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Ernst Sauer erzählt von Menschen

Ernst Sauers Porträt in Bronze an einem Senftenberger E.-Sauer-Platz
Ernst Sauers Porträt in Bronze an einem Senftenberger E.-Sauer-Platz

Als sich Mitte der 1950er Jahre die Kunstregion Niederlausitz mit den Zentren Cottbus und Hoyerswerda (Schwarze Pumpe) zu etablieren begann, hatten es die Bildhauer wohl am schwersten. Nur in Berlin, Dresden und später in Halle war diese Kunst wirklich zuhause, gab es technische Möglichkeiten und Aufträge, Figürliches in Stein zu hauen oder in Bronze zu gießen. Einen Bedarf, Persönlichkeiten auf Denkmalsockel zu stellen, schien die Lausitz nicht zu formulieren; nur Dorothea von Philippsborn gab sich, schlicht um als Vertriebene zu überleben, der Porträtbüste hin, formte Stalin- und Pieck-Köpfe. Ihre nur wenig jüngeren Kollegen Jürgen von Woyski in Hoyerswerda und Ernst Sauer beließen es bei den erzählenden Bildnissen anonymer Nachbarn „wie du und ich“ oder auch schöner Tierfiguren. Viele solcher Arbeiten von Ernst Sauer schmücken (sofern sie nicht Raubgut von Buntmetalldieben wurden) die öffentlichen Räume in Cottbus, Forst, Calau, Senftenberg, Schwarzheide oder auch den Tierpark Berlin.

Ernst Sauers „Mutter mit Kind“ im Forster Rosengarten war hier lange J.v.Woyski zugeschrieben

Der seit 1961 in Senftenberg angesiedelte Schüler der Dresdener Akademielehrer Werner Arnold und Hans Steger arbeitete schon unmittelbar nach seinem Studium ab 1957 in Berlin und Senftenberg. Er ist am 24. April 1923 in Dresden geboren und in Meißen aufgewachsen, wo er zunächst eine Lehre als Keramikmodellierer absolvierte. Der Krieg unterbrach seine Entwicklung; erst 1949 kam er aus russischer Kriegsgefangenschaft zurück. Er startete nun als Gebrauchswerber und fand, nun schon 29jährig, doch noch Zugang zur Dresdener Hochschule.
Zunächst in seinen Kleinplastiken und später in allen größeren Bildwerken entfaltete Sauer seine Lust zum Nachdenken und Erzählen über die Menschen seiner unmittelbaren Umgebung. Die traten bald lebensgroß in gefasster Strenge (Junge Lehrerin, 1964, Lindenpforte Cottbus) oder auch spielerisch (Mutter mit Kind im Forster Rosengarten) auf. In Cottbus finden sich heute u.a. die Werke „Familie im Regen“ (1975) in Sandstein, „Spielende Kinder“ (1977), Bronze, und „Stelzenläufer“ (1983), Bronze. „Junge Sportler“ (1966) stehen als Bronze an der Schwimmhalle Senftenberg. Seine Wahlheimat widmete ihm zum 90. Geburtstag einen beschaulichen Stadtplatz mit Reliefbildnis. Ernst Sauer starb am 8. Juni 1988 nach einer Krebserkrankung in Senftenberg. H.

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