Es ist vollbracht. Auf geht’s!

kommentar_j_heinrich_thumb_thumbWie schön sie geworden ist, die neue Cottbuser Bahnhofstraße, werden wir erst sehen, wenn im kommenden Frühjahr sanftes Sonnenlicht die Fassaden und das plastische Pflaster streichelt, wenn die Bäume ihre Blätter entfalten und hoffentlich so manches Vorgarten-Grün sprießt. Den Passanten könnte Zeit bleiben, das alles wahrzunehmen, denn die alte Hektik viel zu vieler und viel zu schneller Autos bleibt Vergangenheit. Tempo 30 und nur eine gemeinsame Richtungsspur für Autos und Straßenbahn verdrängen Durchgangswillige auf den Ring. Die schöne Baukultur und das unternehmerische Leben darin können sich entfalten. So ist es gewollt. Viele Millionen Euro wurden für den genau einen Straßen-Kilometer (einschließlich Brückenabschnitt) investiert. Der Ministerpräsident lässt es sich nicht nehmen, hört man, das Band zur Freigabe höchstselbst durchzuschneiden. Sei’s ihm gegönnt.
Aber bezahlt hat er das alles, trotz Förderzuweisung, natürlich nicht. Das waren die Steuerbürger von hier und das sind die privaten Anlieger mit ihren nicht unerheblichen Beiträgen. Ihnen zuerst bleibt zu danken, und manchmal ist das leider nur noch mit einer Beileidskarte möglich. Viele kleine Geschäfte sind in der skandalös langen Bauzeit gestorben. Und auch die Stadt selbst hat es nicht geschafft zu überleben. Ihr Museum bietet als verschlossenes Haus eines einst stolzen Verlegers ein Bild des Jammers. Möge das Aufrufungszeichen daneben, die aus bürgerschaftlicher Entschlossenheit auferstandene Blaue Uhr, ein Signal setzen. Das Werk der Rohrleger, Pflasterer und Gleisbauer ist vollbracht – nun gilt es, dem Weg zur Stadtmitte Glanz und Charisma zu geben. Auf geht’s! Jürgen Heinrich