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Gemeinsame Zeitreise nach Guben

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Auch Thomas Rademacher, Leiter Entwicklung Filamente bei der Trevira GmbH (r.), war bei der Festveranstaltung anwesend. Am 1. April übergab er die Werkleitung an seinen Nachfolger Konstantin Steiniger (l.)

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Rund 70 ehemalige deutsche und polnische Mitarbeiter des CFG fanden sich am Montag anlässlich dem 50. Jahrestag des Pendlerabkommens auf dem Gelände der Trevira GmbH zum Gruppenfoto ein. In der Kantine folgte ein Festakt mit einem Filmbeitrag und bewegenden Zeitzeugenberichten Fotos: Y. Simon-Redlich
Mit einem Gläschen Sekt stießen alle auf den besonderen Anlass an. Viele Emotionen lagen spürbar im Raum auch bei der gemeinsamen Werksführung in den alten Hallen

Festakt zu 50 Jahren Pendlerabkommen:
Guben (ysr). Ein großes „Hallo“ und „Jak się masz?“ (Wie geht es Dir?) gab es in dieser Woche im Industriegebiet der Neißestadt. Hier auf dem ehemaligen Gelände der Gubener Chemiefaserwerke (CFG) wie auf der angrenzenden Forster Straße sind heute zahlreiche mittelständische Unternehmen wie internationale Konzerne ansässig. Vor gut 50 Jahren öffnete das deutsch-polnische Pendlerabkommen, das mit dem Rat des Bezirkes Cottbus und der Wojewodschaft Zielona Gora abgeschlossen wurde, die Grenzen nach Guben. Fast 800 polnische Frauen kamen im Laufe der folgenden Jahre in das VEB Chemiefaserwerk Guben, um hier Seite an Seite mit deutschen Männern und Frauen an den Maschinen in den verschiedenen Bereichen wie Feinseide, Cord und Borsten zu stehen.
„Damit wurden maßgeblich neue Wege beschritten“, so Diethelm Pagel, Vorsitzender des Gubener Tuche und Chemiefasern e.V. Er erinnert sich in seiner Ansprache: „Am 15. März 1966 überschritt die erste Gruppe von rund 100 polnischen Frauen die Grenze.“ Das die Verständigung auch mit Händen und Füßen funktionierte, belegt ein Filmausschnitt aus der damaligen Zeit, der bei dem ein oder anderen Anwesenden ein Tränchen in die Augen treibt. Auch Hans Joachim Glasche, ehemaliger Meister erinnert sich an die ersten Tage. Die verlorenen Blicke, der Versuch, den Maschinen auf die Schliche zu kommen. – Aufgegeben hat keiner! „Ich war sehr berührt, dass nur wenige Jahre nach dem Kriegsende, als noch nicht alle Wunden verheilt waren, Kollegen zu uns kamen, um mit uns Hand in Hand zu arbeiten.“ Schnell entstanden damals Freundschaften, manchmal sogar Liebe.

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Um denen, die nicht an der Veranstaltung teilhaben konnten eine kleine Zeitreise  zu ermöglichen, wollen der Gubener Tuche und Chemiefasern e.V. mit den Freunden des Gubiner Landes und dem Frauenverein „Nysa“ jetzt eine Wanderausstellung gestalten. Dafür werden Fördermittel beantragt. Im Herbst 2016 soll die Ausstellung in Guben ihren Anfang nehmen.
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