Sie hatte mit elf Monaten nicht einmal die kürzeste Amtszeit als OB in Cottbus, ging aber immerhin als erste Frau in dieser Position in die Stadtgeschichte ein: Margarete Schahn (1903-’96). Noch kürzere Zeit war ihr Vorgänger Hans Bertram (1915-’92) als OB tätig. Um die „führende Rolle“ der SED in der Kommunalpolitik zu sichern, wurde, nachdem der LDPD-Mann (Liberal-Demokratische Partei Deutschlands) 1950 ins Amt kam, sofort die Cottbuser Kreisfreiheit annulliert und Betram blieb bis zum 28.4.1953 (sehr erfolgreich) „nur“ Bürgermeister.
Biografisch und politisch passte Margarete Schahn, 1903 in Forst geboren, besser ins Amt. Die Textilarbeiterin saß ab 15. März 1945 wegen Hochverrats und Spionage im Frauenzuchthaus Cottbus. Als KPD/ SED-Mitglied zog sie 1950 in den Brandenburgischen Landtag ein und wurde 1953 zur Cottbuser Bürgermeisterin, ab 1954 Oberbürgermeisterin, gewählt.
Schon am 31. Juli 1954 musste sie ihr Genosse Herbert Bomski ablösen. Der Vorsitzende des Rates des Bezirkes, Manneberg, hielt der Frau an der Spitze der jungen Bezirksstadt „Leistungsschwäche“ vor. Ob das infolge des hier aufwallenden, durchaus systemkritischen Karnevalsgeschehens (1954 fand sehr spektakulär der erste Rosenmontagsumzug statt) geschehen ist, bleibt nur Vermutung. Bereits 1956 wurde der Straßenkarneval verboten. Die Amtsmonate Margarete Schahns waren vom Ausbau der Kriegsruinen zu Wohnungen, dem ersten Wohnungsneubau in der Straße der Jugend, Eigenheimbau in der Branitzer Siedlung und der Etablierung des Nationalen Aufbau-Werks (NAW) geprägt. Letzteres führte in großer Euphorie zur Eröffnung des Tierparkes und der Pioniereisenbahn (heute Parkeisenbahn) gleichzeitig am 1. Juni 1954. Es eröffneten in dieser Zeit 34 HO- (volkseigene Handels-Organisation) und Konsum-Geschäfte und erste Früh- und Spätverkaufsstellen.
Margarete Schahn arbeitete nach ihrem Cottbuser Rücktritt als stellvertretende Vorsitzende des Rates des Kreises in Forst und wurde 1962 hier ehrenamtliche Kreisvorsitzende der Volksbewegung „Nationale Front“. Im gleichen Jahr erhielt sie für ihr Engagement in der DDR den Vaterländischen Verdienstorden in Silber. Sie übte bis 1976 noch SED-Funktionen aus. Im April 1996 starb sie in einem Cottbuser Altenheim. H.
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