Nachrichten sind wie das Leben: voller Widersprüche. Eben lesen wir von Rekord-Spareinlagen der Lausitzer, schon folgt die Botschaft vom Armutsrekord dieser Gegend. Wie geht beides zusammen?
Dass die Menschen hier zwischen Neiße, Spree und Schwarzer Elster nicht zum Übermut neigen und ihre „Mäuse“ beieinander halten, gehört zum gesicherten Wissen. Länger als anderswo hielt sich hier der Sparstrumpf, und der war, das bestätigen Bänker, die solche dann doch sahen, nie schlapp. Gut, dass die fleißigen und sparsamen Leute gelernt haben, Geld anzulegen und vorzusorgen.
Woher aber kommt nun die Armut der Gegend mit Negativ-Spitzenreiter Cottbus? Fast 18 Prozent der Einwohner sind hier von Armut bedroht; nur eine andere kreisfreie Stadt, Brandenburg, steht noch schlechter in dieser Statistik. Cottbus ein Jammertal?
Zahlenspiele haben immer mindes-tens zwei Seiten. Die eine betrifft hier das berüchtigte Thema Durchschnitt. „Arm“ laut Statistik sind Personen, die weniger Geld haben als 60 Prozent des Bundesdurchschnitts. Bei ca. 770 Euro Monatseinkommen gilt der Deutsche demnach als arm. Über so wenig verfügen Jugendliche, die heutzutage mit 20, 22 oder gar 25 Jahren noch immer keine abgeschlossene Lehre vorweisen. Und so wenig haben mitgezählte Flüchtlinge, von denen es in Cottbus viel zu viele gibt. Beides ist politisch geduldet. Die Durchschnittsarmut hat also kaum mit klassischer Verelendung zu tun.
Trotzdem, und das ist die zweite Seite, fehlt in Cottbus und Umgebung der breite, solide und ausgleichende Wohlstand. Superreiche gibt es nicht und sind auch nicht nötig. Aber die Sehr-gut-Verdiener aus Kohle und Energie nehmen eben leider stetig ab.
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