Website-Icon Märkischer Bote

Die Doktor-Bagatelle

Um es vorweg zu nehmen: In seriösen Lokalredaktionen sind ein, zwei aus anderen Blättern abgeschriebene Artikelchen ausreichender Kündigungsgrund. Ohne wenn und aber. Das hat es – leider – auch bei uns schon gegeben. Die Diplom- und anderen Abschlüsse unserer Mitarbeiter sind hingegen solide Eigenleistungen. Nicht mit summa cum laude, also höchstem Lob, bedacht, aber doch gut bis sehr gut und inhaltlich durchweg nützlich für die jeweiligen Berufsrichtungen. Da wurde nicht für Titel gebüffelt und geforscht, sondern für den Erkenntnisgewinn.
Aus welchen Gründen und mit welchen Methoden manche Politiker heutzutage büffeln oder büffeln lassen, kam mit Karl Theodor zu Guttenbergs peinlichem Doktor-Plagiat in die Schlagzeilen. Große Verwunderung gab es nicht, denn Politikern unterstellt das gaffende Volk allzu gern Schaumschlägerei. Zu Recht, hat der Verteidigungsminister unterstrichen und sich dafür noch einer Bundestagsdebatte unterzogen, die noch lächerlicher war, als seine schülerhafte Verfehlung vor den Bayreuther Doktorvätern.
Der Deutsche Michel schöpft seinen Moralbegriff längst aus dem Comedy-Bildungsfernsehen und hat jede Scham verloren. Der blaublütige Star aller Talk-Fenster jongliert sich mit seiner Doktor-Bagatelle in Hitlisten des BILD-Publikums weit nach oben. Keine leise Ahnung quält ihn, dass derartig eitel-kriminelle Gier nach Reputation unter ehrwürdigen Akademikern einem Kapitalverbrechen gleichkommt. Und, wie gesagt, in Lokalredaktionen genügen weniger geklaute Worte für den Rausschmiss. Bundesministern droht solche Schmach nicht. Ihre Show geht schlüpfrig weiter. Beifall!!!   Jürgen Heinrich

Die mobile Version verlassen