Regieren im Reisetheater
Kommentare | Von CGA Verlag | 21. Oktober 2016Klar scheint eigentlich nur zu sein, dass den normalen Lausitzer der Ausgang des Gezänks um Kreisgrenzen und Amtssitze gar nicht interessiert. Für ihn wird sich nichts ändern. Schon in der Bibel steht: Traue keinem Beamten.
Aber: Das Ganze hat einen hohen Unterhaltungswert. In einzelnen Amtsstuben liegen schon die Nerven blank. So etwas passiert den Schlipsträgern im Tagesgeschäft nie. Da raufen sich bestenfalls die Bittsteller nach Audienzen die Haare. Kreiszuschnitt, Kreisstadt, Kreissitz. Alles entbehrliche Themen. Nicht aber für die Profis im Geschäft.
Während Cottbus noch um Kreisfreiheit ringt und den Kreisstadtstatus als Trostpflaster gar nicht mag, teilt sich das alte Markgrafentum schon die Beute: Cottbus bleibt draußen, drei Südkreise steigen zusammen als neue alte Niederlausitz wie Phoenix aus der Asche und Senftenberg wird Kreisstadt. Die Uni- und Theater-Kreisstadt am See. Regierungssitz „Kaiserkrone“ in Marga. Bürgermeister Fredrich hält vielleicht schon Ausschau nach der Landrats-Limousine. Die wird er, zumal mit richtigem Parteibuch, brauchen, denn Kreistage finden reihum in den Altkreisen statt. Finanzminister Görke hat grad erklärt, dass alle Jetzt-Kreisstädte Kreissitze bleiben. Das hieße etwa: Hauptverwaltung Senftenberg, Baudezernat Herzberg, Soziales in Forst, Finanzen in…
Nein, nicht in Cottbus. Das können die gar nicht. Die sollen ja auch nicht ins Boot. Die bleiben kreisfrei, kriegen auch keine Schulden erlassen. Die können Maut kassieren von den Dezernenten und Amtsleitern, die laufend unterwegs sein müssen in ihrem Regierungs-Reisetheater.
Natürlich geht’s auch anders. Aber das ist weniger unterhaltsam für alle.
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