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Die Dramatik im Forster Städtebau

Bilder aus dem alten Forst (Lausitz) | Von | 23. April 2021

Viele Einwohner wünschen sich endlich wieder ein würdiges Stadtbild.

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Die Ansammlung von Plattenbauten löste die Nachkriegs-Wohnungsnot, ergab aber kein Stadtbild. Foto: Frank Junge

Für Forster Leser wie Dietmar Michel aus der Bahnhofstraße war es diesmal nicht schwer: „Es ist der Marktplatz von Forst vor 1945. In einem Haus dort in der Nähe wurde ich 1938 geboren. Leider sind nur die Kirche und drei Häuser aus dieser Zeit erhalten. Manche Forster hoffen, dass bei einer Neubebauung etwas noch an den alten Markt erinnert.“
Eine ausführliche Bildanalyse betreibt Manfred Gnida vom Weinberg in Spremberg: „Ein Bild das nur noch wenigen Forstern so in Erinnerung ist. Das Luftbild um 1935 zeigt einen Teil des historischen Stadtkerns, den rund um St. Nikolai kompletten Marktplatz. Bekannte Gebäude sind an der Nordseite das Kaufhaus W. Loewenstein, Hotel Pittus, Hotel Mohrs, an der Ostseite das ehemalige Rathaus und an der Westseite das Sortimentsgeschäft Reinfeld. Die Stadtkirche, etwa um 1430 als gotische, dreischiffige Hallenkirche mit einem fünfseitigen Chor und Grüften erbaut, hat eine schicksalsreiche Geschichte. Leider wurde am 25.Febr.1945 der größte Teil der hier abgebildeten Häuser zerstört und auch die Kirche brannte nach Granatbeschuss aus; die barocke Einrichtung wurde Opfer der Flammen, und der Kirchturm und das Dach stürzten ein. Lange bildete die Ruine das Bild der Zerstörung, bis 1951ein Wiederaufbau begann. Es folgten 1952 provisorische Sicherungsarbeiten und Glocken aus Stahl mit der Bezeichnung Glaube, Liebe und Hoffnung wurden hergestellt. Am 1.Advent 1954 kam es zur feierlichen Einweihung der Kirche. Es folgten weitere Sanierungsschritte, denn es wurde eine neue Orgel eingebaut, das Dach neu gedeckt, der Innenraum vollendet. 1991/92 folgte die Restaurierung des Kirchturmes, wonach sich am 1. Advent 1992 die feierliche Turmeinweihung zutrug.
Weitere Arbeiten waren mit der Restaurierung der Bibersteingruft mit dem Sarg von Graf Heinrich von Brühl und der Gruft unter der Bonhoeffer-Kapelle verbunden. Einst hingen an der Nordseite des Gebäudes elf Steintafeln mit Namen von ca.1000 Gefallenen des 1.Weltkrieges und es ist nicht geklärt, warum sie verschwunden sind. Es wurden aber bei Ausgrabungsarbeiten vier Tafeln gefunden, die man am Aufgang zum Turm besichtigen kann. In mühevoller Arbeit konnte man im Kirchenarchiv fast alle Namen und Dienstgrade der Soldaten ermitteln. Steigt man auf die Aussichtsplattform des Turmes, findet man auf dem Geländer Fotos und Texte über wichtige Ort und Denkmale der Umgebung. Ein Video von 2009 gibt es, wo man den Zustand des Innenraumes und der Gruft unter der Bonhoeffer-Kapelle vor der Neugestaltung im Jahre 2012 sehen kann. Kirchliche Veranstaltungen finden ja das ganze Jahr statt – jetzt zur Corona-Zeit mit Einschränkungen, aber spektakulär ist der Biker-Gottesdienst, wobei der verunfallten und getöteten Motorradfahrer gedacht wird.“
Frank Junge aus der Elsterstraße in Forst erklärt: „Wenn es um Luftbilder von Forst geht, habe ich immer etwas in meiner Sammlung. Den Blick auf den Markt mit der Stadtkirche St. Nikolai habe ich noch nicht direkt nachgestellt. Aber ich habe ganz ähnliche Blickwinkel: Ein Foto aus 1994, da war der Turm der Kirche gerade saniert, der Umbau in der Stadt lief an, aber es standen noch alle Plattenbauten aus DDR-Zeiten. Das Bild wurde noch aus einem Flugzeug aufgenommen. Dann ein Foto aus dem Jahr 2017, mit dem Hubschrauber erstellt. Auch das ist schon wieder Geschichte, denn weitere Neubauten sind inzwischen verschwunden (der Block links in der Mühlenstraße und weitere hinten in der Rüdigerstraße). Die drei Bilder aneinandergereiht, zeigen die dramatischen Veränderungen in der Stadt in den letzten 100 Jahren. In anderen Regionen Deutschlands herrscht Wohnungsnot, aber in Forst sind die Wohnungen wirklich in Not – in der Not, Mieter zu finden oder eben abgerissen zu werden.“
„Eine schöne Luftaufnahme mit Blick nach Osten auf die Stadtkirche St. Nikolai“, findet auch Klaus Reiter vom Eschenweg in Cottbus. „Daneben Hotel Pittus (Fr. Geusert) und das Hotel Mohrs (Hr. Borchert). Leider wurde 1945 alles zerbombt. Es war früher eine der schönsten Lausitzer Städte. Der Betrachter schaut auf den Berliner Platz, früher Lindenplatz. Das schöne Kriegerdenkmal – es erinnerte an die gefallenen Bürger im deutsch-französischen Krieg – wurde nach Kriegsende abgerissen. Das hohe Steuereinkommen verdankt die Tuchmacherstadt Forst der Stadtbahn ‘Schwarze Jule’, es wurde auch Deutsches Manchester genannt. Nach Osten ging es durch die Mühlenstraße über die Lange Brücke zum Kohlenhandel Orschel. Leider gibt es diesen Platz nicht mehr in dieser Form und das Geld fehlt für einen städtischen Aufbau.“
Das Stadtzentrum von Forst (Lausitz) vor der Zerstörung erkannte auch Dieter Leubauer aus Cottbus. „Im Mittelpunkt steht die Nikolaikirche. Wenn man jetzt mit Google Earth dieses Gebiet betrachtet, dann sieht es dort ziemlich öd aus. Doch die Kirche ist schön anzusehen, zumindest auf meinen Fotos, die ich ebenerdig aufnahm.“

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Die schöne und stolze Kirche St.Nikolai brauchte vier Jahrzehnte zur Auferstehung. Foto: Leubauer

Weitere Beiträge über das historische Forst und das Umland finden Sie hier!



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