Pfingsten sollte nicht das Fest sein, sich über trübe Marktzahlen zu grämen. Doch jeder spürt die missliche Lage spätestens beim wohlverdienten Familienausflug. In Lausitzer Lokalen sind, falls sie überhaupt noch offen haben, die Preise saftig gestiegen und manche lange gewohnte Leistung gibt es gar nicht mehr.
Am Mittwoch kam die Diagnose zum Zustand des Bruttoinlandprodukts. Üblicherweise wuchs das von Jahr zu Jahr um ein bis drei Prozent. Jetzt lautet die Prognose (vielleicht) 0,1 Prozent. Kein europäisches Land ist schwächer. Gründe werden vielerlei angegeben, aber nur einer trifft zu: Die komplett unfähige Regierung. Nie zuvor hat eine bundesdeutsche Chefetage sich derart direkt und geradezu unverfroren in Wirtschaftsangelegenheiten eingemischt. Die aktuelle tut es ohne ökonomische Ahnung oder Abwägung aus rein politischem Taktieren. Kanzler Scholz hat sich diese Woche nicht zu diesen 0,1 Prozent geäußert, aber er kümmerte sich um Wähler im Mindestlohn-Milieu mit einem 15 Euro Lohnversprechen. Seit Januar liegt der Mindestlohn, längst abgekoppelt von jeglichem Leistungsmaß, bei 12.41 Euro, was viele Branchen hier im noch nicht strukturgewandelten Revier eigentlich kaum stemmen können. Investitionen bleiben dabei auf der Strecke, Unternehmensnachfolgen gefährdet. Nein, es boomt nichts im Vaterland und schon gar nicht in der Lausitz, deren „Wirtschaftswunder“ sich fatal aus Subventionen rekrutiert. Pfingsten hat mit Geist zu tun, nicht nur mit dem heiligen, sondern auch mit Eingebung von Verstand. Der möge walten und sich verbreiten, hoffentlich auch durch die Menschen, deren Gesichter uns dieses und mehr noch kommendes Jahr auf Plakaten begegnen. Ja, es ist viel Gutes gelungen in den letzten Jahren, aber es bleibt eine Menge Besseres nötig, damit eingerissene Lücken, etwa in der Kinderbetreuung, dem Gesundheitswesen und dem Rentnerdasein, geschlossen werden. Das geht nicht bei weniger Wachstum und noch mehr Lohn und Geld für Nichts. J.H.