Seltene Autos und Tramgleise als Zeitzeugen / Diesmal haben in stattlicher Zahl Heimat- und Autofreunde gleichermaßen das Wort.
Klaus Reiter meint: „Bis 1974 war der Altmarkt auch Parkplatz. Wir sehen hier die Haltestelle der Straßenbahn Linie 1, von Sandow zum Bahnhof. Bis 1974 fuhr sie noch durch die Sprem. Der Pavillon war ein Servicepunkt, Fahrkartenverkauf (10 Pfennig eine Fahrt), Aufenthaltsraum für das Personal, Warteraum mit Rundbank und Imbiss mit Kaffee, Bockwurst (mit Brötchen 85 Pf.), Zeitungen und Zigaretten. Zu dieser Zeit wurde der Altmarkt noch als Wochenmarkt genutzt und man konnte Ware der Bauern kaufen, selbst Lebendgeflügel; es wurde vor Ort geschlachtet. Im Hintergrund sehen wir die Oberkirche ohne Turmhaube, die wurde am 19. Juni 1988 aufgesetzt. Architekt und Bezirksdenkmalpfleger Peter Schuster entwarf die Haube, die Statik bearbeitete Peter Thieme. Vor der Kirche ist Ansorges Hotel zu sehen, später ‘Haus des Handwerks’, wo man gut essen konnte. Bis zum Kriegsende stand auch das alte Rathaus auf dem Markt.“
Dem schließt sich Reinhard Semt aus Cottbus an: „Anfang der 1960 Jahre. Man sieht es gleich an den Autos. Aber auch daran, daß der Oberkirche noch die Turmspitze fehlt sowie am urigen Kiosk am Westrand des Marktes. Den gab es um 1950 noch nicht, und leider wurde er mit der Verbannung der Straßenbahn aus der Sprem auch überflüssig.“ Helga & Uwe Hoßfeld schicken „einen Vorschlag aus Neubrandenburg“ und merken an: „Immer freitags warten wir gespannt auf den Märkischen Boten als ePaper. Danke euch!“ Gern doch. Zur Sache ordnen sie: „A) Die geparkten Wartburg auf dem Altmarkt wurden erst ab 1956 produziert, also scheidet A (um 1950) aus. C) Die Straßenbahn fuhr ab 1974 nicht mehr durch die Sprem, also scheidet ‘etwa 1985’ auch aus. (Abspannung Fahrleitung und Gleise sind noch zu sehen) B) 1960er Jahre ist die Lösung. Bäume, Haltestelle, Beleuchtungs- und Fahrleitungsmasten – alles im Zustand vor dem Umbau der Innenstadt (1971- 1974).“.
Auch Christian Pabel aus Cottbus praktiziert einen Faktencheck: „Ich plädiere für die 60er Jahre aus folgenden Gründen: 1. Der Turmaufsatz der Oberkirche kam erst 1988; 2. Das Auto GAZ-M20 Pobeda Победа gibt es seit etwa 1950; 3. Der Barkas B 1000 entstand 1961-1991; 4. Falls das ein Moped sein soll, dann SR 3; 5. Die Straßenlaternen sind noch doppelteilig.“.
Arno Schulz aus Guben erinnert sich an die Zeit seiner Fortbildung: „Auf dem Foto ist der Altmarkt von Cottbus abgebildet, der als Parkplatz genutzt wurde. Mitte der 60er Jahre war ich zwei Jahre mit ein paar Unterbrechungen Sonnabend und Sonntag zum Meisterlehrgang bei der Handwerkskammer in Cottbus, vorletztes Gebäude auf der linken Straßenseite.
Von der Straßenbahnhaltestelle liefen wir über diesen Platz. In der durch den Baum etwas verdeckten Gaststätte ‘Erich´s Bierstuben’, heute ‘Brau & Bistro’, gab es preiswerten und schmackhaften Mittagstisch. In der im Hause ansässigen Gaststätte ‘Haus des Handwerks’ war uns der Mittagstisch zu teuer. Die Fahrzeuge auf dem Parkplatz sind recht interessant. Neben den 311er Wartburg ist das erste Auto vorn vermutlich ein Pobeda sowjetischer Bauart, der von 1946 bis 1958 gebaut wurde und wovon auch in der DDR einige Fahrzeuge liefen. Das Modell soll sehr problembehaftet gewesen sein. Möglicherweise stammt der Ausspruch daher: ‘Hüte dich vor fremden Frauen und Autos, die die Russen bauen’. Der Nachfolger war dann der ‘Wolga’. Auf Lizenz bauten die Polen ebenfalle das gleiche Modell von 1951 bis 1973 unter dem Namen ‘Warszawa’. Der Opel ‘Kapitän’, der bereits vor dem Krieg gebaut wurde, hatte ein ebensolches Heck, sodass ich mich nicht 100prozentig auf ein Modell festlegen kann.“ Danke, die Oldtimer-Gemeinde wird begeistert sein.
Herbert Ramoth aus Cottbus entscheidet sich ebenfalls für Anfang der 1960er Jahre: „Die Oberkirche ist noch ohne die Kirchturmhaube zu sehen, die erst am 19. Juni 1988 unter großer Anteilnahme der Cottbuser aufgesetzt wurde. Das Straßenbahn-Wartehäuschen auf dem Altmarkt verschwand mit der Verlegung der Straßenbahn in die Stadtpromenade. Das Eckhaus Sandower Straße/Altmarkt, auf dem Foto noch mit der Inhaber-Bezeichnung ‘Ernst Haase’, wurde meines Erachtens später zum beliebten ‘Tuchhaus Herfarth’. Das Foto vermittelt insgesamt einen aufgeräumten Zustand des Altmarktes, auch mit vielen Fahrzeugen, was sicher Anfang der 1950er Jahre noch anders war. Auf dem Bild sieht man auch, dass das ‘Haus des Handwerks’ (Nordseite des Altmarkts) von den Cottbusern genutzt wird. – Sehr schön, auf diesem Wege die Cottbuser Stadtgeschichte anhand von historischen Fotos aufzuzeigen. Vielen Dank.“
Ramiro Lehmann vom Schulweg in Cottbus-Sielow stellt fest: „Diesmal ist es gar nicht so einfach, wie es auf dem ersten Blick aussieht. Die Oberkirche ist noch ohne Haube, aber das spielt hier keine Rolle, da die Haube erst 1988 aufgesetzt wurde. 1985 kann es nicht sein, da im Bild unten die Halle der Straßenbahnhaltestelle zu sehen ist. Die letzte Straßenbahn fuhr 1974 durch die Sprem, also war die Halle schon nicht mehr nötig.“
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