An diesem Sonnabend feiern wir ihn – den Heiligen Abend! „O du fröhliche…“ klingt es in den gut gefüllten Kirchen und auch bei den geschmückten Bäumen in den Wohnstuben. Neben „Stille Nacht“ ist es das schönste, das feierlichste Lied der Weihnacht. „Christ ist geboren. Freue dich, o Christenheit.“ Gleich einer Hymne erhebt es die Gefühle, wenn das Lied am Ende des Gottesdienstes aus vielen Kehlen klingt. Fast jeder kann es mitsingen, auch so viele Menschen, die nicht regelmäßig zur Kirche gehen. Vor gut dreißig Jahren war das noch anders. Wir haben auf die Titelseiten unserer Zeitungen die Texte gedruckt, um die Freude an diesen schönen Liedern vielen Menschen zugänglich zu machen.
Heute ist das nicht mehr nötig, aber es ist nicht alles gut zu Weihnachten. Im Gegenteil. Mitte der Woche hieß es in den Nachrichten: Trotz gestiegener Lebenskosten muss ein Drittel der Menschen sein Kaufverhalten nicht ändern und kann unvermindert konsumieren. Welch entsetzliche Botschaft! Sie bedeutet, dass zwei Drittel sich trotz ihres Fleißes weniger leisten können als zuvor, und für einen großen Teil dieser Mehrheit genügt es längst nicht, sich „etwas einzuschränken“. Lausitzer müssen um Grundnahrungsmittel bitten und sich nicht selten selbst von den Tafeln abweisen lassen – die Regale sind leer.
Welch schaurige Bilanz einer Politik aus Hochmut und Unfähigkeit! Natürlich gehören alle, die Verantwortung für diesen Niedergang unserer Zivilisation tragen, zu dem erwähnten ersten Drittel, dessen ungeminderte Konsumtionskraft schamlos wie eine Erfolgsmeldung durch die staatlichen Sender gereicht wurde.
„Welt ging verloren. Christ ist geboren“ heißt es in unserem Lied voller Zuversicht. Wir rücken näher zusammen und hoffen in dieser Weihnacht, dass wenigstens einige jener Menschen, die mit der Last ihrer Verantwortung nicht zurecht kommen, in sich gehen und über bessere Wege in die Zukunft nachdenken.
Ich wünsche Ihnen allen gesegnete, frohe Weihnachten. J. Heinrich
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