Spremberg: Der älteste Bismarckturm ist ein Lausitzer

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Der Bismarckturm in Spremberg wird zu besonderen Anlässen festlich angestrahlt

In der Region existieren noch mehrere Bauwerke, die an den deutschen Reichsgründer erinnern

Region (trz). Um es vorwegzunehmen: In Senftenberg gab es einst gleich zwei Bismarcktürme. Heute existiert allerdings weder der eine noch der andere. Doch der Reihe nach: Bereits im Jahr 1885 wurde auf dem Koschenberg südöstlich von Senftenberg ein Bismarckturm aus Holz erbaut. Allerdings verfiel das Bauwerk, sicher auch seiner exponierten Lage auf der höchsten Erhebung weit und breit geschuldet, schon anderthalb Jahrzehnte später. Vor gut 100 Jahren wurde die Konstruktion schließlich abgerissen. Übrigens gilt das Bauwerk auf dem Koschenberg als ältestes seiner Art in Brandenburg und als zweitältestes in Deutschland überhaupt. Bereits anno 1869 wurde der erste Bismarckturm errichtet, dessen Ruinen sich bis heute in einem kleinen Ort südlich von Breslau (Ober-Johnsdorf) befinden.
Auch Wasserturm
Stattdessen erfolgte anno 1914 die Einweihung eines zweiten Bismarckturms auf dem Paradiesberg bei Hörlitz. Dem ging eine mehrjährige Planung voraus. Durch die Niederlausitzer Wasserwerksgesellschaft erfüllte das massive Bauwerk mit einer Höhe von 42,8 Metern auch alle Voraussetzungen als Wasserturm. Dieser blieb für ein halbes Jahrhundert in Betrieb. Mitte der 1960er-Jahre musste der Turm dem fortschreitenden Tagebau Meuro weichen. Nicht allzu weit von seinem Standort entfernt lädt seit 2004 der Hörlitzer Aussichtsturm zu einem weiten Rundumblick über die Lausitz ein.
Spremberg
Den Bismarckturm zu Spremberg gibt es dagegen noch heute. Er befindet sich hoch über der Stadt auf dem Georgenberg. Dessen Einweihung ist auf dem 1. April 1903, also Bismarcks 88. Geburtstag, datiert. Allerdings war der Reichskanzler bereits im Sommer 1898 verstorben. Das Spremberger Exemplar erreicht eine Höhe von knapp 21 Metern. Heute ist die Sicht von der Aussichtsplattform aufgrund der umstehenden Bäume massiv eingeschränkt. Markant ist der Schriftzug „Wir Deutsche/fürchten Gott/Sonst nichts/auf der Welt“.
Ab Juni 1950 trug das Bauwerk die offizielle Bezeichnung „Ernst-Thälmann-Turm“. Nur zwei Jahre später war dann vom „Georgenbergturm“ die Rede. Seit nunmehr einem Vierteljahrhundert besitzt das Bauwerk wieder seinen ursprünglichen Namen. Pro Jahr besuchen es bis zu anderthalb tausend Besucher.
Burg (Spreewald)
Sehr bekannt ist auch das Bismarck-Bauwerk in Burg (Spreewald). Im kommenden Jahr, konkret am 2. September 2017, jährt sich dessen Einweihung auf dem sagenumwobenen Schlossberg zum 100. Mal. Da der Tag auch noch auf einen Sonnabend fällt, wäre ein größeres Fest vorstellbar. Laut der Chronik wurden zur Errichtung anderthalb Millionen Steine vermauert.
Die zu Kriegsende von der Wehrmacht beabsichtigte Sprengung konnte gerade noch so abgewendet werden. Zu DDR-Zeiten hieß die Konstruktion „Turm der Jugend“. Genau am Tag der Deutschen Einheit, dem 3. Oktober 1990, erhielt der Turm seinen alten Namen zurück. Von dessen oberer Plattform genießen Besucher einen reizvollen Blick von der Straupitzer Schinkel- bis zur Cottbuser Oberkirche.
Guben/Gubin
Darüber hinaus existieren heute mehrere Ruinen, die früher einmal als Bismarcktürme dienten. Beispielsweise auf der polnischen Seite von Guben (Gubin). Das knapp 27 Meter hohe Bauwerk war im Frühjahr 1945 gesprengt worden. Bis heute sind am Standort über dem Neißetal noch einzelne Mauerreste zu sehen. Für die im Herbst 1908 eingeweihte Konstruktion waren im Vorfeld 160 Entwürfe beim Rat der Stadt Guben eingegangen. Am Ende wurde die Version des Berlin-Schöneberger Architekten Fritz Beyer realisiert.
Sorau/Zary
Immerhin noch eine Ruine ist vom Bismarckturm im Sorauer Wald geblieben. Dazu muss gesagt werden, dass dieses Bauwerk nie vollendet wurde. Denn genau in die Aufbauzeit kam der Erste Weltkrieg dazwischen. Das Überbleibsel befindet sich heute auf dem Gipfel des 229 Meter hohen Rückenberges, dem  mit Abstand höchsten Punkt der Niederlausitz. Der Turmstumpf misst 25 Meter, geplant war mal fast die doppelte Höhe.
Acht statt elf
Insgesamt gibt es heute in Brandenburg acht Bismarcktürme von ursprünglich elf. Der älteste ist das Senftenberger Exemplar (1885), das jüngste befindet sich im Burger Spreewald (1917).
Weltweit
In der Oberlausitz gibt es zwei Bismarcktürme. Diese befinden sich in Görlitz auf der Landeskrone sowie in Neugersdorf. Weltweit existieren noch 173 dieser Bauwerke, darunter selbst in Kamerun und Chile. Leider  steht keiner im Spreewaldort Werben, wo der spätere Reichskanzler, wie Ortschronist Siegfried Ramoth recherchierte, als Kleinkind seine Großmutter Charlotte von Schönfeldt besuchte.