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Historisches Cottbus: Der Kaiser-Wilhelm-Platz um 1930

Kaiser-Wilhelm-Platz um 1930
Wir sind befinden uns in Cottbus am Kaiser-Wilhelm-Platz in den 1930er Jahren.

Dieses Bild dürfte aus der Vorkriegszeit stammen. Einiges hat sich verändert an diesem Platz, aber es gibt markante Dinge, die doch das Wiedererkennen leicht machen.  So schreibt Michael Max aus Cottbus-Merzdorf: „Wieder ein wunderschönes Foto vom Kaiser-Wilhelm-/Thälmann-/Brandenburger Platz. Im Vordergrund der schon des Öfteren gezeigte Enkebrunnen, der nach einigen Standortwechseln nun wieder hier auf dem Königs-/Breitscheidplatz steht. Die Sanitärfirma Kopf hat sich dieses filigranen Kleinodes angenommen und betreut die Brunnentechnik mit viel Fachkunde. Im Hintergrund die wunderbaren Rosskastanien auf den ehemaligen Stadtwällen; schade, dass sie dem sozialistischem Bauensemble weichen mussten, das ja nun auch schon lange Geschichte ist. Das Foto scheint aus den frühen 1930ern zu sein, das Denkmal der Erhebung ist noch nicht zu erkennen.“
Gert Richter aus dem Gubener Alt-Deulowitz erkannte: „Es handelt sich hier um die Aufnahme des Enkebrunnens in Cottbus.” Und er fügt hinzu: „Ein Heimspiel für die Cottbuser: mitten im Zentrum auf dem Breitscheidplatz steht der Enkebrunnen!“
Ganz ausführlich beschreibt der Spremberger Manfred Gnida die Lage: „Das Foto mit dem historischen Brunnen entstand an einem Platz mit wechselvoller Geschichte. Der Ort, früher Neustädter Platz, wurde zum Gedenken an den ersten Kaiser auf Beschluss der Stadtverordneten 1888 zum Kaiser-Wilhelm-Platz. Die Südseite, wo sich der Brunnen befindet, wurde 1875 als Königsplatz bezeichnet. Friedrich II. soll im angrenzenden Lobedanhaus genächtigt haben (was nicht belegt ist). Der Kaiser-Wilhelm-Platz wurde 1903-1904 als wunderschöne Parkanlage im französischen Stil angelegt und die Anlagen am 6. Juni 1904 feierlich übergeben. 1946 wurde der Ort zum Thälmannplatz und trägt seit 1993 den heutigen Namen Brandenburger Platz. Auf dem Foto erkennt man im Hintergrund das große Gebäude, wo sich um 1910 das Café Ebersbach und die Commerzbank befanden. Links daneben wurde 1933 das Denkmal zur Nationalen Erhebung errichtet und verschwand 1945/46, wie auch der dahinter befindliche Baumbestand am damaligen Stadtwall.
Ein Denkmal auch mit wechselvoller Geschichte ist der bekannte Enkebrunnen, der den Namen seines Stifters bekam. Der Druckereibesitzer und Freimaurer Otto Enke war der Stifter, und den Entwurf lieferte Wilhelm Gerstel, worauf die Firma Zeidler und Wimmer aus Berlin das kleine Denkmal baute. Gerstel bezeichnete das Bauwerk als ‘die Schwebende’. Es wurde am 14.Juli 1929 am Königsplatz eingeweiht. Die Aufnahme auf dem Rätselbild könnte 1930 entstanden sein, denn das Denkmal der Erhebung stand noch nicht. Dort, wo das Fahrrad steht, führte einst eine Treppe in den Untergrund, wo sich die Wasseranlage für den Brunnen und auch eine Toilettenanlage befanden. Viele werden sich noch daran erinnern, und Benutzer sprachen scherzhaft von der ‘U-Bahn’. Bei Straßenbauarbeiten wurde der Brunnen damals von seinen Standplatz umgesetzt, auch 1970 zwischenzeitlich in den Blechenpark verbannt. Ehe der Brunnen wieder an seinen Platz fand, wurden die wasserspeienden Fische gestohlen und die ca.65 cm große schwebende Tänzerin auf der Kugel beschädigt. Spenden und andere Unterstützungen machten es möglich, den Enkebrunnen aufwändig zu restaurieren, und so wurde er am 13. Juni 1987 von der Enkelin des Stifters in alter Schönheit am Breitscheidplatz vor dem Lobedanhaus eingeweiht.“

Der sommerliche Breitscheidplatz im Jahr 2013. Nach wie vor ist der Brandenburger Platz einer der verkehrsreichsten in der Stadt, trotzdem fand der Brunne einen angemessenen Platz und bleibt beliebtes Fotomotiv. Foto: CGA-Archiv

Reinhard Borrmann aus Cottbus bemerkt: „Im Bild links ist der Baumbestand auf dem Wall zu erkennen und in der Mitte des Bildes der Enke Brunnen. Im Eckhaus befindet sich heute die Deutsche Bank.“
Der Cottbuser Herbert Ramoth schreibt diesmal: „Das markante Gebäude auf dem Foto (einst Commerz- und Privatbank, nach 1945 Notenbank der DDR, jetzt Deutsche Bank) und die Mauer, an der ein Fahrrad abgestellt ist (gehörte zur öffentlichen Toilettenanlage, bekannt auch als ‘Cottbuser U-Bahn’), bestimmen eindeutig den Standort des Brunnens: den ehemaligen Königsplatz (nach 1946 Rudolf-Breitscheid-Platz). Der Brunnen wurde nach dem Stifter Otto Enke, Inhaber der Geschäftsbücherfabrik und Großdruckerei, benannt und 1929 feierlich eingeweiht. Bedingt durch mehrere Verkehrsführungsveränderungen im Laufe der Jahrzehnte in diesem Bereich wechselte auch der Standort des Enke-Brunnens z. B. in den westlichen, vorderen Teil des Kaiser-Wilhelm-Platzes/Brandenburger Platzes und später in den Carl-Blechen-Park. Nach einer längeren Restaurierungszeit, die auf Grund von Vandalismus am Brunnen notwendig wurde, gelangte der Enke-Brunnen im Juni 1997 wieder an den ursprünglichen Standort auf dem jetzigen Rudolf-Breitscheid-Platz und erfreut sich als vertrautes Cottbuser Motiv großer Beliebtheit.“
Jürgen Markert aus Cottbus, findet „eindeutig“, aber zeitlich nicht ganz genau: „Das Bild zeigt den damaligen Cottbuser Kaiser Wilhelm Platz, etwa 1934 oder 1935. Der im Vordergrund abgebildete Enke Brunnen, wurde am 14. Juli 1929 auf dem Königsplatz (heute Breitscheidplatz) errichtet und in Folge von Umbaumaßnahmen im Sommer 1934 auf den Kaiser Wilhelm Platz umgesetzt. Wenn man dann das Foto weiter betrachtet, sieht man in Richtung Westen den belaubten Eingang zum ehemaligen Wall Unmittelbar rechts daneben wurde dort im Jahr 1935 das Denkmal der Nationalen Erhebung (Schlagetter-Denkmal) erbaut. Da dieses auf dem Foto noch nicht zu sehen ist, ergibt sich zwangsläufig ein Zeitraum von Sommer 1934 bis Sommer 1935. Zu erwähnen wäre noch, dass der Enke Brunnen dort bis 1970 stand und dann aus der Öffentlichkeit verschwand. Nach einer Jahrzehnte langen Odyssee über irgendwelche Lagerplätze, wurde er dann restauriert und am 13. Juni 1997 wieder auf seinem ursprünglichen Platz in Betrieb genommen.“

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