Viel ist wohl noch nicht geschehen im Verbund der selbst ernannten Lausitzer Wirtschaftsgewaltigen. Die Landräte und der Oberbürgermeister sollten für die kommenden knapp zwei Jahrzehnte 3,6 Milliarden Euro exakt so steuern, dass ein brillanter Aufschwung nach der Kohle entsteht. Doch können die das?
Mehr als schwungvolle Statements dazu wurde bislang nicht bekannt. Vor einem Jahr, als es noch Neujahrsempfänge gab, hat Staatskanzleichefin Kathrin Schneider dem hiesigen OB zu Musik und Häppchen in der Stadthalle sicher nicht nur schmeicheln wollen, als sie Cottbus bei der Strukturentwicklung der Lausitz eine wichtige Rolle zuordnete. „Die Stadt ist als Oberzentrum die große Lokomotive, die die anderen mitzieht”, formulierte sie. Der Nachsatz: „Die Ausgangslage dafür ist günstig.” war dann eher rätselhaft. Als Kind des hiesigen Rates des Bezirkes und seiner Plankommission weiß die couragierte Staatskanzleichefin sicher, dass es der „großen Cottbuser Lokomotive“ an Heizern fehlt und an den Bahnsteigen eher bängliches Zaudern herrscht, als Mut zur vollen Fahrt voraus.
Die Absicht, der Lausitz ihr Schicksal in dieser historisch einzigartigen Situation der neuen Definition in die eigenen Hände zu legen, war gewiss ganz ehrenwert. Aber in Zeiten, da Bund und Länder weder einen Flugplatz bauen noch eine Impfaktion einigermaßen geordnet organisieren können, sind eben auch Landräte und Oberbürgermeister weit überfordert, Milliarden gut anzulegen. Das kann ihnen in dieser leistungsfeindlichen Gesellschaft niemand vorhalten.
Um Goethe zu zitieren, dem die abgewandelten Leitworte entnommen sind: nur „kräftig sich zeigen, rufet die Arme der Götter herbei.“
Und die Götter werden wir Lausitzer brauchen, wenn es gut gehen soll mit unserer Zukunft. Mögen das Land und die Kreise und Kommunen zusammen jetzt diese Kraft aufbringen. J.H.
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