Er hat noch immer kein Denkmal in Cottbus, und auch keine Straße wurde nach ihm benannt, obwohl er am Anfang aller Quellen der Stadtgeschichte steht und sowohl Ehrenbürger Walter Drangosch (1899-1985) als auch der verdienstvolle Publizist Helmut Donner (1931-1999) für seine Würdigung plädierten: Christian Carl Gulde, 1738 in Frankfurt/Oder geboren, kam nach seinem Medizinstudium nach Cottbus und wurde hier, ehe er am 30. Dezember 1815 in seiner Wahlheimat starb, zum bedeutendsten Gelehrten und Kommunalpolitiker. Von großem Nutzen bis in die Gegenwart war sein unermüdliches publizistisches Schaffen.
Gulde ließ sich als junger Arzt hier an der Spree nieder, wo damals noch keine 4 000 Einwohner lebten. Er sorgte sich um Volksgesundheit und Volksbildung und wurde schon 1770 Senator und sieben Jahre später zweiter Bürgermeister, auch „Prokonsul“ genannt. Zugleich übte er das Amt eines Fabrikinspektors aus, der sich um den Einsatz technischer Neuerungen und Wirtschaftsförderung kümmerte.
Intellektuelle Impulse bekam Dr. Gulde durch die Mitgliedschaft in der Oberlausitzer Gesellschaft der Wissenschaften, die ihren Sitz in Görlitz hatte. Er wurde Herausgeber des „Lausitzischen Magazins“, in dem der „gründliche Kenner und fleißige Sammler geschichtlicher Sachen“, wie ihn Zeitgenossen charakterisierten, auch selbst publizierte.
Das Spektrum seiner Themen war umfangreich. Als wichtige Quellen sind uns unter anderem erhalten: „Erneuertes Andenken einiger gelehrten Männer… (s. Abb.) von 1784; „Nachrichten von den Einwohnern der Stadt und Herrschaft Cottbus“, 1785; „Das neue Bündnis zwischen denen von Cottbus und den sechs Städten der Oberlausitz“, 1785; „Von den ehemaligen Schlossherren, unter welchen Cottbus gestanden“ 1785; „Beyträge zur kirchlichen Verfassung der Herrschaften Cottbus und Peitz“ 1785; „Unterricht für die Schaumeister zu Cottbus, nach welchem die Schau der Tücher verrichtet wird“ 1785; „Authentische aus Archivacten gezogene Nachrichten von der Consumtion des Cottbuser Bieres“, 1786; „Nachrichten von dem Anfange und Fortgange des Seidenanbaus in der Stadt Cottbus“, 1788; „Allgemeine Nachricht vom Wachstum und vom Verfall der Stadt Cottbus bis zum 18. Jahrhundert“, 1790. Vorbehalte gegen das Wendische baute er ab, indem er sich „gegen diese verdammlich Unwissenheit unter diesen sonst guten Menschen“ ins Zeug legte. H.
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