Rückbau gehört zum Stadtwandel wie Wohnungsmodernisierungen und Straßensanierungen / Abriss-Alternative: Wohnetagen werden stillgelegt
Guben (ha). In diesen Tagen befassen sich die Gubener Stadtplaner, die Stadtverordneten und die großen Gubener Vermieter besonders intensiv mit dem Stadtumbau. Das Konzept wird fortgeschrieben. Planungsleistungen dafür wurden jetzt aufgestockt, denn es hängt viel ab von den Ergebnissen. Der Stadtumbau soll weiterhin möglichst weitsichtig, wirtschaftlich sinnvoll und im Sinne lebendiger Wohngemeinschaften geschehen. Eine Nachhaltigkeit von ehrgeizigen 25 Jahren hat sich die Stadt auf die Fahnen geschrieben!
Wir sind mit unserem Wohnungsbestand noch nicht an dem Ziel angelangt, das uns der Einwohnerrückgang aufbürdet“, erklärt Peter Wiepke, Geschäftsführer der Gubener Wohnungsgesellschaft.
Mieter sind geblieben
„Zum Ende des letzten Jahres und mit Restarbeiten in diesen Tagen sind drei Wohnblocks aus unserem Bestand aus der Stadt verschwunden. Es war ein trauriger Schritt für uns alle. Denn an jeder Wohnung, an jedem Wohngebiet hängen Erinnerungen. Aber ich bin stolz, dass kein einziger Mieter uns als Vermieter verlassen hat“, so Peter Wiepke. Die Mieterbetreuer haben für jeden Betroffenen ein „Rundum-Sorglos-Paket“ geschnürt. „Dazu gehört die Vorbereitung der ausgesuchten Ersatzwohnung ebenso wie die Organisation des Umzuges bis hin zur Ein- und Auspack-Hilfe, wenn es gewünscht ist. Und wir helfen auch bei den notwendigen Behördengängen“, erläutert Unternehmenssprecherin Ricarda Weigel.
Lange beobachtet
Der Weg bis zum Rückbau eines Wohnblockes ist weit. Über Jahre beobachtet das Unternehmen Wohnareale, wo vermehrt Leerstand auftritt. Klare Tendenzen werden in der Projektgemeinschaft vorgestellt. Zur Projektgemeinschaft gehören neben dem Vermieter auch Fachleute der Stadt und Stadtplaner. Zusammen werden städtebauliche Auswirkungen, wirtschaftliche Betrachtungen und alternative Möglichkeiten in die Waagschale geworfen.
Ist der Block nicht zu retten, wird ein Vermietungsstopp verhängt. Dieser kann über Jahre andauern und jederzeit wieder aufgehoben werden. Der nächste Schritt auf dem Weg zum Rückbau ist der Umzug der verbliebenen Mieter. „Selbst an diesem Zeitpunkt muss der Block noch nicht zum Abriss freigegeben sein“, erklärt Ricarda Weigel. Diesen endgültigen Schritt beschließt erneut die Projektgemeinschaft, denn dieser Schritt ist nicht umkehrbar.
Bezahlbare Wohnungen
„Als kommunales Unternehmen haben wir eine wichtige soziale Aufgabe. Wir müssen und wollen genügend bezahlbare Wohnungen bereithalten. Bezahlbar auch für Familien, die die Miete nicht aus eigener Kraft aufbringen können. Das können wir mittel- und langfristig aber nur, wenn wir die Kosten im Zaum halten. Leere Wohnungen kosten viel Geld, das letztendlich für die Aufwertung von aktivem Wohnraum fehlt“, begründet der Geschäftsführer den Schritt des Rückbaus. „Und wir brauchen auch viel Geld, um Wohnungen zu modernisieren, um die Wohnqualität zu halten oder zu verbessern.“
Trend zur Altstadt
Eine besonders schwierige Aufgabe besteht für die Wohnungsvermieter und Stadtplaner darin, den Schrumpfungsprozess den Wünschen und Trends der Gubener oder Neu-Gubener anzupassen. Denn immerhin gibt es inzwischen eine beachtliche Zahl an Zuzüglern. Die gleicht zwar nicht die Sterbefälle und Wegzügler aus, ist aber ein großes Pfund für die Stadt. Immer mehr werden sanierte Altbau-Wohnungen nachgefragt, vor allem in der Altstadt. Guben liegt damit voll im Trend der gesamten Lausitz. Die GuWo selbst hat zahlreiche Altbauwohnungen im Bestand. Der Umgang mit diesen ist daher eine große Herausforderung.
Stilllegungen 2014
In diesem Jahr wird es keinen Rückbau geben. Stattdessen sollen ungeliebte Obergeschosse leergezogen und stillgelegt werden. Es ist eine günstige Alternative, die das Stadtbild erhält und trotzdem Vorteile für die GuWo ermöglicht. 131 Wohnungen sollen so in diesem Jahr „kalt gestellt“ werden. Betroffen sind nur wenige Mieter. Und für die Bewohner der unteren Etagen könnte auf Wunsch zusätzlicher Abstellraum entstehen. Auch hier gehen die Mieterbetreuer weitsichtig vor, um die Betriebskosten möglichst gering zu halten.
„Stadtumbau ist keine Einbahnstraße. Durch die Stillegungen können wir den Leerstand schnell reduzieren und haben gleichzeitig Flächen, die mit überschaubarem Aufwand reaktiviert werden können, falls die Nachfrage bei einzelnen Blöcken wieder steigen sollte”, sagt Peter Wiepke.
Die weiteren Rückbaumaßnahmen der nächsten Jahre werden entschieden, sobald das Stadtumbaukonzept aktualisiert wurde.