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Kommentar: Osterfeuer

Sie können wieder lodern, die Osterfeuer, denen wegen Corona zwei Jahre Zwangspause auferlegt waren.
Das Verbot in der Pandemie galt natürlich nicht dem Verbrennen an sich, sondern den Zusammenkünften am Feuer. In den letzten Jahrzehnten hatte der uralte Brauch als Gemisch von heidnischer und christlicher Tradition riesigen Zuspruch gefunden. Selbst in Großstädten wie Hamburg und Berlin brennen wieder zahlreiche Feuer, an denen sich, kommerziell angeblasen, tausende Menschen tanzend und trinkend vergnügen.
In Dörfern und Städten der Niederlausitz sind die Osterfeuer in der Nacht zum Ostersonntag lichte Zeichen funktionierender Gemeinschaft. Organisiert werden sie in der Regel von den Jugendfeuerwehren, von der Dorfjugend oder von Vereinen. Alt und Jung begegnen sich im flackernden Licht, wärmen sich an der Glut und lassen sich inspirieren.
In diesem Jahr schwingt in vielen Orten beim Holzstapeln die Frage mit: Was ist uns eigentlich noch geblieben nach Coronastreit und Kriegshysterie? Stehen wir noch oder wieder vertrauensvoll zusammen?
In wendisch geprägten Dörfern sind Erntefeste und Fastnachtstänze ausgefallen. Ob nun das Feuer reicht, altes Miteinander zu erfrischen, muss sich zeigen. In einigen Fällen wurde schon auf das Ritual verzichtet, weil regelmäßig alkoholisierte Randalierer in gesellige Runden einfielen. Wer möchte schon dem Osterlicht unter Polizeischutz entgegensehen?
Während fromme Christen das Licht der Auferstehung, ihren Jesus Christus, singend in dunklen Kirchen ersehnen, hofft vielleicht der eine oder andere Bauer oder Gärtner abergläubisch auf die Kraft von Glut und Asche und vergräbt ein bisschen davon an den Ecken seines Feldes oder Gartenbeetes. Gute Ernten werden wir brauchen in diesem und den nächsten Jahren. Vor allem aber muss Friede sein, muss unseren politischen Köpfen Erleuchtung werden. Vielleicht finden sie hin zu den Osterfeuern und dort zu aller Herzen. J.H.

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