Johannes Briesmann: Er war Preußens erster verheirateter Prediger
Region | Von CGA Verlag | 30. Oktober 2015Der Cottbuser Johannes Briesmann war Reformator und Mitbegründer der Universität Königsbergs:
Region. Der Reformationstag geht auf Luthers Anschlag der 95 Thesen an das Tor der Wittenberger Schlosskirche zurück. In zwei Jahren liegt das (in üblich zitierter Form nicht gesicherte) Ereignis 500 Jahre zurück. Die Vorbereitungen zum großen Reformationsjubiläum laufen längst auf Hochtouren, zumindest in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Wenn Brandenburg-Preußen ins Spiel gerät, kommt die Geschichte an einem hier leider sündhaft vernachlässigten Cottbuser nicht vorbei. Als Partner Luthers setzte er mit seiner Predigt vom 27.9.1523 von Königsberg aus die Reformation Preußens in Gang. Preußen wurde 1525 evangelisch.
Johannes Briesmann kam am 31.12.1488 als Sohn des Zweiten Cottbuser Bürgermeisters zur Welt und wurde 1510 Franziskanermönch. Ab 1518 studierte er in Frankfurt/Oder. Schon hier wurde er von der Disputation (wissenschaftliche Diskussion) der Lutherschen Thesen angezogen, reiste zu einem Treffen der Kirchenmänner nach Leipzig und wechselte danach seinen Studienort nach Wittenberg. 1522 hatte er als Dr. der Theologie bereits eine Stelle an der dortigen Fakultät, wurde aber mit der „Wittenberger Bewegung“ als Franziskaner der Stadt verwiesen. Er kam, erfüllt vom reformatorischen Geist, zurück nach Cottbus, wo er auf Widerspruch stieß. Luther holte ihn zurück und vermittelte ihn unverzüglich an den Hochmeister des Deutschen Ordens und damit an den Dom zu Königsberg. Überliefert sind von dort seine 110 Thesen, wie erfolgreich zu predigen sei. Er erwies sich darin als hochtalentiert, fand Anerkennung und konnte den neuen Geist der Volkskirche vermitteln und leben. Als er 1524 die Äbtissin Elisabeth Sackheim heiratete, war er der erste Priester Preußens, der eine Ehe einging. Welch ein Zeichen des einstigen Franziskaners an den heutigen Franziskus in Rom!
Briesmanns Lebensleistung hat vielfältige Facetten. Er ging zunächst nach Riga und führte die Reformation in Livland (heutiges Estland und Lettland) ein. Nach mehreren Jahren kehrte er nach Königsberg in die Dompfarre zurück. Er organisierte von hier aus das Schul- und Kirchenwesen Preußens und war im weiten Land als Theologe anerkannt. Einem Ruf an die Rostocker Universität folgte er nicht; stattdessen wurde er Mitbegründer und Kurator der Königsberger Universität, die, insbesondere durch das Wirken von Immanuel Kant, zu hohem internationalen Ansehen gelangte.
Johannes Briesmann starb am 1. Oktober 1549 in Königsberg und wurde im Dom beigesetzt. Nicht weit von ihm ruht der Philosoph Kant. Der Dom ist jetzt mit deutscher Hilfe wieder in alter Schönheit auferstanden.
Das nahende Reformationsjubiläum sollte im Cottbuser Museum Beachtung finden und auch an der BTU auf Forscherinteresse stoßen. Briesmann ist im europäischen Denken mehr als eine Figur weit zurück liegender Theologie. J. Heinrich