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Kommentar: Aufs tote Gleis

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Jürgen Heinrich kommentiert

Die Lausitz hatte selten so viel Presse wie in diesen Tagen und Wochen. Das wird wohl so bleiben, bis der letzte Kraftwerksblock vom Netz geht.
Augenblicklich changieren die Texte der „Leitmedien“ zwischen Mitleid und Ironie. Und teilweise haben die Autoren ja Recht. Zum Beispiel, wenn es ums zweite Gleis zwischen Lübbenau und Cottbus geht. Eine hochpeinliche Angelegenheit! Das Gleis lag schon im 19. Jahrhundert. Nach 1945 wurde es abgebaut und als Reparationszahlung in die Sowjetunion geschleppt. Zuviel Kriegsgerät war darüber an die fernen und zuletzt ganz nahen Fronten gerollt.
Aber dann folgten mehr als 40 Jahre Aufbau und nochmal fast 30 Jahre Aufschwung Ost. Ohne zweites Gleis. 70 Jahre nichts! Der Cottbuser OB fragte jetzt rhetorisch: Wer sagt uns denn, dass sich in den kommenden 20 Jahren daran etwas ändert!? Der Bericht einer Kommission? Darin steht, dass der ICE in Cottbus halten soll. Allerdings fehlt wieder das Datum.
Auch das zweite Gleis stand schon mehrfach in Konzepten. Ohne Termin. Was dieses Beispiel zeigt, ist der Mechanismus: Ganz gleich in welchem wirtschaftlichen oder politischen System – Segnungen von „oben“ kommen „unten“ nur wirklich an, wenn sie hier beharrlich und wirkungsstark befördert werden. Das enthält einen wesentlichen Ratschlag fürs „Superwahljahr“ und die Zeit danach. Wenn sich die Fraktionen beharken, wird die Jahrhundertaufgabe Strukturwandel weiterhin nicht Wirtschaftsschlagzeilen, sondern die spöttelnden Feuilletons im Blätterwald bedienen. Politik im Land wie in den Kommunen braucht jetzt Zusammenhalt über manche Rangierweichen hinweg, sonst endet der Zug des Fortschritts auf einem toten Gleis.

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