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Kommentar: Respekt

Jetzt hat sich die SPD, in Umfragen nur noch kurz vor den Liberalen aber weit hinter den Grünen liegend, doch noch mal ins Gespräch gebracht. Und das mit nur einem Begriff: Respekt.
Den will Olaf Scholz, der jetzt in Potsdam lebende Kanzlerkandidat aus Hamburg, einfordern und kultivieren. Das brachte ihm hauseigenen Beifall ein, doch seine Chancen aufs Amt bleiben gering. Zu leise und mütterlich war auch sein Auftritt zum 1. Mai im Cottbuser Autokino. Wer da noch Schröders „Arme hoch!“ damals in den Messehallen vor Augen hatte, wird denken: Bei allem Respekt – die deutschen Wähler wollen mal endlich wieder Power von ganz da oben, nicht nur dezente Intelligenz. Die sollte ja einfach nur Voraussetzung sein.
Aber Respekt eben auch. Da hat Olaf Scholz schon den Nerv getroffen. Respekt füreinander in den politischen Turbulenzen, aber auch Respekt gegenüber denen, die diesen Staat und deren fein gebügelte Repräsentanten tragen und ermöglichen. Das ist nicht mit Schlipsabbinden getan. Volksnähe hat mit tatsächlichem – nicht gespieltem – Respekt zu tun. Respekt gegenüber den vielen noch immer fleißigen Menschen im Land und auch gegenüber den Arbeitgebern und kleinen wie größeren Unternehmern, denen gerade in diesen Zeiten die Puste ausgeht. Was hat das mit Respekt zu tun, wenn Politik Betriebe stilllegt, weil ihr Dasein angeblich Gesundheit gefährdet? Wo bleibt der Respekt vor der Leistung berufstätiger Eltern, die nebenher auch noch ihre Kinder selbst unterrichten sollen? Etwas mehr wirklicher Respekt voreinander hätte in fast 15 Monaten Pandemie viele Entscheidungen sehr viel anders ausfallen lassen – weniger selbstgefällig und, offen gesagt, auch feige. Und schließlich bleibt noch, ganz richtig, über Respekt fürs Kanzleramt selbst nachzudenken. Vielleicht deutet Olaf Scholz da aus Insidersicht berechtigten Zweifel an einer Mitbewerberin an. Mit Takt und Respekt. J.H.

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