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Ihr Glanz verblasst nicht: die „Gräfin von Werben“

Damals war´s | Von | 24. Dezember 2020

Werben

Nach „Werben – Geschichte eines Spreewalddorfes“ (1995) erschien 2001 der Band „Das Gemüsedorf WERBEN“ – ein erstaunliches Heimatbuch, das, reich illustriert ein ganzes Jahrhundert schildert, hinreichend bis zur 650-Jahr-Feier des Dorfes vor nunmehr 24 Jahren

Viele Lausitzer erinnern sich an die „Gräfin von Werben“, genauer: Baronin Martha von Seydlitz, geborene von Oetinger (20.3.1887-20.4.1975), über die der Werbener Autor Siegfried Ramoth schrieb; „Wenn die Baronin in den 1960er Jahren in Cottbus im prunkvollen Gewande und auf extrem hohen Stöckelabsätzen durch die Straßen trippelte, konnte sie der bewundernden oder auch verwunderten Blick sicher sein…“
Weitere Leserzuschriften bestätigen das.

Charlotte Noack aus der Klettwitzer Straße in Meuro berichtet: Als ich den Artikel gelesen hatte, habe ich gleich meine Bücher über Werben hervorgeholt, da ich wusste, dort einiges über die Baronin zu finden. Es ist auf mehreren Seiten (im zweiten Werbener Buch, d. Red.) über Herkunft, Familie und das Leben der Baronin bis zu ihrem Tod zu lesen. Das Buch wurde von einer Autorengemeinschaft, u.a. auch von Siegfried Ramoth, den ich persönlich kannte, verfasst. Herausgegeben und bearbeitet hat es Jürgen Heinrich für die Reihe COTTBUSER Bücher, Band 09.

Christa Reichert vom Löbensweg in Cottbus erinnert sich: Mein Erlebnis! 1955 war ich 20 Jahre alt. Ich bummelte durch die Stadt. In der Berliner Straße war ein Warenhaus, das ich besuchte. Man schaut hier und da. Ich bemerkte, dass jemand ganz nahe neben mir stand. Ich schaute hoch, die Dame auch. So schauten wir uns an, kein Wort fiel. Ich sah das Gesicht, einer älteren Dame mit roten Lippen, Hut und kastanienbraunem Haar. Die Kleidung aus einer anderen Zeit. Zuhause erzählte ich meinem Mann von der Begegnung.
Er sagte: „Die Frau kenne ich, es ist die Baronin aus Werben. Sie war eine Kundin bei Friseur Richter in Ströbitz. Ich war dort Lehrling und konnte ihr die Haare waschen. Mit der Kutsche sind sie und ihr Gatte vorgefahren.“ Zu dieser Zeit ging ich zum Paulaner Bräu Mittag essen. Dort sah ich die Baronin wieder. Aus dem Gespräch mit Herrn Reinhard habe ich aufgeschnappt, sie habe einen Sohn, der Arzt ist in Frankreich (er war Pfarrer in Westdeutschland, d. Red.). Als junge Frau war mein Gedanke, wie schön, sie kommt nach Frankreich zum Sohn…
Mein Mann ist 1919 geboren, mit 14 Jahren war er Lehrling. 1934 war die Baronin eine junge Frau. Genau so wie auf dem Bild schaute sie mich an. Kein rätselhaftes Portrait.

Brigitte Buder aus der Erfurter Straße in Cottbus schreibt: Ich freute mich, als ich am 9.Dezember die zwei Bilder von der Baronin von Werben im Märkischen Boten sah. Sie fiel mir gleich auf, als ich 1960 nach Cottbus kam. Sie ging immer zu meiner alten Nachbarin in die Neustädter Straße, die früher mal ein Molkereigeschäft am Altmarkt hatte. Sie unterhielt sich mit mir im Hausflur. Sie trug nur sehr hochhackige Schuhe, weil sie in andere nicht mehr hineinkam. Die Schuhe, die sie trägt, wurden von meinem Schwiegervater, dem Schuhmachermeister Erwin Buder, nach Maß hergestellt. Sie hatte an ihrer Kopfbedeckung angesteckte Locken, mal in dieser oder jener Farbe. Sie wurde einmal zur Schönheitskönigin ernannt. Meine Nachbarin hatte auch eine extravagante Garderobe. Ihr gehörte die große 5-Raum-Wohnung mit Küche ganz allein. Sie hatte eine Dienstmagd, die im Hinterhaus in einer Bodenkammer lebte.

So erweist sich die ganze Gegend voller Geschichten und Legenden über eine Frau, die Aufmerksamkeit liebte und gern zu Leuten jeden Standes Kontakt suchte. In der Werbener Bahnhofswirtschaft stieß sie gern mit Fahrgästen an, im legendären Haus Brunschwig in der Lieberoser Straße spielte sie mit Pferdefreunden Karten und fachsimpelte dabei. Ältere Werbener erzählen, dass ihr Vater ein weithin geachteter Pferdeexperte war und sie selbst in jungen Jahren eine gute Reiterin. Auch von Einkaufsgewohnheiten im damaligen Lebensmittelgeschäft Rolke in der Bahnhofstraße 53 wird berichtet und von Friseurbesuchen im einstigen Salon Schubert in der Karl-Liebknecht-Straße.

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