort, wo heutzutage an jedem Sonnabend auf dem Markt an der Oberkirche Wild und Geflügel verkauft wird, montierten Zimmerleute die neue Turmhaube für die Oberkirche. Initiator und Betreuer des Projekts war der Architekt und Bezirksdenkmalpfleger Peter Schuster, die Statik bearbeitete Peter Thieme. Am 19. Juni 1988 wurde die fertige Haube mit einem Spezialkran unter Posaunenklängen auf den Turm gehoben.
Foto: Peter Letsch

Weitere Beiträge über das historische Cottbus finden Sie hier!

 



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