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Richard Koch unterschrieb das Geld im Kaiserreich

Richard Koch
Der Cottbuser Ehrenbürger Dr. Richard Koch war bis 1907 Reichsbankpräsident

Kaum noch jemand erinnert sich an ihn, auch wenn eine kleine Straße in der Spremberger Vorstadt nach dem 2. Cottbuser Ehrenbürger (nach Pückler) benannt ist: Richard Koch, zweifacher Dr. h.c. und ab 1908 geadelt, also von Koch, kam am 15. September 1834 in Cottbus zur Welt. Unter welchem Dach, ist nicht genau festzustellen; das Adressbuch von 1893 verzeichnet noch 22 mal Koch, allein fünf davon in der Bahnhofstraße. Überliefert aber ist, dass der strebsame Junge Ostern 1851 am Cottbuser Gymnasium die Reifeprüfung ablegte, dann in Berlin Jura studierte und seine berufliche Laufbahn als Referendar und Gerichtsassessor in Spremberg und Cottbus begann, dann u.a. in Berlin und Frankfurt/O. fortsetzte, um 1862 als Stadt- und Kreisrichter in Danzig aufzutreten. Bereits 1865 finden wir ihn als Richter im Stadtgericht Berlin, und von nun an fiel er durch mehrere wegweisende juristische Schriften, z.B. zur Reform des preußischen Konkursrechts, auf. Im Jahr der Kaiserkrönung gehörte er der Preußischen Bank als Justitiar an, um in den Folgejahren maßgebend an der Umwandlung der Preußischen in eine Reichsbank zu arbeiten. Er wurde ihr Vizepräsident und am 23.5.1890 Präsident des Reichsbankdirektoriums, also Reichsbankpräsident, der in mehreren Jahren die Geldscheine im kaiserlichen Deutschland unterschrieb.

In der Spremberger Vorstadt in Cottbus ist die frühere Cüstriner Straße, eine Anliegerstraße, nach dem erfolgreichen Juristen benannt.

Der Cottbuser Richard Koch blieb 18 Jahre in diesem hohen Amt, wurde 1891 Kronsyndikus und hatte damit auf Lebenszeit einen Sitz im Preußischen Herrenhaus. Kein Cottbuser Gymnasiast aus bürgerlichem Haushalt hat je ein höheres Amt im Staate erreicht. Die Reichsbank profilierte sich unter Kochs Leitung, verdoppelte die Zahl der Filialen auf 469, verdreifachte fast die Umsätze auf rund 380 Milliarden Mark und sah das Wertpapierdepot auf 3,2 Milliarden Mark wachsen. Koch verteidigte die Goldwährung standhaft, auch gegen eine “bimetallische” Mehrheit im Reichstag. Nicht alle Branchen stellten ihm öffentlich gute Zeugnisse aus. Der agrarische Bereich kritisierte seine Amtsführung. Der internationale Zahlungsverkehr machte der Reichsbank zu schaffen, und in seinen letzten beiden Amtsjahren hatte Koch dem Ansturm des Auslandes auf den Goldschatz zu widerstehen. Erfolgreich. Koch prägte die Finanz- und Wirtschaftsgesetzgebung im Kaiserreich maßgeblich. Dafür wurde er in den Adelsstand erhoben. Seine Heimatstadt, die sich unter OB Paul Werner gerade zur bedeutendsten in der Niederlausitz entwickelte, versäumte es nicht, aus der Herkunft einer so bedeutenden Persönlichkeit etwas Glanz für die eigene Entwicklung zu gewinnen. Sie ernannte den Reichsbankpräsidenten bereits 1903 zu ihrem Ehrenbürger. H.

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