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Altes Guben: Pro Tram-Fahrt 80 Milliarden Mark

Bilder aus der alten Neißestadt Guben | Von | 18. Dezember 2020

Alte Gubener erinnern sich detailliert an ihre einzige Straßenbahnlinie.

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Die Tram fuhr einst durch die Neißestadt Guben.

Arno Schulz aus Guben, von dem auch das aktuelle Vergleichsbild rechts stammt, schreibt uns: „Wir sind wieder in Guben in der Frankfurter Straße, einst in der Klostervorstadt gelegen. Über diese Straße wurde ab 1. Januar 1972 der visafreie Grenzverkehr geleitet, ab 1996 dann über die neu errichtete Gubiner Staße.. In der Gründerzeit erfolgte eine umfangreiche Bebauung der Fernstraße nach Frankfurt/Cottbus/ Lübben. Ab 1933 hieß sie Adolf-Hitler-Straße, nach 1945 Straße der Freundschaft, seit 1991 wieder Frankfurter Straße. Von 1904 bis 1938 fuhr die Straßenbahnlinie vom Bahnhof bis Lubstbrücke durch diese Straße. In dem Backsteingebäude vorn rechts sind Wohnungen, und jahrelang war dort ein Optiker, heute Leerstand. Das Fuhrwerk auf dem Bild kommt aus der Winkelstraße, die zu der Hutfabrik Berthold Lißner führte, ein Betriebsteil des Berlin-Gubener Hutkonzerns. Dieser war vor dem Krieg Deutschlands größter Hutproduzent. Im nächsten Haus kenne ich noch den kleinen Gemüseladen, Eingang direkt an der Ecke. Nebenan war HO-Eisenwaren (im Volksmund Eisenschulze), danach weitere Geschäftswechsel und Restauration. Die folgenden zwei Häuser wurden im Krieg zerstört, heute Parkplatz und Lohmühlenweg. Das große nachfolgende Haus ist das 1907 im Jugendstil errichtete Wohn-u Geschäftshaus der Kürschnerei Herrmann, welche bereits 1760 gegründet wurde, heute Hotel. Auf der linken Straßenseite im Vordergrund an der Ecke Keine. Kirchstraße der 1825 errichtete Gasthof ‘Schwarzer Adler’, 1945 zerstört. In den 60er Jahren mit einem Wohn- und Geschäftshaus wieder bebaut. Nach der Wende wurden Straße und Häuser aufwendig restauriert und neu gestaltet; leider konnten sich von den Geschäfte nur noch wenige am Standort behaupten.“
Gert Richter aus Alt-Deulowitz kennt sich genau aus: „Bereits im April 1899 wurde mit einer Breslauer Firma ein Vertrag zum Bau einer Straßenbahn geschlossen; eine Krise der Elektroindustrie lähmte dies. Am 6. März 1903 beschlossen die Stadtverordneten den Bau eines Elektrizitätswerks; die Fa. EAG/Lahmeyer wurde beauftragt, da sie gleichzeitig die Straßenbahn als Hauptstromabnehmer mitzubauen anbot. Die Bauarbeiten begannen im Oktober 1903 – kein halbes Jahr später war Inbetriebnahme. Die Betriebslänge betrug 2,442 km, begann vor dem Bahnhof und endete vor der Lubstbrücke, da die damalige Holzbrücke der Belastung nicht standgehalten hätte. Im Jahr 1914 beschlossen die Stadtverordneten eine Verlängerung der Straßenbahn. Das fiel dem I. Weltkrieg zum Opfer. Eine Verlängerung bis zum Ostfriedhof wurde oft angeregt, aber aus Rentabilitätsgründen nicht gebaut. Man hatte die Meterspur gewählt. Die Strecke war eingleisig und hatte vier Ausweichstellen. Das Depot in der damaligen Bahnhofstraße hatte in der Wagenhalle drei Gleise. Sechs nummerierte Triebwagen mit Motoren à 11 kW bewältigten den Betrieb, zwei Beiwagen wurden zusätzlich zur Baumblüte eingesetzt. Die EAG betrieb die Straßenbahn selbst m. einem Betriebsleiter, acht Fahrern, einem Kontrolleur und vier Arbeitern täglich von 8 bis 22 Uhr. Der Fahrpreis betrug anfangs 10 Pfg, steigerte sich 1923 auf 1.000 (!) Mark – Höhepunkt war der 23.11.23 mit 80 Milliarden Mark.
.Die 1. Stilllegung wegen. Rentabilität erfolgte 1920, die endgültige am 8. Juni 1938, da in den letzten Jahren jährlich ein Defizit von 1.000 Mark eingefahren wurde. Im Betriebsjahr 1919/20 wurden 1,27 Millionen Personen befördert; 1934 nur noch 800.000. Anschließend erfolgte der Betrieb von vier Buslinien: Linie 1 wie Straßenbahn, 2 – Sportplatz, Kaltenborner Straße, Kaserne, 3 – Sprucke-Ostsiedlung, 4 -Kupferhammer-Pappelallee. Der erste fahrplanmäßige Busverkehr erfolgte am 15. 12.1927.“
Auch Klaus Reiter aus Cottbus ist gut informiert: „Wir sehen die Frankfurter Str. Die Straßenbahn fuhr vom Bahnhof zur Lubstbrücke. Sie wurde später durch Busse ersetzt. Wir sehen hier den Kreuzungsbereich Kirchstraße/Winkelstraße. Links ist die Gaststätte „Schwarzer Adler“ zu sehen, rechts ist das Stoff- und Modegeschäft Kaschube. Auf der rechten Seite kommen dann ein Optiker, Gemüseladen Bliß und Eisenschulze. Dort war arbeitete ein Verkäufer Namens Horst Uibel, Vater von Radprofi Detlef Uibel. Weiter hinten kommt noch Autoelektrik Blümel und Kürschnerei Herrmann.“

 

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Arno Schulz aus Guben hat uns einen tagesaktuellen Vergleich zur historischen Straßenansicht geschickt

Weitere Beiträge über das historische Guben und das Umland finden Sie hier!

 



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