Glücklicherweise sind sogenannte (west-)konservative Positionen der frühen 90er Jahre verschwunden. Damals tönten die entsprechenden Medien, Kindererziehung sei ausschließlich Familienprivileg und prangerten das Krippenwesen im „unmenschlischen“ DDR-Sozialismus an. Inzwischen wollen weder in Cottbus noch in Köln junge Mütter nur Dummchen am Herd sein. Familie ist ein Vater-Mutter-Kind-Abkommen unter staatlicher Fürsorge, bisweilen sind sogar Vater-Vater- oder Mutter-Mutter-Kind-Varianten möglich. Den Kindern geht es dabei gut; modernen Eltern gerät der Alltag aber oftmals stressig.
Der Grund: Die hier im Osten niveauvolle Kita-Landschaft hält mit dem wirklichen Leben nicht Schritt. Oder besser: Staatliche Fürsorge verharrt bei halber Sache. Es reicht einfach nicht, gute Kinderbetreuung auf 7,5 Stunden am Tag zu reduzieren und die restlichen Stunden, falls überhaupt möglich, als einfache Aufbewahrung zu gestalten. Eltern fordern den nächsten Schritt: vollwertige Ganztagsbetreuung, falls gewünscht.
Cottbuser Stadtverordnete und auch andere Lausitzer Kommunalpolitiker unterstützen diese Linie, denn junge Eltern werden im Beruf bis in Führungsebenen gebraucht. Dass ihre Kinder in Einrichtungen, die längst als der wichtige Anfang des Bildungsweges aller kleinen Erdenbürgers gelten, gut betreut und nicht nur bewahrt werden, sollte normal sein. Wenn das gelingt, verbessert sich auch schon früh die Chancengleichheit aller Kinder für ihre künftige Lebensbahn.
Das Vorschuljahr künftig gebührenfrei zu gestalten, ist ein vernünftiger Schritt. Der Landtag hat ihn diese Woche mit viel Mehrheit beschlossen. Aber das blieb eben nur die halbe Sache aus Sicht tausender junger Eltern.