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Cottbus: Heimattreffen hinterm Alten Rathaus

Dreifert-Eck, Adler-Apotheke und Uhrmacher Bär sind nicht vergessen.

Im Bereich des heutigen Altmarktes

Niederlausitzer Leser kennen das Vorkriegs-Cottbus erstaunlich gut. Klaus Kaschke vom Skadower Weg in Cottbus schreibt seine „Gedanken zu diesem Foto mit dem ungewöhnlichen Blickwinkel. Zum Zeitpunkt der Aufnahme gehörte das Straßenstück noch nicht zum Markt. Wir stehen in der Sandower Straße und blicken von der nördlichen Ecke des Alten Rathauses, die gerade noch im Bild ist, in Richtung Berliner Straße / Ecke Spremberger Straße. An der Rathausecke sehen wir einen alten überdachten Fahrradständer, dahinter führt eine schmale Gasse hinter dem Rathaus zur Marktstraße. Die beiden Häuser links wurden im Zuge der Neugestaltung des westlichen Altmarktes Anfang der 30er Jahre abgerissen. Das Gründerzeithaus geradezu ist Kriegsverlust. Das barocke Haus daneben ist wohl in den 80er Jahren im Zuge der teilweisen Neubebauung des Quartiers zwischen Neumark und Altmarkt abgerissen worden. Andere Leser wissen da bestimmt mehr.“

Die gleiche Blickrichtung wie unser Rätselfoto, hier aber einige Jahre früher. Im Zentrum das 1945 erst nach Kriegsende niedergebrannte „Dreifert-Eck“, links daneben die Adler-Apotheke.

Das ist schon viel, aber sehr interessant in die Tiefe geht Manfred Gnida aus Spremberg: “Dieses historische Motiv ist eine Seltenheit unter den Abbildungen zur Stadtgeschichte. Erkennbar sind Gebäude in der Nähe des Alten Rathauses am heutigen Altmarkt. Das große Gebäude links, an dem man noch einen Namenszug erkennen kann, hatte die Anschrift Marktplatz Nr. 2, wo Antonie Castner mit Wolle, Trikotagen und Kurzwaren handelte und in Nr. 3 Adolf Castner auch mit Wollwaren, Trikotagen und Tapisserie im Adressbuch von 1929 verzeichnet ist. Im Hintergrund erkennbar sind ein weiteres Geschäftshaus und die ehemalige Adler-Apotheke. Die Löwen-Apotheke am Altmarkt wurde zum letzten Rätselbild mit ihrer Geschichte erwähnt, aber auch die Adler-Apotheke hat eine lange Vergangenheit. Auf Schriftstücken von 1765 war der Antrag zur Eröffnung einer zweiten Apotheke gestellt, aber auf Grund des Privilegs der Löwen-Apotheke wurde das Gesuch abgelehnt. Das Privileg wurde erst durch Friedrich Wilhelm II. an Friedrich Bockshammer erteilt, und die Adler-Apotheke konnte eröffnen. Die Einrichtung war aber nicht in dem im Bild gezeigten Haus, sondern in der Marktstraße in einen Teil des Gasthofes ‘Zum schwarzen Bären’. 1800 kaufte Bockshammer das Haus am Markt Nr. 7 und verlegte seine Apotheke dorthin. In Besitzerfolge ist Alexander Nickse erwähnt, der 1849 die Apotheke erwarb. Auf alten Ansichten des Hauses, konnte man 1905 noch die Aufschrift ‘Königl. privil. Adler-Apotheke’ über der Eingangstür und dem dazwischen befindlichen Adler sehen. Letzte Besitzer der Adler-Apotheke waren Dr. Kurt Elze und H. Wagenknecht, bevor 1945 die Apotheke ausbrannte. Um mehr Verkehrsraum zu schaffen, wurde in den1930er Jahren leider auch das Geschäftsgebäude links am Rathaus abgerissen.“

Aus der entgegengesetzten Blickrichtung das im Text mehrfach erwähnte Quartier mit dem Uhrmachergeschäft von Karl Bär, das aus verkehrstechnischen Gründen vor 1936 abgerissen wurde.

Klaus Reiter aus Cottbus verbindet Erinnerungen mit dem Motiv: „Wir sind hier auf dem Marktplatz und schauen Richtung Post am Neumarkt vorbei. Das rechte Eckhaus (Wohn- und Geschäftshaus, Berliner Str.1) wurde 1885 gebaut und die Firma Dreifert verkaufte dort Innendekoration und Konfektionssachen. Es überstand den Krieg, ist aber 1945 durch Brandstiftung vernichtet worden. Links daneben das kleine Haus war die Adler-Apotheke (später Marktstraße / Ecke Bärgasse). Hinter dem Dreifert-Eckhaus befand sich das ehemalige Museum. Später war auf der Fläche des Eckhauses eine erhöhte Wiese und davor ein Zeitungskiosk. Wenn man ein Mitbringsel hatte, gab es unter dem Ladentisch die FF-Dabei oder die NBI.“

Eberhard Witzke aus der Calauer Straße in Cottbus erklärt: „Wir schauen über den heutigen Altmarkt in westliche Richtung. Rechts das verschwommene Gebäude war das Dreifert Eck, ein Textilkaufhaus. Links daneben das schöne Gebäude mit der Fledermausgaube war die Adler-Apotheke. Die Straße vor den Gebäuden führt nach links in die Spremberger Straße. Das Gebäude links wurde aus verkehrstechnischen Gründen zurückgebaut. Ganz links neben dem Fahrradständer beginnt der Langbau unseres Alten Rathauses. Es wäre schön, wenn in Zukunft auf dem Altmarkt die Umrisse des alten Rathauses in Form eines Bodenbildes hergestellt werden könnten. Dann könnte die Erinnerung an unser Altes Rathaus erhalten bleiben.“

Jens Pumpa aus der Rostocker Straße in Cottbus ordnet die Häuser: „Ganz links im Bild ist noch das Alte Rathaus zu erkennen, das historische Verwaltungsgebäude der Stadt. Das Gebäude wurde gegen Ende des Zweiten Weltkrieges im April 1945 bei einem Brand zerstört, die Ruine wurde 1948 abgerissen. Hinten im Bild die Querstraße ist die Spremberger Straße. Im Eckgebäude Markt / Spremberger Straße befand sich das Uhren- und Schmuckgeschäft von Inhaber Karl Bär. Der Uhrmacher Bär zog nach dem Abbruch des Quartiers im Jahr 1937 gegenüber in die Berliner Straße. Es gab mit Bär um 1940 ein Dutzend Uhrengeschäfte in Altmarktnähe. Rechts im Bild auf dem Eckgrundstück eröffnete 1823 C. F. Dreifert eine Manufakturwaren-Handlung. 1896/97 ließ sein Enkel dieses interessante Eckhaus bauen. Es überstand den Krieg, ist aber durch Brandstiftung im Juni 1945 Opfer der Flammen geworden. Im kleineren Haus links daneben war die Adler Apotheke untergebracht.“

Joh. Hinz mailt: „Danke für das interessante Bild. Meine Familie kommt aus Cottbus, und früher wurde viel über den Markt, den Neumarkt usw. gesprochen und darüber, dass dort schon lange vor dem Krieg Häuser abgerissen und neu gebaut wurden. Die beiden Häuser rechts sind mir bekannt als Textilkaufhaus und Apotheke. Die übrigen kann ich nicht zuordnen. Wir leben jetzt bei Hamburg und waren zuletzt wegen der Gartenschau in Cottbus. Unsere Kinder kennen die Stadt nicht, aber sie haben für uns im Internet diese Zeitung gefunden.“

Ein kleiner Salbentopf der ADLER-Apotheke – ein Fund auf dem heimischen Dachboden der Familie Weidlich-Münch. Unverkennbar der markante Adler. Vielen Dank für dieses schöne Stück!

S.Sachse ergänzt: „…leider ging auch die Adler-Apotheke verloren. Aber sie existierte als Einrichtung fort. Sie ist mit dem Namen des im Kulturbund einst sehr aktiven Apothekers Dr. Elze verbunden, der in den ‘Monatsheften’ über seine Wanderungen geschrieben hat. Die Apotheke gab es, glaube ich, bis zur Wende in der Marktstraße/Ecke Bärgasse. Heute ist dort ein Spielzeuggeschäft.“ Danke für die wertvollen Texte.

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